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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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worden war, jetzt aber, wie alles ringsum, einen ziemlich verwahrlosten Eindruck machte. Unkraut spross aus allen Fugen, überall lagen Unrat und welkes Laub herum.
    Wolf steuerte den Eingang des Hauptgebäudes an, dicht gefolgt von Jo und Vögelein. Es knirschte unangenehm unter ihren Füßen, weil überall Glassplitter herumlagen. Kein Wunder, die Fensterscheiben waren größtenteils eingeschlagen. Vom Vorraum aus führte eine breite Treppe in das muffige Untergeschoss. Wolf drückte auf den Lichtschalter. Zu seiner großen Verwunderung führte die Leitung noch Strom. In dem nachtschwarzen Gang glommen einige schwache Glühbirnen auf, allerdings verstärkten sie die Düsternis eher, als dass sie sie erhellten. Doch Wolf und seine Leute hatten vorgesorgt und starke Maglite-Taschenlampen mitgebracht.
    Bereits im zweiten Raum wurden sie fündig. An der Wand links von der Tür lagen zwei Matratzen auf dem blanken Betonboden, durchgelegen, mit Flecken und Brandspuren übersät, ohne Kissen und ohne Decken. In der Raummitte stand ein klappriger Tisch. Eines der vier Beine fehlte, und dort, wo eine Schublade sein sollte, gähnte ein Loch. Ein altersschwacher Stuhl und ein primitives Lattenregal vervollständigten das Interieur. An der Außenwand gab es einen vergitterten Schacht, der vermutlich zu der hinter dem Gebäude liegenden Lagerfläche führte, jedoch so gut wie kein Tageslicht einließ.
    Â»Nichts anfassen, nichts verändern«, mahnte Wolf. Sie bewegten sich so wenig wie möglich und nahmen das Bild, das sich ihnen bot, zunächst schweigend auf.
    Â»Und, was meint ihr?«, unterbrach Wolf schließlich die Stille.
    Â»Könnte Ottos Bleibe gewesen sein«, meinte Jo. »Muss aber nicht. Das lässt sich so nicht mit Sicherheit sagen. Auch die Spurensicherung wird da nicht viel ausrichten können. Wir wissen von Otto ja nicht mal den Familiennamen, also bringt uns auch ein DNA -Vergleich nicht weiter. Vorerst wenigstens.«
    Hanno schüttelte sich: »Wie kann ein Mensch hier nur leben? Keine Heizung, kein richtiges Licht und dann noch diese Luft – da holt man sich ja bereits in der ersten Nacht den Tod.«
    Â»Immerhin sind noch nicht alle Lichter ausgegangen«, bemerkte Wolf mit Blick auf die trübe Birne, die von der Decke hing. »Fällt euch sonst nichts auf?« Als er keine Antwort bekam, tippte er an seine Nase.
    Â»Ach so, Sie meinen den Mief?« Jo winkte angewidert ab. »Den kann man ja wohl kaum ignorieren. Oder finden Sie daran etwas ungewöhnlich?«
    Â»Nicht an dem Mief an sich, er ist ein Konglomerat aus Schweiß, Alkoholdunst und Pisse – oberflächlich betrachtet. Allerdings rieche ich noch etwas anderes: kalten Rauch. Seht ihr hier einen Aschenbecher herumstehen oder wenigstens Asche oder Kippen? Ich nicht! Auch keine leeren Flaschen. Das kann aber eigentlich gar nicht sein. Die Bewohner dieses Etablissements haben garantiert gequalmt und gesoffen, was das Zeug hielt. Und der Teufel soll mich holen, wenn die ihren Müll selbst weggebracht haben.«
    Â»Da wollte wohl jemand Spuren beseitigen«, vermutete Jo.
    Vögelein, der sich bereits beim Betreten des Raums einen Schal vor Mund und Nase gezogen hatte, suchte mit den Augen den Fußboden ab. Plötzlich stutzte er und ging in die Hocke. Umständlich zog er sich ein Paar Latexhandschuhe über, die er aus einer seiner Taschen hervorgezaubert hatte. Dann holte er mit spitzen Fingern eine leere Flasche unter dem Lattenregal hervor.
    Â»Na, wer sagt’s denn«, murmelte er und unterzog das Corpus delicti einer eingehenden Prüfung. »Wodka. Hier steht sogar noch der Preis drauf: zweiundzwanzigfuffzig. Nicht gerade ‘ne Billigmarke.«
    Er erhob sich. »Ich denke, wir kommen um die Spurensicherung nun doch nicht herum, Chef«, meinte er vielsagend.
    Â»Du hast recht«, nickte Wolf. »Ich möchte gar zu gerne wissen, was sich hier drin abgespielt hat. Ruf die Kollegen an.«
    Als er sich eine Gitanes ansteckte, bemerkte er Hannos vorwurfsvollen Blick. »Auf das bisschen Rauch kommt’s nun auch nicht mehr an«, meinte er wegwerfend. Nachdenklich sah er sich um. »Ziemlich wahrscheinlich, dass Einstein und Havanna bis gestern hier gehaust haben. Bei dem geheimnisvollen Otto hingegen bin ich mir nicht sicher, zumindest gibt es dafür keine Anhaltspunkte. Wir müssen wohl die nächsten

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