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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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seiner Antwort. Dann gab er sich einen Ruck: »Der Igor isch beim Borowski untertaucht.«
    Wolf glaubte zunächst, sich verhört zu haben. Bei Borowski? War das ein Witz? Nein, Buddy schien es verdammt ernst zu meinen. Aber dann müsste doch Preuss … Mit einer gemurmelten Entschuldigung zog er sein Handy hervor und drückte eine Kurzwahltaste. »Wolf hier. Preuss, hör zu: Ihr habt doch vergangene Nacht Borowski hochgenommen. Stell bitte fest, ob sich Igor Balakow unter den Anwesenden befand – und wenn ja, wo er sich aufhält. Bitte ruf mich baldmöglichst zurück. Ende.« Er drückte die Aus-Taste.
    Aus den Augenwinkeln hatte Wolf mitbekommen, dass sich Buddy und Kalaschnikow bei der Erwähnung des Einsatzes einen Blick zugeworfen hatten. Nun lächelte er den beiden zu. »Wie ich sehe, seid ihr echt überrascht. Das wundert mich jetzt aber. Funktionieren etwa deine Buschtrommeln nicht mehr, Kalaschnikow?«
    Kalaschnikow deutete ein Schulterzucken an. »Sie sehen uns sprachlos, Herr Kommissar. Wat hat Borowski denn uffm Jewissen?«
    Vespermann lachte laut auf. »Jetzt tun Sie mal nicht so unschuldig. Als wüssten Sie das nicht.«
    »Na, zum Glück habt ihr beiden nichts mit Borowski zu tun … oder sollte ich mich da täuschen?«, hakte Wolf nach.
    Noch bevor die beiden Männer antworten konnten, klingelte Wolfs Handy. Er hörte kurz zu, bevor er zufrieden nickte. Mit den Worten »Verstanden. Ich danke dir« beendete er das Gespräch. »Sie haben Igor festgenommen«, teilte er Vespermann mit, »zusammen mit zwölf weiteren Personen. Sie sind eben erst damit durch, die Personalien aufzunehmen.«
    Mit diesen Worten erhob sich Wolf. Vespermann stand gleichfalls auf.
    Kurz vor der Tür drehte sich Wolf noch einmal um. »Ach ja, fast hätt ich es vergessen: Wir ermitteln in einem weiteren Mordfall, begangen in einem Penthaus am Überlinger Strandweg. Können Sie uns vielleicht dazu etwas sagen?«
    »Also entschuldigen Se mal, des isch ja allerhand. Warum fraget Se mich des? Wollet Se des uns au no in d’ Schuh schieba, oder was?« Buddy war ehrlich entrüstet.
    »Warum wir Sie danach fragen? Weil Sie am Tatort gesehen worden sind.«
    Buddy winkte ab. »Ach, des meinet Sie. Ja, schtimmt, mir warn da. Mir hättet was mit dem Mann zu beschprecha ghabt. Aber da hats ja nur so gwimmelt vor Polizei, also ham mir uns wieder verzoga.«
    »Ihr wolltet Geld eintreiben?«
    »Wenn Se des eh schon wisset. Des isch ja net verboten, oder?«
    »Nein, da haben Sie recht – zumindest, solange der Schuldner die Prozedur überlebt. Gut, das war’s dann, meine Herren. Wir finden allein hinaus.«
    ***
    Karin Winter hatte das Objekt ihres Interesses eine Stunde lang aus unterschiedlichen Blickwinkeln belauert. Mehrfach hatte sie sich unauffällig in den Strom der Passanten eingereiht und war, mal auf der rechten, mal auf der linken Seite, daran vorbeigegangen.
    Bei dem Haus handelte es sich um einen vierstöckigen Altbau in der typischen mallorquinischen Architektur, wie sie zu Hunderten im Stadtkern von Palma zu finden waren. Fast schien es, als wäre das Auffälligste an dem Bauwerk seine Unauffälligkeit. Eine schlichte ockerfarbene Fassade ohne jedwede Verzierung, dazu Sprossenfenster mit grün gestrichenen Klappläden davor – die kleinen Balkons vor den mittleren Fensterreihen wirkten dagegen wie der pure Luxus. Einzig die schmiedeeiserne Balkonbrüstung verbreitete so etwas wie mediterranes Flair.
    Zu beiden Seiten des Objektes schlossen sich ähnliche Häuser an. Insgesamt verströmte das Ensemble den Charme der frühen siebziger Jahre, ein Eindruck, der vor allem auf den Zustand der Fassaden zurückzuführen war. Die schienen nach Farbe geradezu zu lechzen.
    Inzwischen hielt Karin die Zeit für gekommen, der bloßen Inaugenscheinnahme Taten folgen zu lassen. Gespannt steuerte sie den Eingangsbereich an und warf einen Blick auf die Klingelschilder.
    Das Klingeltableau bestand aus insgesamt acht Feldern, also gab es auf jeder Etage zwei Mieteinheiten. Zu Karins Verwunderung enthielt die Mehrzahl der Schilder keine Namen. Bei den wenigen, die beschriftet waren, vermisste sie den Namen Alvarez – von der geheimnisvollen Bezeichnung » G.E.T. « ganz zu schweigen.
    Nun war guter Rat teuer. War sie im falschen Haus? Sie kontrollierte die Hausnummer. Über der Haustür stand » 23 «, alles hatte seine Richtigkeit.
    Was nun, Karin Winter?, fragte sie sich. Streng dich gefälligst an, du bist doch sonst nicht auf den Kopf

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