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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Geschenk des Himmels sein …«
    »Ich würde eher sagen, Sprengstoff«, kommentierte Preuss.
    »Wie dem auch sei, für unsere Ermittlungen markieren sie so was wie einen Wendepunkt. Oder anders ausgedrückt: Wir haben endlich eine echte Perspektive.«
    »Nachdem sich Luca als Verdächtiger Nummer eins verabschiedet hat«, fügte Vespermann ironisch hinzu.
    »Gut, Kollegen, ich schlage vor, wir legen eine kleine Pause ein. Währenddessen kann sich jeder mit der neuen Sachlage vertraut machen. Wir treffen uns wieder … sagen wir um neun Uhr, also in einer halben Stunde. Einverstanden?«
    Wolf hatte seine Kollegen eben hinauskomplimentiert, da suchte er aus dem Telefonbuch eine Nummer heraus. Er nahm den Hörer ab und drückte die entsprechenden Tasten.
    »Ja, Wolf hier, guten Morgen, Frau Hamm. – Nein, nein, mit dem Rad ist alles in Ordnung. Das heißt, eine Sache hab ich doch, deshalb rufe ich ja an: Mein Sattel, er ist … also, er ist beschädigt.« Wolf räusperte sich. Es war ihm mehr als peinlich, dass man ausgerechnet ihm, einem Polizisten, den Sattel geklaut hatte. Noch dazu direkt hinter seiner Dienststelle. »Um es kurz zu machen, ich brauche einen neuen, möglichst in der gleichen Art – Leider nein, ich bin heute rund um die Uhr im Einsatz. Könnten Sie nicht … – Ihr Azubi? Aber sicher, mir soll’s recht sein. Das Rad steht beim Hintereingang der Polizeidirektion. Ich nehm den beschädigten Sattel herunter, dann findet er es leichter. Und wegen der Bezahlung … – Ist gut, so machen wir’s. Danke einstweilen. Und grüßen Sie Ihren Mann.«
    Erleichtert zog er danach seine Gitanes aus der Tasche und steckte sich einen der Glimmstängel an. Während er nachdenklich blaue Kringel zur Decke blies, trat er ans Fenster und sah zum nahen Stadtgarten hinüber. Vergeblich versuchte er, sich an etwas zu erinnern – etwas auf Jos Liste, das seine Aufmerksamkeit erregt und sich im nächsten Moment wieder verflüchtigt hatte. Was kein Wunder war, denn alle hatten durcheinandergeredet, wie sollte man sich da konzentrieren können? Trotzdem schüttelte er verärgert den Kopf.
    Er drehte sich um, um an seinen Schreibtisch zurückzukehren, als sein Telefon schrillte. Verdrossen nahm er den Hörer ab und nannte seinen Namen.
    »Grabert hier, guten Morgen, Herr Wolf. Ich bin gerade unterwegs nach Freiburg, und mir fiel unser Gespräch wieder ein. Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte. Eigentlich hätte ich Sie gestern Abend gern zum Essen eingeladen – auf mich wartet ja zu Hause niemand, meine Frau und meine Kinder wohnen nicht mehr bei mir, aber das ist eine andere Geschichte. Allerdings wäre mir die Zeit etwas knapp geworden, ich hatte schließlich noch nichts gepackt. Vielleicht können wir das bei Gelegenheit mal nachholen? Ich würde mich jedenfalls freuen. Ich koche nämlich sehr gern, wissen Sie.« Er stieß einen Seufzer aus. »Na ja, was macht man nicht alles, wenn einem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt.«
    »Sie wohnen in Konstanz, nehme ich an?«, fragte Wolf, dem Graberts Enthüllungen etwas peinlich waren.
    »Draußen, im Osten. Lorettosteig, wenn Ihnen das was sagt.«
    »Oh! Keine ganz billige Gegend, würde ich sagen.«
    Grabert winkte ab. »Das Haus hat meine Frau in die Ehe eingebracht. Aber lassen wir das. Sollten Sie in Sachen Luca Maroni noch Fragen haben: Ab heute ist überraschend Regierungsdirektor Keller wieder im Haus. Vielleicht wäre er ein kompetenterer Gesprächspartner für Sie gewesen – er kennt Maroni schließlich seit seiner Einlieferung. – So, das war’s, was ich Ihnen noch sagen wollte. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg bei der Lösung Ihres Falles.«
    »Danke, Herr Grabert, wir können’s gebrauchen. Ihnen noch einen erfolgreichen Tag an der Uni. Zeigen Sie den jungen Spunden mal, wo der Hammer hängt … bildlich gesprochen.« Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Auf ein andermal also, und danke für Ihren Anruf.«
    Wolf drückte seine Zigarette aus und öffnete alle Fenster, als erneut das Telefon klingelte. Kalaschnikows Stentorstimme dröhnte ihm ins Ohr.
    »Herr Kommissar, ham Se mal zwee Minuten für mich? Ick habe wat zu melden.«
    »Schieß los, Kalaschnikow.«
    »Also, wat der Igor ist, Sie wissen, wen ick meine …«
    »Klar. Igor Balakow.«
    »Jenau. Ick könnte Ihnen sagen, wo er sich derzeit uffhält.«
    »Raus mit der Sprache. Wo ist der Mann?«
    »Also, die Sache is die: Ick habe die Information von Igors

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