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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Personalbogens freigab. »Darf ich fragen, was Sie an Maroni interessiert? Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass die Kripo sich bei Ermittlungen in einem aktuellen Fall für einen unserer Gäste interessiert.« Er kicherte erheitert.
    Wolf weihte ihn kurz in die Zusammenhänge ein und schloss: »Nicht, dass wir etwa an Ihrer Auskunft gezweifelt hätten, Herr Grabert, aber die Verdachtsmomente gegen Maroni waren so stark, dass ich mir vor Ort ein Bild machen wollte.«
    »Heißt das, Sie wollen Maroni sehen?«
    »Das kann ich noch nicht sagen. Das mit dem Bild war übrigens wörtlich gemeint. Existiert von Maronis Foto in der Akte ein Duplikat?«
    »Sie wollen ein Bild von ihm?«
    »Nun, um jeden Zweifel auszuschließen, wäre eine Gegenüberstellung mit dem Antiquitätenhändler der sicherste Weg. Allerdings möchten wir den Aufwand zunächst in Grenzen halten, deshalb erst mal ein Foto.«
    »Ich verstehe. Selbstverständlich mache ich Ihnen von Maronis Bild beliebig viele Duplikate, wenn Sie wollen, auch als Vergrößerung – sagen Sie mir einfach, was Sie benötigen. Wir verfügen über einen erstklassigen Farbkopierer, der auch Halbtöne einwandfrei wiedergibt. Trotzdem, entschuldigen Sie bitte, bin ich einigermaßen verwundert. Oder sollte ich besser befremdet sagen? Trauen Sie unserem Sicherheitswesen nicht? Tut mir leid, Herr Wolf, aber anders kann ich Ihre Anfrage nicht interpretieren. Glauben Sie mir: Maroni war seit seiner Einlieferung bis heute nicht einen Tag abgängig. Auch beim heutigen Abendappell war er zugegen, ich hab ihn selbst gesehen.«
    »Kein Freigang in den letzten zwei Wochen?«
    »Nein, davon wüsste ich. Ich hab zwar zwei Tage in der Woche außer Haus zu tun – ich bin Lehrbeauftragter an der juristischen Fakultät der Uni Freiburg, müssen Sie wissen –, aber Maroni und Freigang? Das hätte ich erfahren«, bestätigte Grabert.
    »Dann würde ich jetzt gern einen Blick in seine Akte werfen.«
    »Aber selbstverständlich. Schauen Sie sich in Ruhe alles an. Wenn Sie mehr Zeit brauchen – kein Problem, ich kann mich so lange anderweitig beschäftigen.«
    »Nein, nein«, wehrte Wolf hastig ab und griff nach der Akte, »es wird nicht lange dauern.« Rasch blätterte er den Inhalt durch, nur bei einer Seite verweilte er etwas länger. Dann reichte er die Unterlagen zurück. »Sie hatten recht, Herr Grabert, Maroni ist nicht der von uns gesuchte Mann. Wär auch wirklich zu schön gewesen.«
    Grabert nickte zufrieden. »Hab’s mir gleich gedacht, wie sollte der Mann auch an Ihren Tatort kommen? Kein Mensch kann gleichzeitig an zwei Orten sein. Trotzdem: Wenn Sie wollen, können Sie Maroni sehen und auch mit ihm sprechen, kein Problem.«
    »Nicht nötig, Herr Grabert, die Aktenlage ist eindeutig. Ich unterstelle mal, dass bei eventuellen Änderungen – zum Beispiel die besonderen Kennzeichen des Inhaftierten betreffend – seine Akte berichtigt worden wäre, nicht wahr?«
    »Sprechen Sie etwas Bestimmtes an?«
    »Nein, ich meine es ganz allgemein.« Als Grabert schließlich nickte, fuhr er fort: »Entschuldigen Sie, wenn wir Ihnen Ungelegenheiten bereitet haben, aber alle Spuren schienen auf diesen Mann hinzudeuten.« Wolf war froh, dass Grabert sein rasches Einschwenken nicht näher hinterfragte.
    »Nicht der Rede wert«, winkte Grabert ab. »Wollen Sie trotzdem ein Foto von Maroni haben?«
    »Ja, bitte zwei – und sei es nur für die Akten.«
    ***
    De Boer hatte die Redaktionsräume kaum verlassen, da hatte sich Karin ins Internet eingeklinkt und zu googeln begonnen. Jetzt überflog sie noch einmal ihre Notizen und legte sich einen Plan zurecht. Entschlossen griff sie zum Telefon.
    »Guten Tag, hier spricht Frau Hensche, Gabriele Hensche. Hab ich das recht verstanden eben: Ich bin mit der Autovermietung Avis verbunden, ja?«
    »Richtig. Was können wir für Sie tun, Frau Hensche?«, wollte die Frau am anderen Ende wissen.
    »Nun, wie soll ich Ihnen das beibringen … Wenn es Ihnen recht ist, fang ich einfach vorne an, ja? Sie haben doch in Ihrem Wagenpark so einen beigefarbenen Mercedes?«
    »Verstehe. Und den würden Sie gerne bei uns mieten – ist es das, was Sie mir sagen wollen?«
    »Ich? Wie käme ich dazu? Nein, die Sache ist die: Diesen Wagen müssen vor fünf Tagen zwei spanisch sprechende Männer bei Ihnen angemietet haben. Jedenfalls haben diese Männer vergangenen Donnerstag bei uns eine Bestellung aufgegeben – ach ja, ich vergaß zu sagen, dass wir ein

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