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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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in Hongkong gelandet. Ich schicke Heribert eine SMS. Ich schreibe, es gehe mir gut und ich hätte den Großteil des Fluges nun hinter mir. Ich entschuldige mich auch dafür, dass ich bei unserem letzten Telefonat so zickig war. Heribert hat mir erzählt, dass sein Kapitän demnächst abgelöst werden soll und dass er gegenüber der Reederei eine Empfehlung für Heribert als seinen Nachfolger abgegeben habe. Das könnte bedeuten, dass Heribert schon bald zum Kapitän befördert wird. Jetzt ärgere ich mich darüber, nicht genauer nachgefragt zu haben. Wie wahrscheinlich ist das Ganze denn überhaupt? Ich entschuldige mich für mein Desinteresse und wünsche ihm viel Glück. Es wird eine lange SMS.

    In Hongkong ist es schon spät am Abend. Der Terminal ist fast menschenleer, die meisten Geschäfte haben geschlossen. Vielleicht wird auch mein Flugzeug leer bleiben, so hoffe ich zumindest. Eine Stunde lang laufe ich schnellen Schrittes auf und ab. Während die anderen Passagiere auf Laufbändern durch den Terminal gleiten, gehe ich neben diesen Bändern her. Ich muss mir die Beine vertreten. Bei Langstreckenflügen befürchte ich immer einen Blutstau in den Adern. Aus diesem Grund trage ich auch Thrombose-Strümpfe. Vor meinem Abflug in Berlin habe ich außerdem eine Aspirin genommen, während des Fluges dann noch eine. Die Tabletten verdünnen das Blut, den Tipp gab mir irgendwann einmal ein Apotheker. Heribert hat mich ausgelacht, als wir im vergangenen Jahr gemeinsam nach Australien flogen und ich ihm ebenfalls eine Tablette angeboten habe.

    Beim Abflug in Hongkong habe ich dann tatsächlich zwei Sitze für mich allein. Im ganzen Flugzeug gibt es keine Kinder. Ich bin erleichtert und schlafe nach dem Abendessen sofort ein. Bei der Landung in Sydney ist es 8 Uhr morgens. Ich hatte Eileen gesagt, sie müsse mich nicht abholen. Aber sie hatte darauf bestanden. Ich wollte ihr keine Umstände bereiten, aber natürlich fand ich es schön, abgeholt zu werden. In Berlin werde ich fast nie abgeholt. Ich bin immer ganz traurig, wenn ich durch die Zollkontrolle komme, in all die erwartungsvollen Gesichter blicke, die auf ihre Liebsten warten, und ich wieder einmal allein nach Hause fahre.
    Heute in Sydney ist es anders. Ich komme aus dem Sicherheitsbereich und sehe als Erstes Eileen und Vito in der Ankunftshalle stehen. Als Eileen mich sieht, fängt sie an zu weinen. Sie läuft auf mich zu. Wir umarmen uns. Jetzt muss auch ich weinen. Noch während der Umarmung sagt sie, wie sehr sie sich freue, dass ich tatsächlich da sei. In diesem Moment weiß ich, dass es richtig war, zu ihr zu fliegen.
    Durch eine große Glastür verlassen wir das Flughafengebäude. Es ist heiß. Die Sonne scheint, und keine Wolke ist am Himmel. Die Wärme fühlt sich gut an. Wir steigen ins Auto, ich setze mich nach hinten und bin wieder einmal irritiert, dass sich das Lenkrad auf der rechten Seite befindet und alle Autos links fahren. Nach nur 15 Minuten kommen wir vor dem Haus an, in das Eileen und Vito erst vor ein paar Monaten eingezogen sind. Sie wohnen hier zur Miete, das Haus gehört Vitos Eltern. Es ist riesig, am Eingang stehen alte Säulen, drinnen gibt es hohe Decken, Stuck und herrlich alte Kronleuchter. Der Fußboden besteht aus neu abgeschliffenen Dielen, die etwas knarren, als ich über sie laufe.
    Eileens Familie ist schon vor ein paar Tagen angereist. Ihre Eltern und ihre Schwester mit Freund sitzen in der Küche. Ich werde herzlich empfangen. Wir setzen uns zu ihnen an den großen Tisch und frühstücken. Eileen hat für ihren Besuch aus Deutschland extra dunkles Brot und dunkle Brötchen in der German Bakery gekauft. Auf dem Tisch stehen Marmelade, Honig und Nutella. Für mich gibt es Cream-Cheese, Gouda, Salat und Tomaten. Eileen kennt meine Frühstücksmarotten. Wir reden über die Hochzeit. Über den geplanten Tagesablauf, die Kirche, das Essen, den Fotografen und die Tischordnung.
    »Wir haben übrigens einen sehr charmanten Tischnachbarn für dich organisiert«, sagt Eileen ganz nebenbei. »Du wirst ihn mögen. Er heißt Jack, er ist ein Freund von Vito und ein echter Weiberheld.« Vito kann kaum Deutsch. Was Eileen jetzt sagt, versteht er trotzdem. Er sieht mich an und grinst.
    »Das ist ja super«, sage ich mit vollem Mund. Fast hätte ich mich an meinem Käsebrot verschluckt. Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Von Heriberts und meinem Jahrestag habe ich Eileen nichts erzählt.
    »Warum bist du eigentlich noch nicht

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