Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
lass mich erklären.« Sie schilderte, was sie in Erfahrung gebracht hatte, und schloss: »Falls du mich fragen solltest, was genau da eigentlich abläuft – sorry, da muss ich passen. Ich weiß nur eines: Hier am See ist eine Riesenschweinerei im Gange, die Menschenleben fordert. Und wie’s aussieht, sitzen die Drahtzieher in Palma de Mallorca. Mir ist klar, dass Recherchen vor Ort – zumal im Ausland – einen unverhältnismäßig hohen Aufwand erfordern. Aber umsonst ist nun mal der Tod, und der kostet …«
    »Danke, ich weiß, was uns der Spaß kostet. Wie lange wirst du weg sein?«
    »Einen, höchstens zwei Tage, schätze ich. Darf ich deine Frage als Einverständnis deuten?«
    »Nein, meine Liebe. Aber ich werd’s mir durch den Kopf gehen lassen. Und selbst wenn ich es befürworte, muss ich noch das Okay des Verlegers einholen. Sorry, aber das steht nun mal so in unseren Statuten. War’s das?«
    »Ja. Ich höre von dir?«
    »So rasch es geht.«
    Karin kannte Matuschek gut genug, um zu wissen, dass seine Antwort einem Okay gleichkam. Er war der Letzte, der sich eine solche Geschichte entgehen lassen würde.
    Kaum war sie wieder an ihrem Schreibtisch zurück, da griff sie zum Telefon. Wenig später war sie stolze Besitzerin eines Flugtickets. Eine Chartermaschine würde sie morgen früh nach Palma de Mallorca mitnehmen. Einen Haken hatte die Sache allerdings: Sie musste um fünf Uhr am Bodensee-Airport sein – für Karin eine grauenhafte Vorstellung.

16
    Um kurz nach fünf in der Früh bekam Fiona einen Rappel. Haken schlagend jagte sie mehrfach über Wolfs Bettstatt hinweg, als wollte sie einer ganzen Mäuseschar den Garaus machen. Es fehlte nicht viel, und er wäre aus dem Bett gefallen.
    »Verfluchtes Katzenvieh«, schimpfte er wutentbrannt und warf ein Kissen nach der Übeltäterin.
    Er spielte kurz mit dem Gedanken, sich noch einmal hinzulegen, kam jedoch schnell wieder davon ab; jetzt würde es sich nicht mehr lohnen, zumal sein Tag mehr als ausgefüllt sein würde. Grollend ging er in die Küche, um Kaffee zu kochen, da folgte bereits der zweite Schock: Die Kaffeedose war so gut wie leer. Mist, verdammter.
    Und jetzt? Kamillentee? Nee, danke. Dann lieber ein Tässchen Dünnkaffee.
    Als er wenig später rasiert und angekleidet die Kühlschranktür öffnete, musste er abermals einen herben Rückschlag hinnehmen. Auch hier starrte ihn gähnende Leere an. Kein Wunder, vor das Essen hatten die Götter das Einkaufen gesetzt, und genau das hatte er in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt. Auch für Fiona war nur noch wenig Futter da.
    Es half alles nichts, ein Einkaufszettel musste aufgesetzt werden. Auch der Stapel an frischen Hemden war auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Also notierte er:  Edeka, Bäcker, Metzger, Reinigung . Hoffentlich konnte er am Abend rechtzeitig das Büro verlassen, sonst wäre seine Liste Makulatur und Fiona müsste wieder einmal mit Fischkonserven vorlieb nehmen.
    Wenigstens würde sich sein akutes Magenknurren, der Polizeikantine sei Dank, rasch und nachhaltig beheben lassen. Ob dieser Erwartung besänftigt, setzte er sich an den Küchentisch und nippte an seiner Kaffeetasse. Dabei ging ihm der gestrige Abend noch einmal durch den Kopf.
    Nach seiner Rückkehr aus Konstanz hatte er hinter der Polizeidirektion den Dienstwagen abgestellt und die Büros aufgesucht, um Maronis Foto auf Gerds Platz zu legen. Danach war er zu seinem Fahrrad gegangen. Gerade hatte er das Bügelschloss entfernt und schwungvoll in den Sattel steigen wollen, als er beinahe auf die Nase gefallen wäre.
    Ja, Gottverdammich – was war jetzt das?
    Er hatte einige Sekunden gebraucht, bis ihm klar geworden war, was nicht stimmte. Ungläubig hatte er seinen Drahtesel angestarrt.
    Der Sattel fehlte. Sein schöner Sattel!
    Jemand hatte das Ding gestohlen. Ihm, einem Polizisten!
    Schließlich war ihm nichts anderes übrig geblieben, als erneut den Dienstwagen zu nehmen und damit nach Hause zu fahren. Etwas Gutes hatte das Ganze ja: So brauchte er heute früh nicht nach Überlingen zu strampeln.
    Er trank aus, stellte die Tasse in die Spüle und machte sich auf den Weg.
    Eine gute halbe Stunde später betrat er sein Büro. Bis zum Eintreffen der Kollegen hatte er ausreichend Zeit, um seine Mails zu sichten und, wenn nötig, zu beantworten. Außerdem konnte er sein Berichtswesen auf Vordermann bringen.
    Um Viertel nach sieben erklangen Schritte im benachbarten Büro, eine Tasche wurde auf einen Tisch

Weitere Kostenlose Bücher