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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Erdgeschosstür zu erkennen. Wenn sie sich streckte, konnte sie die Unterkante berühren.
    Ehe sie ihr weiteres Vorgehen überlegen konnte, flammte unter ihr in der Kabine das Licht wieder auf. Na endlich, dachte sie und atmete erleichtert aus. Lieber wollte sie in den verdammten Kasten zurück, als auch nur eine Sekunde länger in dem engen nachtschwarzen Schacht zu verweilen. Sie machte gerade Anstalten, sich wieder durch die Luke zu zwängen, da setzte ein Brummen und Schwirren ein und die Standfläche unter ihren Füßen begann zu ruckeln. Einen kurzen Moment lang hatte sie das Gefühl, sie würde mitsamt der Kabine im freien Fall nach unten stürzen, dann wusste sie, dass das nicht passieren würde. Nach ein, zwei Metern war die Fahrt bereits wieder zu Ende; offenbar hatte die Kabine das Untergeschoss erreicht.
    Gedämpfte Stimmen waren zu hören, die Aufzugstür wurde aufgerissen – und abermals breitete sich lähmende Stille aus.
    »Was ist los?«, fragte jemand im Hintergrund.
    »Sie ist leer … die Kabine ist leer«, antwortete eine zweite Stimme.
    »Wie, leer? Was soll das heißen?«
    »Komm her und sieh selbst.« Es klang fassungslos.
    »Ich wusste, dass das Auftreten von diesem Luca Ärger bedeutet. Der Chef hätte die Skulptur gar nicht annehmen sollen«, nörgelte der andere, während sich rasche Schritte näherten.
    »Frau Louredo, sind Sie da oben?«, rief kurz darauf eine dritte Person. Offenbar hatte man die offene Luke über dem Kartonstapel entdeckt.
    Jo bückte sich und steckte den Kopf durch die Luke. Drei maßlos erstaunte Gesichter starrten sie an. Eines davon gehörte Jörg Peschke.
    »Was machen Sie denn da oben?«, rief er ihr finster zu.
    »Wenn die Herren kurz die Kartons wegräumen könnten«, antwortete sie freundlich. »Ich würde mir ungern etwas brechen, wenn ich gleich runterspringe.«
    Wenig später stand sie den drei Männern im Untergeschoss gegenüber. Kampflustig stemmte sie die Hände in die Hüften. »Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung für diesen Vorgang, Herr Peschke.« Inzwischen war sie sich sicher, dass der Kurzschluss absichtlich ausgelöst worden war, um sie hinzuhalten und im Untergeschoss »aufzuräumen«.
    Peschke stellte sich dumm. »Welchen Vorgang denn?«, fragte er. »Ein Kurzschluss, mehr war nicht, Frau Kommissarin. Oder was wollen Sie mir unterstellen?«
    Jo überging seine Frage. Auch über den Zwischenfall im Aufzug verlor sie kein weiteres Wort. Längst war ihr klar, dass sich die Skulptur, die sie suchte, bei Goldmann nicht – oder nicht mehr – finden lassen würde. Ein bisschen herumschnüffeln konnte dennoch nicht schaden. Leichthin fragte sie: »Da ich endlich unten angekommen bin – wo finde ich denn nun die Artikel aus Jade?«
    Peschke lächelte dünn, ehe er sich an seinen Nebenmann wandte, einen dunkelhaarigen Mittdreißiger mit Dreitagebart. »Jens, zeig ihr, was sie sehen will«, forderte er ihn auf, bevor er sich entfernte.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, erklärte der Bärtige und ging voraus.
    ***
    Die Beerdigung lag inzwischen fast eine Stunde zurück. Nervös trommelte Karin Winter auf das Lenkrad ihres Cabrios. Warum ging Matuschek nicht ans Telefon? War er bereits in der Mittagspause?
    Gerade als sie die Aus-Taste drücken wollte, meldete er sich.
    »Matuschek.«
    »Jörg, es geht um die Selbstmordgeschichte. Bitte hör mir kurz zu. Ich war doch vorhin auf dieser Beerdigung …«
    »Weiß ich«, unterbrach er sie. »Und?«
    »Lass mich halt ausreden. Es hat sich ein interessanter Ansatzpunkt ergeben, den wir unbedingt weiterverfolgen sollten. Kann ich an der Sache dranbleiben?«
    »Du fragst mich vorher? Das sind ja ganz neue Töne«, spöttelte er. »Kannst du mir wenigstens ein Stichwort nennen? Du weißt, ich kaufe ungern die Katze im Sack.«
    Sie lachte ironisch auf. »Mein lieber Jörg, falls du’s nicht bemerkt haben solltest: Das Leben ist ein Risiko. Aber gut: Der Mann, den wir heute Vormittag begraben haben, hat einmal einen gut gehenden Handwerksbetrieb geführt. Aus irgendeinem Grund stand er am Ende völlig mittellos da. Das hat mir seine Nachbarin versichert. Mehrmals soll er von einem Mann aufgesucht worden sein, einem gewissen Sahin, angeblich, um zu zocken, was immer damit gemeint war. Nun bin ich bei meinen nachfolgenden Recherchen auf einen türkischstämmigen Mann namens Mesut Sahin gestoßen, der bis vor eineinhalb Jahren bei der Spielbank Lindau für das Finanzwesen zuständig war.«
    »Wie

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