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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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es einfach nicht ausstehen. Und noch viel weniger leiden kann ich diese brennenden, laut knallenden Wurfgeschosse. Ich habe Angst vor Böllern. Jedes Jahr fürchte ich mich davor, dass einer von ihnen in meiner Kapuze landet, erst meine Jacke Feuer fängt und dann meine Haare brennen. Jedes Jahr sehe ich mich gedanklich schon in Flammen stehen. Am liebsten würde ich zu Hause bleiben, früh ins Bett gehen und den Jahreswechsel einfach verschlafen. Aber das geht nicht. Eigentlich ginge das schon, aber wahrscheinlich würde ich im Laufe des Abends einen Einsamkeitsanfall bekommen, ich würde Heribert bei seinem mitternächtlichen Anruf Vorwürfe machen und damit nicht nur mir, sondern auch ihm den Start ins neue Jahr verderben. Er hat mir auch schon ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass er es nicht ertragen könnte, mich allein zu Hause zu wissen. Er hat es mir regelrecht verboten. Na toll, denke ich. Er ist gar nicht da und will mir auch noch vorschreiben, was ich zu tun habe.
    In Gedanken gehe ich meinen Freundeskreis durch. Meine Yogafreundin Nicole ist in der Schweiz, mein Kollege Marcus auf Rügen, Ulf ist in Rom, und meine Freunde Marcel und Andreas gehen zu einer Geburtstagsparty. Mein Bruder Peter feiert gemeinsam mit seiner Freundin auf irgendeiner Neuköllner WG-Party. Gefühlt sind die Leute dort wahrscheinlich alle nur halb so alt wie ich. Das ist also auch keine Option.
    Meine Freundin Kathrin und ihr Mann Jan, Eltern von zwei kleinen, entzückenden Kindern, haben sich für die Silvesternacht eine rollende Sauna bestellt. Kathrin erzählte es mir vor ein paar Wochen. Die Sauna in Form eines großen Holzfasses wird ihnen auf den Hof ihres neugebauten Hauses geliefert und am Neujahrstag wieder abgeholt. Die Vorstellung, die Silvesternacht in einer kuscheligen Sauna zu verbringen und sich zwischendurch mit einem Sprung in den Neuschnee abzukühlen, reizt mich. Ich hole das Telefon und rufe Kathrin an. Sie ist kurz angebunden, sie erzählt mir, dass die ganze Familie unter einem akuten Magen-Darm-Infekt leide. Im Hintergrund höre ich ihre schreienden Kinder. Das war es also mit meiner Silvesternacht im Sauna-Fass.
    Meine Yogafreundin Simone erzählte mir, dass sie mit ihrem Freund und ein paar anderen Paaren auf eine große Party gehe. Das wäre eine Option, denke ich. Aber mich schrecken erstens die Paare, und zweitens habe ich gar keine Lust auf eine große Party.
    Jetzt wähle ich die Nummer von Meike. Sie hat mich schon vor Wochen zu sich nach Hamburg eingeladen. Sie und Laurent wollen ein Fondue-Essen mit Freunden veranstalten. Ich habe eigentlich längst abgesagt. Erstens, weil ich keine Lust auf einen Pärchenabend habe, und zweitens, weil ich nicht vorhatte, Silvester zu verreisen.
    Meike versichert mir am Telefon, dass nicht nur Paare zu ihnen kommen. »Wir werden etwas essen, spielen eine Runde Activity, und um zwölf stoßen wir dann an. Das war’s. Ach komm schon, das wird sicher lustig«, sagt sie. »Und ich würde mich wirklich freuen, dich zu sehen.«
    Die Familie im Haus gegenüber ist jetzt fertig mit dem Essen. Sie stehen gerade vom Tisch auf. Ich überlege noch einmal kurz. Schließlich sage ich Meike zu.

    Ich habe mich mal wieder verkalkuliert. In 20 Minuten fährt mein Bus zum Bahnhof, und ich habe noch nicht einmal meine Tasche gepackt. Es ist immer dasselbe. Erst denke ich, dass ich noch massenweise Zeit habe, und dann wird es doch wieder richtig knapp. Vorhin habe ich lange mit Eileen in Australien telefoniert. Sie hat mich angerufen und mir erzählt, dass sie und Vito am Silvesterabend zu Hause bleiben und sich das große Feuerwerk im Fernsehen ansehen. »So schön wie zusammen mit euch vor einem Jahr würde es ja doch nicht werden«, sagte sie.
    Direkt nach Eileen hat sich Heribert gemeldet. Er ist kurz vor Venezuela. Sie haben den Anker geworfen und werden die Silvesternacht wohl außerhalb des Hafens verbringen. Heribert findet das gut, denn somit gibt es keine Ladeoperationen und die Besatzung hat Zeit, ein gemütliches Barbecue zu veranstalten.
    Nach dem Telefonat habe ich im Internet nachgelesen, wie man in Venezuela Silvester feiert. Auf jeden Fall gibt es Feuerwerke. Das ist gut, denn das eine oder andere große Feuerwerk können sie sicher auch vom Schiff aus sehen. Vielleicht kommt damit auch etwas Silvesterstimmung auf. Ich habe auch gelesen, dass die Bewohner von Venezuela an Silvester gelbe Unterwäsche tragen. Das soll Glück bringen im neuen Jahr. Und ein

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