Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
war uns die ganze Zeit auf den Fersen. Er hat ganz aufmerksam zugehört, obwohl er natürlich kein Wort davon verstanden hat. Schließlich sprachen wir deutsch. Trotzdem hatte er ständig etwas Englisches hinzuzufügen. Das war sehr lustig.
Dass der Beruf eines Seemannes auf der Brücke ein Traumberuf ist, kann ich im Laufe dieser Reise mehr und mehr nachvollziehen. Aber die Arbeit im Maschinenraum? Dass das ein Traumberuf sein soll, ist mir ein Rätsel. Aber Herr Zink erklärte mir alles mit unglaublicher Begeisterung. Das war wirklich beeindruckend.
Dann waren wir noch vorn beim Bugstrahler. Und wir haben zugesehen, wie der kiribatische Bootsmann den Anker warf. Jetzt liegen wir vor Aruba und warten wieder einmal.
Tag 10 – Kurz vor Aruba
9.50 Uhr
Zwei Schiffe sind noch vor uns dran. Ich glaube, Aruba hat nur einen einzigen Liegeplatz für Containerschiffe. Heribert sagte, der Hafen sei eigentlich für Kreuzfahrtschiffe ausgelegt.
17.50 Uhr
Das Schiff ruckelt immer mal wieder. Das bedeutet, dass die Maschine kurz hochgefahren wird, um die Position zu halten. Der Anker ist nämlich schon wieder oben. Das heißt, dass es nun eigentlich nicht mehr lange dauern sollte.
Heute Mittag habe ich beim Essen zum ersten Mal komplett auf Fleisch verzichtet. Ich kann es einfach nicht mehr sehen. Mr. Steward reagierte erst etwas verständnislos, als ich nur Reis und Gemüse verlangte. »No meat?«, fragte er mich dreimal. Dann sah er hilfesuchend zu Heribert. Später brachte er mir dann aber einen wunderbar vegetarischen Teller.
Nach dem Abendessen ging ich kurz zu Cooky in die Kombüse und fragte ihn, ob ich ihm morgen etwas helfen dürfe. Ich möchte mich endlich einmal nützlich machen. Den ganzen Tag nur essen, lesen und schlafen ist auf Dauer doch etwas langweilig. Ich glaube, Cooky war zunächst etwas verwundert, er lächelte aber nett und sagte, wenn ich wolle, könne ich gern helfen. Um 9 Uhr morgen früh beginnt meine Arbeit als Küchenhilfe.
19.30 Uhr
Heribert wurde gerade zum Standby gerufen. Wir legen also bald an. Endlich! Jetzt soll ich für ihn ein paar Aruba-Florin aus seiner Gelddose zusammensuchen. Heribert ist so ein Chaot! Er hat einfach sämtliche Münzen und Scheine der verschiedensten Länder in eine Metalldose zusammengekippt. Die Aufgabe, bestimmte Münzen herauszusuchen, ist wirklich mühsam, hat aber andererseits auch etwas Gutes. Es bedeutet nämlich, dass wir heute Abend noch an Land gehen.
23.00 Uhr
Wir waren tatsächlich an Land. Wenn auch nur ganz kurz. Die Supermärkte waren schon geschlossen, deshalb waren wir nur an einer Tankstelle. Wir kauften Cola, Chips, Schokolade und eine kleine Schokoladentorte für Herrn Zink, denn der hat morgen Geburtstag. Dann liefen wir noch etwas durch die Gegend, machten ein paar Fotos, und um 21.20 Uhr waren wir wieder zurück auf dem Schiff.
Heribert schenkte jedem Kiribati, der arbeiten musste und somit nicht an Land konnte, einen Schokoriegel. Das fand ich sehr süß von ihm. Und bei der Torte für Herrn Zink soll ich behaupten, dass sie von mir sei und nicht vom Zweiten Offizier. Heribert hat wohl Angst, dass seine Autorität leiden könnte, wenn er zu nett zu den Auszubildenden ist.
Tag 11 – Auf dem Weg nach Manzanillo (Panama)
8.30 Uhr
So stark geruckelt und vibriert wie heute hat das Schiff noch nicht, seitdem ich hier bin. Heribert sagt, das liege daran, dass wir gerade sehr schnell fahren. 20,5 Knoten. Das sind knapp 40 Kilometer pro Stunde. Ich bin heute extra früh aufgestanden, schließlich habe ich etwas vor. Pünktlich um 9 Uhr will ich in der Kombüse sein.
13.00 Uhr
Meinen ersten Arbeitseinsatz habe ich gut überstanden. Der Koch ist wirklich sehr nett. Er ist auch ein Kiribati, sein richtiger Name ist Temauro Tebarino. Er ist 54 Jahre alt, ziemlich klein, ein bisschen rundlich, und er fährt schon seit seinem 18. Lebensjahr zur See. Ich habe ihn den ganzen Vormittag über ausgefragt. Er besuchte als einer der Ersten die Seefahrtschule, die Ende der 60er Jahre von deutschen Reedereien auf Kiribati eröffnet wurde. Erst war er Steward, er bediente die Offiziere und putzte deren Kammern. Dann machte er auf der Seefahrtschule eine Ausbildung zum Koch. Wegen des Geldes, sagte er. Er ist verheiratet und hat drei Söhne. 14, 17 und 19 Jahre alt. Er muss Geld verdienen, um seinen Kindern die Schule und das Studium zu finanzieren. Auch die Kinder seiner Schwester finanziert er mit. Familie ist auf Kiribati sehr
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