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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Antiquitätenhaus sind, nebenbei ein sehr renommiertes …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen ins Wort falle, Frau Hensche, aber können Sie mir nicht klipp und klar sagen, worum es eigentlich geht?«
    Karin Winter lachte leise in sich hinein, ihre Strategie schien aufzugehen. Sie beschloss, das Spiel noch eine Weile weiterzutreiben. »Sie sollten mich ausreden lassen, gute Frau! Wo war ich … ach so, ja. Die beiden Spanier haben bei uns eine Uhr bestellt, genauer gesagt eine Wiener Portaluhr, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, ein schönes Stück, mit verglastem Gehäuse und so Säulen drum herum, Jugendstil eben, Sie verstehen schon …«
    »Frau Hensche, noch einmal …«
    »Das gute Stück kostet fünfhundert Euro, und ob Sie’s glauben oder nicht, der Käufer – also einer der beiden Spanier – hat im Voraus bezahlt. Wir sollten das Werk noch einmal durchsehen und dann alles gut verpacken. Er würde es dann am folgenden Tag persönlich abholen. Nun, wer nicht kam, war der Käufer. Auch an den darauffolgenden Tagen – bis heute – hat er sich nicht blicken lassen. Nun weiß ich nicht, was ich machen soll.«
    »Tut mir sehr leid, Frau Hensche, aber da sind Sie bei uns an der falschen Adresse.«
    »Aber warum denn? Ich habe mir gedacht, ich bringe die Uhr zu Ihnen, und Sie händigen Sie dem Käufer aus, wenn er den Wagen zurückgibt. Oder hat er ihn etwa schon abgegeben? Sie sind bestimmt in der Lage, das festzustellen, nicht wahr? Schließlich wollten die beiden von Friedrichshafen aus wieder zurückfliegen, wenn ich das richtig verstanden habe. Die sprachen so ein schlechtes Deutsch, aber das wissen Sie sicher.«
    »Hat Ihnen der Käufer denn keine Adresse hinterlassen?«
    »Würde ich Sie sonst belästigen?«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung schien kurz zu überlegen. »Und Sie wissen auch nicht, wo sich die Männer eingemietet hatten?«
    »Nein. Ich wollte nicht neugierig erscheinen, also hab ich nicht danach gefragt. Es schien ja alles klar zu sein. Das Einzige, was ich habe, ist die Autonummer, die hab ich mir gemerkt. Ich habe ein wirklich gutes Zahlengedächtnis, müssen Sie wissen.« Karin nannte der Avis-Angestellten das Kennzeichen des Mercedes.
    »Bleiben Sie mal kurz dran«, antwortete die Frau hörbar genervt. Kurz darauf kam sie wieder an den Apparat. »Eigentlich dürfte ich Ihnen das gar nicht sagen, aber die Männer haben bereits am nächsten Tag den Rückflug angetreten – jedenfalls wurde der Wagen am Freitag um die Mittagszeit zurückgegeben.«
    »Das ist ja ’n Ding! Und was soll ich jetzt tun?«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Frau Hensche, tut mir leid.«
    »Wie wäre es, wenn ich Ihnen die Uhr vorbeibringen lasse, ordentlich verpackt natürlich, und Sie schicken sie dem Eigentümer zu? Sie haben doch sicher seine Adresse?«
    »Das, liebe Frau Hensche, müssen Sie schon selbst tun. Das können wir Ihnen nicht abnehmen, dazu fehlt uns die Zeit. Sie sind ja selbst Geschäftsfrau, wenn ich das richtig verstanden habe, dann wissen Sie auch –«
    »Aber das würde ich ja gern. Doch wohin soll ich die Uhr schicken? Der Käufer hat uns ja keine Adresse hinterlassen, haben Sie das etwa schon vergessen?«
    Die Frau atmete hart durch, offenbar war sie mit ihren Nerven am Ende.
    Halblaut, fast flüsternd, fuhr sie nach kurzer Pause fort: »Sie bringen mich in Teufels Küche, liebe Frau! Also gut, ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich sage Ihnen die Adresse der beiden Männer, und wir vergessen das Ganze. Einverstanden?«
    »Verstehe, Datenschutz«, antwortete Karin mit Verschwörerstimme. »Schießen Sie los, ich schreibe mit …«
    Als Karin aufgelegt hatte, stieß sie einen Juchzer aus, der einem Jodelkönig alle Ehre gemacht hätte. Konsterniert hoben einige Kollegen die Köpfe. Ohne sich weiter um sie zu kümmern, wählte sie die Nummer des Chefredakteurs.
    »Jörg, kann ich dich kurz sprechen? Dauert nur zwei Minuten.« Als sie sein Zögern spürte, fügte sie hastig hinzu: »Es gibt Neues von den ermordeten Bankern.«
    »Gut«, antwortete er, »zwei Minuten, keine Sekunde länger.«
    Wenig später stand sie ihm in seinem Büro gegenüber. »Um es kurz zu machen: Ich möchte nach Palma de Mallorca fliegen.«
    »Wüsste nicht, dass dein Name auf der aktuellen Urlaubsliste steht – oder sollte ich da was übersehen haben?«
    »Wieso Urlaub? Ich rede von einer Dienstreise.«
    »Karin, für Späße dieser Art hab ich im Augenblick keinen Nerv.«
    »Gut. Dann

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