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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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geworfen, und Jo erschien in der Verbindungstür. »Morgen, Chef«, grüßte sie. »Haben Sie Ihren Fahrradsattel heute mit hochgenommen? Ist auch sicherer so. Wie man hört, werden die Dinger gern geklaut.« Noch ehe Wolf darauf eingehen konnte, fügte sie hinzu: »Wie sieht’s aus, fangen wir gleich an?«
    »Lass uns warten, bis Preuss auftaucht, dann muss ich nicht alles zweimal erzählen.«
    »Das kann noch dauern. Er hat sich entschuldigt, er wird etwas später zu uns stoßen. Das D3 hatte in der vergangenen Nacht einen  SEK -Einsatz in Borowskis ›TruckStop‹.«
    »Woher weißt du das?«
    »Flurfunk«, antwortete sie knapp. Als Wolf mit dieser Auskunft nicht zufrieden schien, fügte sie hinzu: »Hab ihn eben im Treppenhaus getroffen.«
    »Also haben sie die Spielhölle endlich hochgenommen?«
    »Ja. Borowski sitzt in Untersuchungshaft. Und Gerd wird so bald auch nicht auftauchen, der ist bei Peschke.«
    »Ich weiß. Und er hat sogar an das Foto gedacht – zumindest liegt es nicht mehr auf seinem Platz. Okay, fangen wir an. Hol deine Unterlagen.«
    Beide siedelten um an den Besprechungstisch.
    »Und? Was haben Sie in der  JVA  Konstanz erfahren, Chef?«, fragte Jo gespannt, als sie Wolf gegenübersaß.
    »Nicht viel. Leider. Luca Maroni ist jedenfalls aus dem Schneider, die Fingerabdrücke in seiner Akte waren komplett – der kleine Finger der linken Hand eingeschlossen.«
    Es klopfte an Wolfs Bürotür. Es war Preuss, dem man ansah, dass er vergangene Nacht wenig Schlaf bekommen hatte. Wolf wiederholte das Wenige, was sie bis jetzt besprochen hatten.
    Sie waren gerade fertig, da klingelte das Telefon. Jo sprang auf und lief zu Wolfs Schreibtisch. Wenig später kam sie wieder an ihren Platz zurück. »Es war Gerd. Peschke hat Luca Maroni nicht erkannt. Und was noch schlimmer ist: Offenbar hat ihm Luca nicht mal seinen Nachnamen verraten«, teilte sie ihnen mit. »Er wird bald hier sein.«
    »Wenn das stimmt, hat sich unser Hauptverdächtiger endgültig in Luft aufgelöst«, knurrte Wolf.
    »Na und? Es haben sich immerhin zwei neue Aspekte ergeben, die, zumindest für mich, recht vielversprechend klingen. Zum einen hat sich gestern Abend bei der Bereitschaft ein Zeuge gemeldet, der Igor Balakow und dessen Kompagnon am Samstag, also an Hauschilds Todestag, vor dessen Haus gesehen haben will.«
    Ruckartig hob Wolf den Kopf. »Was du nicht sagst. Irrtum ausgeschlossen?«
    »Ja. Der Zeuge, achtundfünfzig  Jahre, ist absolut seriös. Finanzbeamter, gleichfalls am Strandweg wohnend. Er hat den Trubel vor Hauschilds Haus hautnah mitbekommen. Dabei ist ihm in geringer Entfernung ein schwarzer Volvo aufgefallen, dessen Insassen das Geschehen interessiert beobachtet haben. Er beschrieb sie als ›zwei dunkel gekleidete Riesenbabys mit Glatze‹, die aufgrund ihres skurrilen Aussehens sein Misstrauen geweckt hätten. Als er dann am Montag die Notiz im ›Seekurier‹ las, entschloss er sich, seine Beobachtung der Polizei zu melden. Ich finde, wir sollten die Spur weiterverfolgen – vorbehaltlich einer Gegenüberstellung, wenn wir Igor gefasst haben. Bis jetzt verlief die Fahndung allerdings ohne Ergebnis.«
    Wieder öffnete sich Wolfs Bürotür, diesmal ohne vorheriges Klopfen. Gerd Vespermann meldete sich zurück – mit einem großen Teller voller Butterbrezeln.
    »Greift zu, Kollegen. Viel mehr hab ich allerdings nicht mitgebracht, ich sag’s gleich. Mein Besuch bei Goldmann & Co. ging aus wie das Hornberger Schießen.«
    »Dass Peschke um diese Zeit schon in seinem Laden war …«, bemerkte Wolf verwundert.
    »War er natürlich nicht. Aber er wohnt darüber, also hab ich ihn rausgeklingelt.«
    Sieh an, der Mann ist ja doch lernfähig, dachte Wolf, dem angesichts der Brezeln das Wasser im Mund zusammenlief. Er war geneigt, Dickys Knoblauchfahne bis auf Weiteres gönnerhaft zu tolerieren. »Und was meinte der Kollege von der Spurensicherung?«
    Vespermann winkte ab. »Vergiss es. Laut Peschke war dieser Luca nicht lang genug im Haus, um Spuren zu hinterlassen; die beiden sind sich angeblich rasch einig geworden. Nein, nein, wenn überhaupt, kommt als Spurenträger nur die Jade-Figur in Frage. War eben noch schnell bei Mayer, der wird sich darum kümmern – so Gott will.« Er verzog den Mund und fügte abfällig hinzu: »Die Kollegen von der Spusi scheinen mir nicht gerade die Schnellsten zu sein. Na ja, kein Wunder …« Der Rest des Satzes erstarb in Gemurmel.
    Wolf tat, als hätte er das überhört.

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