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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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packen und mich von allen verabschieden.
    Ich könnte dir jetzt in allen Einzelheiten von meinem Tag berichten, aber das kann ich auch nachher zu Hause machen. Und dir dann passend dazu auch ein paar Fotos zeigen. Nur so viel: Die Menschen hier sind unglaublich nett und gastfreundlich. Ich könnte seitenweise davon berichten und würde ihnen doch nicht gerecht werden.
     
    Das Tolle an diesem Flugzeugbrief ist übrigens, dass es gar keinen schnelleren Weg gibt, ihn dir zukommen zu lassen, als durch mich. Du bekommst ihn also vom schnellsten und liebenswertesten Postboten der Welt. Wenn das nichts ist?
    Die Zeit an Bord war übrigens richtig schön. Das darfst du jetzt aber nicht falsch verstehen. Viel schöner wäre die Zeit natürlich gewesen, wenn ich sie mit dir hätte verbringen können. Was ich lediglich damit sagen wollte, war, dass sowohl die Besatzung als auch der Kapitän für eine sehr angenehme Stimmung an Bord gesorgt haben. Alle haben sich gut verstanden, und die Leute in den Häfen der Türkei waren sehr nett zu uns.
    Habe ich dir eigentlich schon geschrieben, wie wahnsinnig ich dich in den vergangenen Monaten vermisst habe? Es verging keine Sekunde, in der nicht mindestens ein Gedanke an dich durch mein Hirn geflogen ist. Okay, das war jetzt eine etwas komische Formulierung, aber ich hoffe, du weißt, was ich meine. Es ist aber auch wirklich schwierig, sich vor lauter Vorfreude noch auf das Schreiben eines Briefes zu konzentrieren. In weniger als drei Stunden darf ich dich endlich wiedersehen. Ich freue mich schon auf den Moment, wenn ich dich am Flughafen endlich wieder drücken darf und du mich fast erwürgst. Zumindest hoffe ich, dass es so sein wird. Vorhin am Telefon hast du leider nicht ganz so fröhlich geklungen. Du hast mir mal wieder meine Schreibfaulheit der vergangenen Monate vorgeworfen. Liegt mein letzter Brief an dich wirklich schon fast ein Jahr zurück? Das kann ich kaum glauben.
    Wer weiß, vielleicht steigert sich deine Vorfreude auch noch etwas. Denn schließlich kommt der Mann deiner Träume, der Vater deiner ungeborenen Kinder und der Lieblingsschwager deines Bruders nach einer langen und sehr anstrengenden Zeit voller Abenteuer und Gefahren zu dir zurück.
    Liebe Nancy, gleich gibt es etwas zu essen. Und der Typ neben mir schaut mir ständig auf den Brief. Wahrscheinlich will er mitlesen, aber das möchte ich nicht. Der Brief ist doch für dich und nicht für dieses Riesenbaby neben mir. Oh, hoffentlich liest er das jetzt nicht. Entschuldige bitte, meine Schrift wird immer schlimmer. Aber das Flugzeug ruckelt auch immer stärker. Und außerdem kann der Typ neben mir nichts lesen, wenn ich so schmiere. Ha, ich glaube, es hat funktioniert. Er scheint das Interesse an dem Brief verloren zu haben. Im Augenblick liest er zumindest irgendetwas anderes. Ich werde jetzt schnell etwas essen. Ich melde mich gleich noch mal …
     
    … Oh, nein, ich bin nach dem Essen einfach eingeschlafen. Aber das war nicht meine Schuld, sondern die Schuld der Stewardessen. Sie haben die Tabletts einfach viel zu spät abgeräumt. In der Zeit des Wartens bin ich einfach eingeschlafen. Das tut mir so leid! Jetzt schaffe ich leider keine sechs Seiten mehr. Dabei habe ich mir fest vorgenommen, dir mindestens sechs Seiten zu schreiben. Aber jetzt sind wir schon im Landeanflug. Ich liebe dich! Und das Tollste ist, das kann ich dir gleich selber sagen … Ich freu mich soooooooooooo …
    Dein Heribert
    »Und er kommt Weihnachten wirklich nicht nach Hause?« Diese Frage musste ich in den vergangenen Tagen gefühlte einhundert Mal beantworten. Und jedes Mal musste ich in betroffene, regelrecht erschütterte Gesichter blicken. Wie stellen sich die Leute das denn vor? Denken die, dass alle Seeleute Weihnachten nach Hause fliegen und ihre Schiffe dann verwaist irgendwo im Ozean herumtreiben? »Nein, Heribert kommt Weihnachten nicht nach Hause«, sage ich und versuche, dabei freundlich zu klingen. Natürlich fände ich es schön, wenn Heribert nach Hause käme. Aber eigentlich ist es auch gar nicht so schlimm, weil wir Weihnachten ohnehin nicht gemeinsam verbringen würden.
    Selbst wenn Heribert an Land wäre, würde er Weihnachten bei seinem Vater und seinen Freunden in Niederbayern verbringen, und ich würde zu meiner Familie und meinen Freunden nach Falkenberg fahren. Das war schon immer so. Da gibt es keine Kompromisse. Weihnachten heißt für mich Familie, es gibt Mamas Kartoffelsalat und einen echten Baum

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