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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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strahlend, sogleich an Jo. »Schönen guten Tag, junge Frau, ich bin Jörg Peschke. Sie suchen eine Jade-Skulptur, höre ich? Da sind Sie bei uns goldrichtig.«
    Jo konnte ihre Skepsis nicht verbergen. »Ich sehe hier allerdings nur –«
    »Ach, lassen Sie sich durch das hier nicht beirren«, schnitt Peschke ihr das Wort ab. Dabei wies er mit einer weit ausholenden Armbewegung auf das vor ihnen liegende Möbelsortiment. »Unsere Asiatika-Abteilung liegt im Untergeschoss. Darf ich fragen, was genau Sie sich vorstellen?« Als wollte er ihre Bonität taxieren, wanderte sein Blick über Jos Körper. Offenbar fiel das Ergebnis zu seiner Zufriedenheit aus, denn er fügte selbstgefällig hinzu: »Glauben Sie mir, Sie werden in ganz Süddeutschland keine größere Auswahl finden, was Asiatika angeht. Unter Umständen können wir Ihnen auch preislich etwas entgegenkommen, aber das sehen wir dann.«
    Hoppla, dachte Jo, der ist ja von der ganz schnellen Truppe. Wird Zeit, dass ich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückhole. Mit aller gebotenen Freundlichkeit erwiderte sie sein Zahnpastalächeln. »Tut mir leid, Herr Peschke, aber hier liegt offenbar ein Missverständnis vor. Ich bin von der Kripo Überlingen, Louredo ist mein Name. Hier ist mein Dienstausweis.« Sie hielt ihm ihre Identifikationskarte unter die Nase. »Wir ermitteln gerade in einer Diebstahlsache, bei der die Täter eine wertvolle Jade-Skulptur mitgehen ließen. Und da wir nicht ausschließen können, dass sie möglicherweise mit Händlern in der Gegend Kontakt aufnehmen, möchten wir Sie um Ihre Mithilfe bitten.«
    Immer noch lächelnd, wenn auch mit deutlicher Schärfe, hob Peschke die Hand. »Wenn Sie damit andeuten wollen, unser Haus könnte mit Hehlerware zu tun haben …«
    »Oh nein, nichts liegt uns ferner als das, Herr Peschke. Aber der Tatverlauf legt den Verdacht nahe, dass die Täter das gute Stück mitgehen ließen, um es zu Geld zu machen. Deshalb bin ich hier, genau wie übrigens auch bei Ihren Kollegen. Wenn Sie mir nun also …«
    Erneut hob Peschke die Hand, wandte sich diesmal aber überraschend an seinen Mitarbeiter. »Herr Kosch, Sie könnten doch derweil zum Postfach gehen. Lassen Sie sich im Büro die Schlüssel geben, ja?« Während Kosch belämmert von dannen schlich, fuhr Peschke mit deutlich frostigerem Lächeln fort: »Also, was wollen Sie wissen?«
    »Zunächst nur eines: Wurde Ihrem Haus eine Skulptur aus Jade angeboten? Sie soll aus China stammen, ungefähr 17. Jahrhundert.«
    »Eine Jade-Skulptur? Hm, aus dem 17. Jahrhundert, sagen Sie? Eindeutig nein, davon müsste ich wissen. Wann, sagen Sie, soll das gewesen sein?«
    »Frühestens am Samstag.«
    Peschke furchte die Stirn, ehe er antwortete: »Wie gesagt: ein glasklares Nein.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, mir Ihre Asiatika zu zeigen? Ich möchte mir gerne ein Bild von der Beschaffenheit dieser Stücke machen.«
    Peschke schien mit sich zu ringen. Dann gab er sich einen Ruck. »Also gut, wir haben schließlich nichts zu verbergen.« Er setzte sich in Bewegung. »Kommen Sie«, rief er über die Schulter zurück. Er steuerte eine zweiflügelige Aufzugtür an, neben der ein antiquiert wirkendes Wandtelefon hing, nahm den Hörer ab und drückte eine Taste. »Ja, Peschke hier. Ich schicke euch eine Frau Louredo von der Kripo Überlingen runter. Zeigt ihr alles, was wir aus Jade im Haus haben. – Nein, nein, hat nichts mit uns zu tun, reine Routine. Irgendwelche Nachforschungen im Zusammenhang mit einem Diebstahl. Ich komme gleich nach, hab nur kurz was zu erledigen. Alles klar? – Also dann, ich schicke den Aufzug.«
    Er hängte den Hörer ein und bat Jo in die Kabine. »Sie werden unten erwartet«, erklärte er. »Und passen Sie auf, dass Sie nicht über eines der Pakete hier stolpern.« Er wies auf eine Reihe stabiler Kartons, die in der Kabine lagerten. Dann drückte er einen Knopf und schloss die Tür. Ruckelnd und ratternd setzte sich das Gefährt in Bewegung.
    Jo sah sich in dem dämmrigen Käfig um. Offenbar handelte es sich um einen jener behäbigen Lastenaufzüge, die schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hatten, aber in zahlreichen altehrwürdigen Firmendomizilen noch immer ihren Dienst versahen. Der Innenraum war gut und gerne zwölf Quadratmeter groß, wenn auch stark ramponiert und ohne den geringsten Komfort. Viel wichtiger aber war für Jo, dass er funktionierte. Immerhin, er hatte sich auf Knopfdruck in Bewegung gesetzt. Und was hing da

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