Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Weg zurück nach Puerto Cabello
8.45 Uhr
Nun sind wir auf dem Weg zurück nach Puerto Cabello. Heribert hat direkt nach seiner Wache beim Ablegen geholfen. Jetzt schläft er. Ich werde mal hinunter in die Kombüse gehen und mich etwas nützlich machen. Heute ist Sonntag. Ich muss also Kuchen backen.
13.30 Uhr
Der Kuchen ist leider nichts geworden. Er ist einfach nicht aufgegangen. Eigentlich sollte es ein großes Blech mit Brownies werden, herausgekommen ist ein großer, flacher Schokoladenkeks. Egal. Es schmeckt trotzdem. Cooky will den Kuchen um 15 Uhr in die Messen stellen. Ein Teller kommt in die Mannschaftsmesse, ein Teller in die Offiziersmesse.
Ich gehe jetzt nach oben zu Heribert auf die Brücke. Über meine Keks-Geschichte wird er sicher herzlich lachen.
Tag 14 – Auf dem Weg nach Puerto Cabello
15.00 Uhr
Gerade habe ich wahnsinnig viele Delphine gesehen. Bestimmt 40 oder 50 Stück. Es war eine ganze Großfamilie, die minutenlang neben der Bordwand mitgeschwommen und immer wieder aus dem Wasser gesprungen ist. Herrlich. Jetzt muss ich mich schnell für die Feueralarmübung umziehen.
21.00 Uhr
Der Drill (so heißt diese Übung) war sehr aufregend. Es gab sogar einen Einsatz gegen ein angebliches Feuer. Und ein Verletzter musste auch geborgen werden. Herr Zink spielte den Verletzten, der von zwei Rettungskräften aus dem brennenden Schiffsinneren gerettet wurde. Einige Crewmitglieder mussten Feuerschutzanzüge anziehen. So richtig mit Atemmasken und Sauerstoffflaschen. Ein Feuerwehrschlauch wurde auch ausgerollt. Das Löschwasser spritzten sie allerdings ins Meer und nicht an Deck. Das vermeintliche Feuer konnte angeblich aber nicht gelöscht werden, und so mussten alle Besatzungsmitglieder ins Rettungsboot klettern. Auch ich saß irgendwann im Rettungsboot. Ich hatte große Angst davor, dass sie es noch hinunter ins Meer lassen würden. Aber das war diesmal nicht der Fall. Glück gehabt. Heribert hat die Übung geleitet. Und ich finde, er hat es richtig gut gemacht.
Nach der Übung bin ich wieder hinunter in die Kombüse gegangen. Dort habe ich dann fleißig Frikadellen geformt und gebraten. Danach habe ich gestunken wie eine Frittenbude.
Heute habe ich auch endlich meine 22 Postkarten geschrieben. Die meisten Postkarten haben Panama-Motive, manche waren aus Aruba und einige aus Venezuela. Erstaunlich, dass Heribert so viele Postkarten hat, wo er doch selbst kaum welche schreibt. Jetzt tut mir meine Hand weh. Ich kann kaum noch den Stift halten. Heute Nacht kommen wir übrigens wieder in Puerto Cabello an. Morgen früh heißt es wieder Landgang. Ich kann es kaum erwarten.
Tag 15 – Puerto Cabello (Venezuela)
8.00 Uhr
Um ca. 3 Uhr morgens sind wir zum zweiten Mal in Puerto Cabello eingelaufen. Kurz nach 6 Uhr ist Heribert ins Bett gekommen. Knapp zwei Stunden später hat schon wieder der Wecker geklingelt. Ich glaube, Heriberts Laune ist heute noch schlechter als beim letzten Mal. Ich habe mal gelesen, dass Schlafentzug eine sehr beliebte Foltermethode ist. Der Ärmste. Ich würde auch allein einen Landgang machen. Das möchte er aber partout nicht. Er sagt, das sei viel zu gefährlich.
12.15 Uhr
Wir sind zurück. Der Landgang war richtig schön. Und Heriberts Laune wurde auch immer besser. Wir waren wieder schwimmen, und wir waren auch wieder in dem kleinen Supermarkt vom letzten Mal. Eine Post haben wir leider nicht gefunden. Dann werden meine 22 Postkarten eben noch ein bisschen mit uns reisen.
Heribert arbeitet schon wieder. Ach ja, heute durfte endlich der Chief Mate (also der Erste Offizier) nach Hause. Fast zwei Wochen später als geplant. Wir haben uns heute Morgen noch kurz von ihm verabschiedet. Während wir an Land waren, wurde er abgeholt. Mal sehen, wie Vladimir sich allein so macht.
Tag 16 – Puerto Cabello (Venezuela)
11.00 Uhr
Wir sind noch immer nicht ausgelaufen. In letzter Minute sind noch ein paar Container hinzugekommen, die geladen werden müssen. Heribert erklärte mir, dass es immer eine sogenannte Pre-List gäbe, die vorab feststünde, und dann noch eine Final-List. Somit kann sich an der Planung immer auch kurzfristig etwas ändern.
15.00 Uhr
Vor einer halben Stunde haben wir Puerto Cabello wieder verlassen. Diesmal war ich während des Ablegemanövers auf der Brücke. Es war wirklich spannend, das Ganze mal von oben zu beobachten. Um 13.20 Uhr kam der Lotse an Bord. Ganz schick erschien er in seiner khakifarbenen Lotsen-Uniform. Auf
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