Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
Zigaretten der Marke Gitanes. Um nicht als notorischer Trinker abgestempelt zu werden, pflegte er den Pastis aus der Tasse zu trinken. Wolf war Pragmatiker. Warum anzügliche Bemerkungen provozieren, wenn es sich vermeiden ließ?
    Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah aufs Display: Jo war dran.
    Â»Entschuldigen Sie, Chef. Kriminalrat Sommer hat nach Ihnen verlangt. Hab ihm gesagt, Sie seien im Haus unterwegs.«
    Â»Gut gemacht. Bin gleich so weit, will nur noch kurz beim D3 vorbei.«
    Hastig rafft er seine Unterlagen zusammen und machte sich auf den Weg zu Marsberg. Der Leiter des Dezernats für Betrugs- und Wirtschaftsdelikte, Wolfs Freund und wie dieser im Dienstgrad eines Hauptkommissars, saß im ersten Stock. Obwohl der Tod der Penner das D3 nicht direkt tangierte, wollte Wolf Marsbergs Meinung hören, ehe er zu Sommer ging.
    Zehn Minuten später saß Wolf dem Chef der Kripo Überlingen gegenüber. Sommer, auch mit Sechzig eine eindrucksvolle Erscheinung, ließ sich eingehend über den Fall berichten. Als Wolf abschließend die Vorgänge auf dem Baumarktgelände schilderte, Karin Winters Wagen ließ er dabei vorerst unerwähnt, schüttelte Sommer nur betroffen den Kopf.
    Â»Du bist dir sicher, dass der Brandanschlag nicht euch gegolten hat, Leo?«
    Â»Was hätten die Täter davon, drei Polizisten außer Gefecht zu setzen? Nein, die wollten Spuren vernichten. Vermutlich haben sie nicht damit gerechnet, dass wir ihnen schon so bald auf den Fersen sein würden.«
    Sommers Telefon klingelte. Während er abnahm, blickte Wolf kurz aus dem Fenster. Die Dämmerung hatte eingesetzt und es nieselte leicht.
    Â»Für dich, Leo.« Sommer reichte den Apparat an ihn weiter.
    Es waren die Kollegen von der Spurensicherung. Sie nahmen gerade das Baumarktgelände auseinander und wollten wissen, ob sie noch mit ihm rechnen könnten.
    Â»Und ob. Bin gleich da«, antwortete er.
    Tatsächlich war er kaum zehn Minuten später am Baumarkt und stellte den Dienstwagen auf dem Parkplatz davor ab. Wolf hätte das schwarz verrußte Kellergelass kaum wiedererkannt. Von den Möbeln existierten nur noch verkohlte Fragmente, die Matratzen waren vollständig ein Opfer der Flammen geworden. Ungläubig schüttelte Wolf den Kopf. Es grenzte an ein Wunder, dass sie dem Inferno rechtzeitig entkommen waren. Wer immer das gewesen sein mochte, er hatte ganze Arbeit geleistet.
    Die wegen ihrer weißen Einwegoveralls auch als »Schneemänner« bezeichneten Kollegen von der Spurensicherung, inzwischen eher Kaminfegern gleichend, hatten wider Erwarten zahlreiche Spuren gesichert: Fingerabdrücke an Lichtschaltern und Türgriffen, Mikrofaserspuren an Wänden und auf den Benzinkanistern, einen leidlich erhaltenen Schuhabdruck in der Nähe des Kellerschachtes und vor allem eine markante Reifenspur und jede Menge Gummiabrieb auf dem Vorplatz, beides offenbar eine Hinterlassenschaft der Täter bei ihrer überstürzten Flucht. Alles in allem gar nicht so übel, überlegte Wolf. Rechnete man die Wodkaflasche hinzu, die er, vorschriftsmäßig in einen Klarsichtbeutel verpackt, den Kollegen übergeben hatte, dann waren sie der Aufdeckung der mysteriösen Pennermorde möglicherweise einen Schritt näher gekommen.
    Als Wolf sich endlich von den Kollegen verabschiedete und zu seinem Dienstwagen ging, war es fast sieben. Für heute konnte ihm das Büro gestohlen bleiben, also schlug er den Weg nach Nussdorf ein. Es war zwischendurch mal ganz angenehm, sich keine Gedanken über das Wetter am nächsten Morgen machen zu müssen.
    Ob er auf seine alten Tage das Radfahren doch noch an den Nagel hängen sollte?
    * * *
    Zu Hause kam ihm Fiona entgegen, den Schwanz wie einen Fahnenmast in die Höhe gereckt. Schnurrend rieb sie sich an seinen Beinen. Er nahm sie hoch, kraulte liebevoll ihren Kopf, gab ihr zu fressen und kraulte sie wieder, so lange, bis sie ihm die Krallen zeigte und er sie ausließ.
    Merkwürdigerweise verspürte er gar keinen Hunger. Dabei hatte er seit dem »Lkw« am Nachmittag nichts weiter als zwei Tassen Kaffee zu sich genommen. War es möglich, dass sein Unterbewusstsein sich mit seinem leeren Kühlschrank solidarisierte? So oder so, morgen würde er einkaufen müssen.
    Als das Telefon läutete, sah Wolf erstaunt zur Uhr. Anrufe um diese Zeit waren selten – und

Weitere Kostenlose Bücher