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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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fällt mir allemal ein. Lass mich nur machen.« Unvermittelt legte sie die Stirn in Falten. »Weißt du, ich frage mich gerade, ob die beiden Männer nur Sahin aufgesucht haben? Angenommen, es gäbe einen Zusammenhang zwischen den drei Todesfällen, könnte es dann nicht sein, dass sie auch Hauschild und Hörmann mit ihrem Besuch beehrt haben?«
    »Was würde das ändern?«
    »Es würde zumindest den Zusammenhang bestätigen – was immer man davon auch ableiten mag.«
    »Hm … ich könnte ja im Umfeld von Hauschild und Hörmann ein wenig recherchieren. Vielleicht erinnert sich jemand an die Männer.«
    »Gute Idee. Am besten machst du dich gleich auf die Socken. Und nimm eines der Fotos mit.«
    »Klaro.«
    ***
    Wolf war nicht sonderlich erpicht darauf gewesen, noch am selben Abend nach Konstanz zu fahren. Er hatte sich müde und ausgelaugt gefühlt. Aber die offenen Fragen wollten geklärt werden, und sie brauchten unbedingt ein Foto von Luca Maroni. Außerdem hatte ihm der stellvertretende Leiter der Justizvollzugsanstalt, Regierungsamtmann Karl-Heinz Grabert, eröffnet, an den kommenden zwei Tagen leider nicht zur Verfügung stehen zu können. Vorlesungen an der Uni Freiburg. Unaufschiebbar. Und die Rückkehr des Leiters der Haftanstalt, Regierungsdirektor Keller, sei ungewiss, der nehme an einem Kongress in Salzburg teil. Falls sein Anliegen also wirklich dringend sei, gäbe es zu einem Treffen noch an diesem Abend leider ohnehin keine Alternative. Was ihn beträfe, so sei er gern dazu bereit.
    Zu allem Überfluss war ihm beim Verlassen seines Büros auch noch Sommer über den Weg gelaufen. Natürlich hatte er nach dem Verlauf von Peschkes Vernehmung gefragt, und natürlich war er über die neueste Entwicklung nicht gerade erfreut gewesen. Immerhin hatte er ihre weitere Vorgehensweise gutgeheißen und personelle Verstärkung in Aussicht gestellt. Er hatte sogar angeboten, Wolf nach Konstanz zu begleiten, doch der hatte nur müde abgewinkt. »Danke, Ernst, aber es reicht, wenn sich einer von uns den Abend um die Ohren schlägt.«
    All das ging ihm noch einmal durch den Kopf, als er kurz nach Verlassen der Fähre über die hell erleuchtete Rheinbrücke fuhr. Gleich dahinter zweigte er zum Rheinsteig ab, um nach weiteren hundert Metern nach links in die Untere Laube einzubiegen, die als zweibahnige Allee die Innenstadt in Nord-Süd-Richtung durchquerte. Die  JVA  lag in der Wallgutstraße, unmittelbar hinter dem Amtsgericht.
    Bereits wenig später parkte er seinen Dienstwagen auf dem  JVA -Parkplatz und meldete sich an der Pforte.
    »Bitte gedulden Sie sich einen Moment, Herr Kommissar«, beschied ihn der grün Uniformierte hinter der Scheibe, als er den Telefonhörer zurückgelegt hatte. »Der Herr Regierungsamtmann wird Sie gleich abholen.«
    Wolf ging ein paar Schritte auf und ab, da ertönte hinter ihm eine freundliche Stimme: »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, Herr Wolf, dass ich Sie so spät noch nach Konstanz gelotst habe.«
    Zwar hatte Wolf sich schon mehrfach in der  JVA  aufgehalten, in der Regel zur Vernehmung einsitzender Delinquenten. Mit Grabert jedoch hatte er, anders als mit Keller, bisher noch nichts zu tun gehabt. Er sollte, so ging die Rede, mit einer bekannten Molekularbiologin verheiratet sein – so bekannt immerhin, dass sie zu den jährlichen Tagungen der Nobelpreisträger auf der Mainau eingeladen wurde. Er meinte sogar, sich an den Namen erinnern zu können: Sennefeldt oder so ähnlich. Ja, er war sich ganz sicher: Professor Dr. Sennefeldt.
    Während sie sich die Hände schüttelten und einem unweit liegenden Besprechungsraum zustrebten, musterte er Grabert kurz. Der Mann war um die fünfzig, mittelgroß und abgesehen von einem leichten Bauchansatz für sein Alter bemerkenswert schlank. Das markante, wenn auch blasse Gesicht wurde von dunklen, leicht schütteren Haaren umrahmt. Graberts Augen blickten wach. Gelegentlich zuckte sein rechtes Augenlid. Bekleidet war er mit einem grauen Businessanzug, einem marineblauen Hemd und einer unauffälligen Krawatte.
    »Sie wollten Maronis Akte einsehen, nicht wahr? Hier ist sie«, eröffnete Grabert das Gespräch und legte einen roten Schnellhefter vor ihn hin. Er trug auf der Vorderseite das Landeswappen Baden-Württembergs, den Namen des Inhaftierten sowie das Datum der Einlieferung und das der voraussichtlichen Entlassung. Rechts oben war ein rechteckiges Feld ausgespart, das den Blick auf das Porträtfoto des darunter liegenden

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