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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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gedacht.
    Ein erneuter Krampf schüttelte sie und löschte den Gedanken aus ihrem Kopf. Sie biss sich auf die Lippe und schmeckte Blut. Wieder rebellierte ihr Magen; sie warf sich zum Mülleimer hinüber und übergab sich. Übergab sich immer weiter, bis sie auf dem Boden zusammenbrach. Sie hatte keine Kraft mehr zum Sitzen. Ihre Hände kratzten über den Teppich.
    Terrible hob sie auf und lehnte sie wieder gegen die Wand. »Ganz ruhig, Chess. Wollen dich mal auf die Beine bringen, ja? Gib mir deinen Arm.«
    »Wa... nein, nein. Keine Nadeln, bitte, nur keine Nadeln ...«
    »Dir bleibt nichts anderes übrig, Baby. Na los. Wenn du nichts bei dir behalten kannst, kannste auch keine Pillen schlucken. Glaub’s mir, Chessiemädchen. Vertrau mir.«
    »Kann nicht.«
    »Doch, du kannst. Na los. Hab in dem Schnee da draußen ’ne Menge Fußspuren hinterlassen, die zeigen wie 'n Signalpfeil hierher, verstehste? Hab nicht mehr viel Zeit, bevor das wer sieht, wenn die Wachleute wirklich die Runden laufen, wie du gesagt hast.«
    Luft strich über ihren Körper, als er sie aufhob und ins Bad trug, wo er sie auf die kalten Fliesen setzte. Sie hielt die Augen geschlossen. Es war zu hell. Mit den weißen Fliesen und dem weißen Licht sah es aus wie in einem blank geputzten Irrenhaus. Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie es hier aussehen musste, trotz ihrer erbärmlichen Reinigungsversuche. Sie wollte das nicht sehen. Und sie verabscheute den Gedanken, dass er all das mitkriegte, den Dreck und sie in BH und Höschen, wie eine Leiche, die auf den Abtransport wartet. So schwach, so verdammt schwach war sie ...
    Der Gummischlauch fühlte sich leicht klebrig an. Der schwache Schmerz in ihrem Arm, als er den Knoten zuzog, das klatschende Geräusch, als der Schlauch zurückschnalzte. Der scharfe Alkoholgeruch, die kalten Fliesen an der Haut. Sie schluckte, schluckte noch einmal. Sie trommelte mit den Füßen auf den Boden. Gleich war es so weit. Oh Scheiße, gleich war es so weit, die Nadel war ihr zuwider, aber die Erlösung war nahe, und deshalb war es ihr egal, so vollkommen egal...
    »Machste mal ’ne Faust?« Er schloss die Finger um ihre, um ihr zu helfen. »Gib mir ’ne Faust, Baby, komm schon. Mach ’ne Faust für mich, okay?«
    Sie versuchte es, kämpfte gegen den sengenden Schmerz an. Schloss die Finger so fest sie konnte, ließ locker, ballte erneut die Faust. Als er ihr sanft auf die Arminnenseite schlug, hätte sie beinahe aufgeschrien, aber sie biss die Zähne zusammen und ballte immer wieder die Faust, immer wieder ...
    Es tat nicht weh. Kein Vergleich mit neulich, wo sie sich das Gegengift gespritzt hatte. Sie spürte den Einstich, spürte, wie die Nadel eine Sekunde in ihrem Fleisch steckte, spürte, wie Terribles Hände sich bewegten. Spürte, wie sich die Kanüle löste.
    Spürte ... Fuck. Oh ja. Verdammt, ja.
    Immer noch erniedrigend, ja. Immer noch grauenhaft. Aber jetzt spielte das keine so große Rolle mehr, oder? Nein. Nein, denn ihre Muskeln entspannten sich. Tränen der Dankbarkeit brannten ihr in den Augen, und ihr Magen kühlte ab und beruhigte sich wieder. Die Kopfschmerzen verschwanden.
    »Danke«, flüsterte sie. Lichter tanzten hinter ihren Lidern, wunderschöne, friedliche Lichter. »Danke ...«
    Der Mülleimer tauchte unter ihrem Kinn auf, noch bevor ihr klar war, dass sie ihn brauchen würde, dann übergab sie sich noch einmal, ohne auch nur das Geringste dabei zu empfinden. Fantastisch. Einfach fantastisch. Kühler, feuchter Stoff wischte ihr über den Mund und das Gesicht, angenehm auf der verschwitzten Haut. Sie seufzte und legte den Kopf in den Nacken, sodass er auch an Hals und Brust herankam.
    Sie wünschte sich sehr, dass er sich auch weiter unten um sie kümmern würde, ihr Schweiß, Blut und Tränen wegwischte, wie er ihr das Elend weggewischt hatte, und dass er sie wieder sauber und heil machte.
    Sie riss die Augen auf. Terrible. Sie hatte Terrible angerufen. Wo er sie doch hasste. Sie betrogen und an Bump verraten hatte und überhaupt an ihrer ganzen Situation schuld war.
    Aber als sie ihn so sah, wie er da neben ihr hockte und ihr prüfend ins Gesicht sah, war ihre Wut plötzlich verraucht. Vielleicht war sie einfach nur zu high. Das war doch mal ein herrlicher Gedanke. Endlich wieder high, endlich wieder Frieden. Die bösen Erinnerungen fort, die wütenden, anklagenden Stimmen verschwunden. Alles weg, und nichts spielte mehr eine Rolle. Nicht mal, wie sauer sie eigentlich

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