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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Gedankenverloren schob er sein Barett nach hinten. »War von Peschke irgendetwas zu erfahren, was uns helfen könnte, die Identität des mysteriösen Luca zu lüften?«
    »Nichts. Außer der Bestätigung, dass es sich bei unserem Luca nicht um Luca Maroni handelt. Peschke hat jede Ähnlichkeit mit dem Mann auf unserem Foto zurückgewiesen. Auch Lucas Nachnamen will er nicht gekannt haben. Den habe er auch nicht wissen wollen, schließlich sei er daran interessiert gewesen, den Handel schnell und formlos abzuwickeln.«
    Wolf knurrte ob Vespermanns Auskunft nur Unverständliches vor sich hin. In der Zwischenzeit hatte Jo ein Tablett mit Geschirr, einer Kaffeekanne und den üblichen Zutaten hereingebracht.
    »Jo, du hast da vorhin von  zwei  Aspekten gesprochen«, ergriff Preuss nun das Wort. »Den ersten hast du uns genannt. Was ist mit dem zweiten?« Wie nebenbei hatte er nach einer Brezel gegriffen, in die er herzhaft hineinbiss.
    »Richtig.« Wolf nickte und griff gleichfalls zu.
    »Der zweite Aspekt könnte für uns noch zielführender sein. Der  KTU  ist es nämlich gelungen, Sahins Notebook wieder zum Sprechen zu bringen – pardon, aber so haben sich die Kollegen von der Technik eben ausgedrückt. Sie haben die Festplatte extern gesichert und uns zusammen mit dem Notebook eine Liste aller abgespeicherten Dateien überlassen. Wichtig davon scheint mir im Moment vor allem eine zu sein. Dabei handelt es sich um eine tabellarische Aufzählung, vermutlich Kundenadressen, etwa neunzig an der Zahl, zusammen mit Geldsummen, vermutlich Anlagebeträge. Hier habt ihr einen Ausdruck davon.« Sie überreichte jedem von ihnen zwei zusammengeheftete, eng beschriebene  DIN-A 4-Blätter. »Allerdings muss ich eure Erwartungen etwas dämpfen. Sahin hatte nämlich die Angewohnheit, vieles zu verschlüsseln oder abzukürzen – beim Studium der Dateien ist also Kreativität gefragt. Ich denke, es geht hier um den Verkauf von Geldanlageprodukten. Inwieweit Hauschild und Hörmann in das Geschäft involviert waren, ist nicht ersichtlich. Jedenfalls muss es nach erstem Augenschein recht einträglich gewesen sein. Nehmt nur mal die Position eins auf dem obersten Blatt. Hier heißt es, ich lese grade mal vor: ›Andreas Kimmich aus Reutlingen‹, es folgt die genaue Adresse, dahinter eine Summe, im vorliegenden Fall zweihundertfünfzigtausend Euro. Oder hier, fünf Zeilen weiter unten: ›Andrea Sennefeldt aus Konstanz, vierhundertsechzigtausend Euro‹. Happig, was?«
    »Sack Zement, eine halbe Million! Manche Zeitgenossen haben’s wirklich dicke«, meinte Wolf bass erstaunt.
    »Vielleicht sollte man sich mit diesen Leutchen mal unterhalten, was meint ihr?«, warf Vespermann ein. »Möglicherweise interessiert sich auch die Steuerfahndung für die Liste?«
    »Da bin ich mir sicher.« Preuss nickte. »Dummerweise ist keiner der Positionen ein Datum zugeordnet.«
    »Genau. Auch die Währung ist nicht angegeben. Ich unterstelle mal, dass es sich um Euro handelt. Die Summen auf der Liste variieren jedenfalls zwischen einhundertzwanzig- und vierhundertsechzigtausend.« An dieser Stelle machte Jo eine kurze Pause, um den Kollegen Gelegenheit zu geben, sich näher mit der Liste zu befassen. Währenddessen füllte sie die leeren Tassen.
    Nach einer guten Minute brach Wolf das Schweigen. »Hat eigentlich schon jemand die Zahlen addiert? Ich meine, um welche Gesamtsumme handelt es sich hier … wenigstens ungefähr?«
    »Gehen Sie mal von fünfundzwanzig Millionen aus, Chef. Dabei ist keineswegs sicher, dass nicht noch weitere Listen auftauchen.«
    »Oi, oi, oi, mir scheint, da kommt Arbeit auf uns zu«, stöhnte Vespermann und sah der Reihe nach seine Kollegen an.
    »Das hast du richtig erkannt«, sagte Jo und grinste. »Leider fehlen auch Angaben zu den genauen Konditionen, also Zinssätze, Fristen, Tilgungsraten und -termine und so weiter. Überhaupt scheint Sahin nur das aus seiner Sicht Wichtigste festgehalten zu haben – oder er hat die Angaben auf verschiedene Dateien verteilt, für den Fall, dass sie in unberufene Hände geraten. Das heißt, dass wir vor einer endgültigen Bewertung den gesamten Inhalt von Sahins Notebook kennen und alle sich ergänzenden Daten zusammenführen müssen, um uns ein abschließendes Bild machen zu können – falls das überhaupt möglich ist.«
    Wieder trat andächtige Stille ein, alle waren mit ihrer Liste beschäftigt. Abermals war es Wolf, der das Schweigen brach. »Diese Papiere könnten ein

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