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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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kommst du an diese Information?«
    »Ich hab da so meine Quellen. Dieser Sahin scheint ihn jedenfalls nach Strich und Faden ausgenommen zu haben – so sehr, dass er am Ende vollkommen bankrott war und sich das Leben nahm.«
    »Und jetzt meinst du, die anderen Selbstmorde könnten nach demselben Muster abgelaufen sein, oder was?«
    »Genau. Ich will diesen Sahin befragen. Und ich will wissen, ob – und wenn ja, wie weit – er bei den anderen Fällen involviert war. Also, kann ich dranbleiben?«
    »Gegenfrage: Weißt du, wo sich der Typ sich im Augenblick aufhält?«
    »In Meersburg. Dort soll er ein Boot liegen haben.«
    »Hm.« Matuschek dachte einen Augenblick lang nach, ehe er sich zu einer Antwort entschloss. »Also gut, mach weiter. Aber geh vorsichtig zu Werke. Weiß der Geier, was hinter der Sache steckt.«

9
    »Nehmen wir die Treppe?«, fragte Wolf scheinheilig, kaum dass er mit Vespermann wieder in die Polizeidirektion zurückgekehrt war. Skeptisch glitt sein Blick über Vespermanns Körpermitte. Wie kann man sich nur so einen Ranzen anfressen?, dachte er, noch dazu als Polizist. Aber gut, er würde diesen Schnarchzapfen schon lehren, auf seine Linie zu achten.
    Zu Wolfs Verwunderung erhob Vespermann keinen Einspruch. »Wenn du meinst – mir soll’s recht sein«, erklärte er ungerührt, und schon eilte er, zwei Stufen auf einmal nehmend, an Wolf vorbei.
    »Angeber«, grummelte Wolf und biss die Zähne zusammen, bemüht, mit dem leichtfüßig Vorauseilenden Schritt zu halten. Doch Vespermann baute von Treppenabsatz zu Treppenabsatz seinen Vorsprung aus.
    Mit erklecklichem Rückstand erreichte Wolf den ersten Stock. Um nicht völlig aus der Puste zu kommen, verharrte er erst mal auf der Stelle und zog – sozusagen als Alibi – Hauschilds Schuldschein aus der Tasche. Wie suchend fuhr er mit dem Zeigefinger über das Blatt, bevor er es wieder wegsteckte und seufzend weiterging.
    »Kann ich helfen?«, rief ihm Vespermann von oben zu.
    »Wieso? Bin ich dir zu tattrig?«, gab Wolf scharf zurück. Am liebsten wäre er dem Neuen an die Gurgel gegangen.
    »Aber nein, Leo, du verstehst mich falsch. Hab dich lediglich mit dem Schuldschein in der Hand da unten stehen sehen … es war doch der Schuldschein, oder? Jedenfalls hatte ich den Eindruck, du hättest eine Ungereimtheit entdeckt, einen bestimmten Zusammenhang.«
    »So könnte man sagen«, stimmte Wolf finster zu, kaum dass er die letzte Stufe bewältigt hatte. Vespermanns Antwort hatte ihn nicht unbedingt versöhnlicher gestimmt. »Dem Wisch nach wäre die Summe am Fünfzehnten fällig gewesen, also vor fünf Tagen«, fuhr er fort. »Drei Tage nach Fälligkeit war Hauschild tot. Da darf man doch wohl ins Grübeln kommen, meinst du nicht?«
    »Du hast recht, dieser Zusammenhang drängt sich auf«, nickte Vespermann.
    Schnellmerker, dachte Wolf. »Offensichtlich hat Hauschild die Frist bewusst verstreichen lassen, weiß der Teufel, warum.«
    »Weil sonst der original Schuldschein im Safe gelegen hätte?«
    »Eben nicht. Hätte Hauschild den Betrag fristgerecht zurückgezahlt …«
    »… hätte er vom Gläubiger das Original zurückerhalten. Sag ich doch.«
    Herrgott noch mal, er kapiert’s einfach nicht, schimpfte Wolf im Stillen. Laut sagte er: »Also gut, oberflächlich betrachtet hast du recht. Solche Geschäfte werden unter den Beteiligten Zug um Zug abgewickelt. Er hätte also tatsächlich zunächst den original Schuldschein zurückerhalten. Jetzt aber kommt’s: Hauschild hätte das Original samt Kopie noch in derselben Sekunde zerrissen, verstehst du? Andernfalls liefe er ständig Gefahr, ein weiteres Mal zur Kasse gebeten zu werden. Ist doch logisch, oder?« Als Vespermann ihn nur zweifelnd ansah, fügte Wolf grantig hinzu: »Es ist so, glaub mir einfach. Hab ich x-mal erlebt.«
    Sie waren während ihrer Unterhaltung langsam den Flur entlanggegangen. Jetzt öffnete Wolf eine Tür und schob Vespermann in den dahinterliegenden Raum, das Durchgangszimmer zu seinem Büro. »Hier wirst du wohnen; der leere Schreibtisch gehört dir«, erklärte er.
    Vespermann schenkte seinem neuen Arbeitsplatz nur einen flüchtigen Blick. »Gut, nehmen wir an, du hast recht«, nahm er den Faden wieder auf, »stellt sich dann nicht die Frage nach dem Warum? Präziser:  Warum  hat Hauschild nicht zurückgezahlt? Am fehlenden Kleingeld kann es ja kaum gelegen haben, wenn ich mir seine Wohnung in Erinnerung rufe.«
    Endlich kommt er auf den Trichter, dachte Wolf

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