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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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konnte ja wenigstens irgendwas tun, oder? Nur um zu beweisen, das sie nicht ganz so schlecht war, wie alle sagten, nicht so wertlos, dass sie nicht... Tränen liefen ihr übers Gesicht und tropften ihr auf die Hände. Die anderen hatten recht, sie war tatsächlich wertlos.
    Wieder Hitze, brennende Hitze. Der Ohnmacht nahe. Sie glaubte, im Zimmer etwas Blasses zu sehen, etwas, das vor der offenen Badezimmertür vorbeihuschte ...
    Sie krachte mit der Schulter voran auf den Boden, als sie ein weiterer Krampf schüttelte, diesmal noch schlimmer als die vorigen, er drängte sie aus ihrem Körper, aus dem Bewusstsein. Sie wollte schreien. Wollte am liebsten schreien, bis sie für immer das Bewusstsein verlor.
    Der Schrank war genau vor ihrem Gesicht. Sie brauchte vier Anläufe, bis sie den Türgriff zu fassen bekam und die Tür aufmachte. Die scharfe Kante prallte ihr gegen den Schenkel und schrappte über die nackte Haut. Fühlte sich gut an. Linderte das Jucken. Sie machte es noch einmal, immer wieder, bis ihr der Arm wehtat und ein weiterer Krampf ihr die Hand krümmte, sodass sie den Türgriff loslassen musste.
    In dem Schrank war es zu dunkel, um etwas zu erkennen. Rasierklingen? Abflussreiniger? Irgendwas. Sie hielt das nicht mehr länger aus. Sie ertrug das Gefühl nicht mehr. Die tiefste Geisterhölle, die finsterste Gefängnisgrube in der Stadt konnte nicht so schmerzen. Selbst das, was sie im Gefängnis Nummer zehn gesehen hatte, war nicht so schlimm gewesen. Da gab es immerhin Atempausen.
    Das hier war die Strafe für alle ihre Sünden, zahlte sie denn in diesem Augenblick nicht genug für alle? Wenn der Psychopomp - ihr Psychopomp, der kam, um sie zu holen - ihre Seele auf den gefiederten Rücken nahm und sie in den Untergrund trug, würde er das doch wissen, es spüren, oder?
    »Ich hab schon bezahlt«, jammerte sie, und der Klang ihrer eigenen Stimme jagte ihr Angst ein. »Ich hab mehr als genug bezahlt.«
    Sie strich mit der Hand über den Schrankboden. Nichts. Nicht mal ein Scheißwaschlappen, den sie sich in die Kehle schieben konnte. Ersticken war doch gar nicht so schlimm, oder? Bestimmt ging es ganz schnell.
    Ihre Beine traten ziellos in die Luft. Sie wollten einfach nicht stillstehen. Sie übergab sich erneut und schaffte es kaum noch, den Kopf zu heben, um sich nicht selbst zu erwischen. Und ihr Kopf schmerzte. Tat so unendlich weh. Als ob jemand mit einem Hammer darauf eindrosch, immer und immer wieder, und sie damit verprügelte, sie überallhin schlug. Ihr Blick war rot verschleiert vor lauter Blut.
    Wieder zog etwas Weißes an der Tür vorbei. Eine vage menschenähnliche Gestalt schwebte dort. So groß. Fast so groß wie ...
    Die Umrisse der Gestalt verwischten wieder. Muss aufhören zu heulen. Sollte wirklich aufhören zu heulen. Welche Rolle spielte das jetzt noch? Gut, dass ein Geist da war. Er würde sie töten. Er würde all dem ein Ende machen, verdammt, sie konnte es kaum erwarten, bitte sofort Schluss machen ...
    Ihre Arme zitterten unter ihrem Gewicht. Sie kroch aus dem Badezimmer. Muss den Geist finden. Sie würde ihn finden und dann ... hier waren schwere Gegenstände im Zimmer, oder? Er würde ihr den Schädel zerschmettern. Es würde ganz schnell gehen. Und dem Schmerz ein Ende machen.
    Sie brach zusammen und kroch auf dem Bauch zum Bett. Der Geist stand reglos in der Ecke. Sah er sie denn nicht? War sie überhaupt noch hier?
    Sie hatte ihr Messer nicht dabei. Hatte es nicht eingesteckt. Hatte überhaupt nichts eingesteckt, auch ihre Pillen nicht, oh Scheiße, ihre Pillen, sie brauchte sie so dringend, sie konnte ohne sie nicht leben, sie hielt es einfach nicht mehr aus ...
    Es dauerte Stunden, bis sie ihre Tasche geöffnet hatte. Der Geist blieb am Fenster. Vor dem Fenster nichts als Schwärze. Es hatte aufgehört zu schneien. Das nützte ihr jetzt natürlich einen Scheißdreck, so konnte sie schließlich nicht fahren, konnte nicht aus dem Zimmer, nicht die Treppen runtergehen und schon gar keinen Wagen lenken. Sie würde es nicht mal schaffen, sich die Schuhe anzuziehen, ihre Zehen krampften sich zusammen und ballten sich oben an den Füßen wie tote Mäuse.
    Etwas Kleines, Kühles schob sich in ihre Handfläche. Ihr Handy. Die Außenwelt. Sie konnte jemanden anrufen.
    Jemanden, den sie wollte ... den sie brauchte. Der Einfall brachte sie ein bisschen zur Besinnung, und sie umklammerte das Handy, als wäre es ein volles Pillendöschen.
    Der Geist rührte sich nicht. Sah sie nicht

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