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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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Kapitän ist?«
    Was soll ich auf diese Frage antworten? »Das musst du schon deinen Sohn fragen«, sage ich schließlich und lenke vom Thema ab.
    Am Abend ist dann irgendwann der Akku des Telefons leer. Ich war weder einkaufen, noch habe ich meine Wäsche gewaschen. Der Rucksack steht noch immer vollgepackt neben dem Sofa. Jetzt habe ich auch keine Lust mehr, ihn auszupacken. Erschöpft, aber glücklich gehe ich ins Bett.
    Singapur, 06. 12. 2007
     
    Hallo, meine liebe Nancy,
    heute ist Nikolaustag. Hier an Bord ist es ein Tag wie jeder andere, doch ich hoffe, dass du wenigstens ein paar Kleinigkeiten in deinem Stiefel gefunden hast.
    In knapp zwölf Stunden kommen wir in Singapur an. Dort, so hoffe ich zumindest, kann dieser Brief dann die lange Reise zu dir nach Berlin antreten. Ich vermisse dich ganz schön. Nicht, dass das neu wäre. Aber dieses Mal ist es sogar noch ein bisschen schlimmer als sonst. Ich glaube, es liegt daran, dass du beim letzten Mal zu mir an Bord gekommen bist. Diesmal kommst du leider nicht, und somit kommt mir die Zeit, die ich hier noch ohne dich verbringen muss, so unendlich lang vor.
    Leider klappt es hier auch nicht so richtig mit dem Internet. Jetzt können wir also noch nicht einmal skypen. Aber genug von der Sehnsucht. Ich möchte dir jetzt ein bisschen von hier erzählen.
    Der Flug hierher war leider nicht ganz so entspannend. Ich saß eingequetscht zwischen zwei etwas korpulenteren Herren. An Schlaf war also beim besten Willen nicht zu denken. In Singapur angekommen, wartete direkt an der Flugzeugtür eine Agentin auf mich. Sie half mir durch die Zoll- und Passkontrolle. Und dann ging es auch schon ins Hotel. Mein Zimmer dort war sehr gemütlich, ich legte mich noch ein letztes Mal für die nächsten Monate in die Badewanne und entspannte mich etwas. Dann ging ich abendessen und schlief ein paar Stunden. Am nächsten Morgen wurde ich abgeholt.
    Im Auto saß schon eine Kiribatin, sie war die neue Stewardess. Sie sollte die alte Stewardess ablösen, weil diese schwanger war. Aber keine Sorge, keine der Damen könnte dir auch nur im Entferntesten gefährlich werden. Wir fuhren zum Schiff, und dort wurde ich gleich wärmstens vom Kapitän empfangen. Wir kannten uns schon von einer anderen Reise. Nach einem kurzen Gespräch machte ich mich auf, um die Übergabe mit dem alten Zweiten Offizier zu beginnen. Der wollte auch so schnell wie möglich nach Hause. Nach nur einer knappen Stunde war alles gesagt, und er verabschiedete sich. Ich packte dann erst einmal meine Sachen aus und las noch etwas im Übergabeprotokoll. Um 15 Uhr übernahm ich dann zum ersten Mal die Wache.
     
    Die Häfen, die wir in den letzten Wochen angelaufen sind, sind bis auf Shanghai und Singapur eher klein. Das ist ganz praktisch, weil wir so öfter an Land konnten. Aber wie gesagt, es gab leider nirgends im Hafen Internet.
    Die Besatzung ist eher gewöhnungsbedürftig. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich noch nicht lange hier bin. Derjenige, der am meisten nervt, ist der Erste Offizier. Er hat wohl etwas gegen »Schnellgetickte«, so nennt er jedenfalls meinen bisherigen Werdegang. Egal, wir müssen ja keine Freunde werden.
    Meine Kammer ist kleiner als die auf dem letzten Schiff. Und auch nicht mehr ganz so gut in Schuss. Ich bin so froh, dass es beim letzten Mal geklappt hat und du an Bord mitgefahren bist. Mein jetziges Schiff und das Fahrtgebiet sind nämlich um einiges unattraktiver.
    Oh, entschuldige bitte. Ich wurde gerade angerufen. Die neue Stewardess hat Probleme mit einem Weisheitszahn. Ich habe ihr zwar schon etwas zum Spülen und etwas gegen die Schmerzen gegeben, aber ich werde es mir besser noch einmal ansehen. Natürlich rein medizinisch. Ja, ja, ich bin hier auch der Zahnarzt vom Dienst.
    Ich vermisse dich ganz wahnsinnig!
    Ich liebe dich! Dein Heribert
    »Er hat gesagt, er will dich im August heiraten.« Die Verbindung nach Brasilien ist schlecht, deshalb bin ich nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden habe.
    »Mona, könntest du das bitte noch einmal wiederholen? Ich verstehe dich kaum.«
    Heriberts Mutter kichert am anderen Ende der Leitung. Wie ferngesteuert gehe ich mit dem Telefon zum Fenster. Ich hoffe auf besseren Empfang, aber das bringt natürlich nichts, schließlich telefoniere ich über das Festnetz. In der Leitung knackt es immer wieder, manchmal scheint die Verbindung auch ganz tot zu sein. Es ist der 20. Dezember, Heriberts Mutter hat heute Geburtstag.
    »Er

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