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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Beteiligten wissen sollte. Aber so, wie sie sich kennengelernt hatten ... wie sie eingewilligt hatte, Chester Airport zu sabotieren ... Schlussendlich hatte sie gar keine andere Wahl gehabt. Aber sie bezweifelte, dass Terrible das genauso sehen würde.
    Trotzdem würde sie es ihm sagen. Sie würde ihm alles von vorne bis hinten erklären, wenn er ihr bloß zuhören würde, und dann würde sie darauf hoffen, dass es etwas nützte.
    »Klar. Und lass uns zusehen, dass wir das schnell über die Bühne kriegen. Hab keinen Bock, mich groß mit dir zu unterhalten.«
    »Na, dann sind wir ja schon zu zweit.«
    Er starrte sie einen Moment mit undurchdringlicher Miene an, bevor er ans Autofenster klopfte und Fletcher sagte, er solle endlich rauskommen.
    Das tat er auch, allerdings schwankte er sichtlich. Chess runzelte die Stirn.
    »Kriegen Sie das auch wirklich hin, Fletcher? Vielleicht sollten Sie lieber im Auto warten.«
    »Unsinn. Horatio ist mein Freund. Ich bin es ihm schuldig, hier dabei zu sein.«
    »Tja, aber ...« Eine Bewegung rechts von ihr zog ihre Aufmerksamkeit an. Ein Mann, so dürr und schmutzig wie ein streunender Hund, steuerte aus einer Seitengasse auf sie zu. Das war an und für sich nicht weiter ungewöhnlich; die Chancen, dass man irgendwo auf einer Straße in Downside herumstand, ohne dass man es mit einem Bettler oder Straßenräuber zu tun bekam, waren ziemlich gering, und je länger man irgendwo als unbewegliches Ziel verharrte, desto geringer wurden sie.
    Mit Terrible an ihrer Seite machte sie sich um Straßenräuber und ähnliches Gesindel keine Sorgen. So, wie es zwischen ihnen stand, würde er sie zwar nicht beschützen, weil ihm an ihr lag, sondern nur, weil sie zusammen für Bump arbeiteten, aber das immerhin nahm er sehr ernst, das wusste sie. Verdammt, allein schon, dass sie trotz allem noch lebendig hier rumstand, bewies das ja schließlich, oder sah er sie etwa nicht an, als hätte er ihr am liebsten den Hals umgedreht?
    Aber an dem Neuankömmling kam ihr etwas merkwürdig vor. Vielleicht war es der seltsam starre Blick oder die Tatsache, dass er nicht recht zu wissen schien, was sein Körper gerade tat. Er ignorierte sie vollkommen, ignorierte auch die Chevelle, die halb auf dem Bürgersteig geparkt war. Als wären sie gar nicht da.
    »Hey!«, sagte Terrible, aber der Mann blinzelte nicht einmal. Die halb geschlossenen Augen waren starr geradeaus gerichtet und fixierten etwas, das für andere unsichtbar blieb, etwas, das seine Gesichtszüge erschlaffen ließ, bis ihm trotz der Kälte der Mund offen stand.
    Er sah aus wie ein Mann, der im Begriff war, mit einer Frau in die Kiste zu springen.
    Terrible und Fletcher mussten beide das Gleiche gedacht haben. Als es ihnen langsam dämmerte, sahen sie sich reihum an.
    »Die Prostituierten«, sagte Chess. »Die Freier ... die Männer. Sie bringen sie um.«
    »So möchte ich auch mal abtreten.« Fletchers Lächeln verblasste, als Chess und Terrible ihn fassungslos anstarrten. Er zuckte die Achseln. »Stimmt doch, oder? Wenn man erst mal in mein Alter kommt, macht man sich über so was schon allmählich Gedanken.«
    Chess griff zum Handy. »Wir brauchen Verstärkung. Wenn sich da ein Haufen Besessener rumtreibt, der vielleicht auch noch bewaffnet ist, kann uns das gefährlich werden, selbst wenn es nur ein paar sind.«
    »Ja, klar. Wir tun hier nichts, bevor Lex nich da ist, hm? Soll er erst seinen Senf dazugeben?«
    Ihr fiel auf die Schnelle keine angemessene Antwort ein, also warf sie ihm nur böse Blicke zu und wählte die Nummer. »Ich schlage vor, du rufst Bump an und sagst Bescheid.«
    »Interessiert mich ’n Dreck, was du vorschlägst.«
    Als Lex abnahm, klang seine sonst so kräftige, lebhafte Stimme gedämpft und träge. »Was gibts, Tülpi?«
    Sie erklärte ihm die Lage möglichst knapp, wobei sie immer wieder über die Schulter sah. Terrible hing seinerseits am Handy und verfolgte sie beim Auf- und Abgehen mit finsteren, harten Blicken, die überallhin vordrangen.
    »Ja, okay«, sagte Lex. »Dann komm ich wohl besser mal rüber. Bis gleich, ja?«
    »Jep.«
    Sie steckte das Handy wieder weg und nahm die schwarze Kreide aus der Tasche. »Kommt mal alle beide her. Wir werden ein bisschen Schutz brauchen.«

28
    Verstand und Mund lügen. Die Seele nicht.
    Familie und Wahrheit, eine kirchliche Broschüre
    des Ältesten Barrett
    Fletcher lehnte sich an den Kotflügel der Chevelle und rauchte eine Zigarette. Sein Gesicht war unter den magischen

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