Seeteufel
nur ein Mikrogramm Arsen ins Trinkwasser gelangt, das können Sie sich als Polizist auch gar nicht leisten. Ich kenne Sie, hab Sie schlieÃlich lange genug studiert. Nein, nein, solange ich den Finger am Drücker habe, können Sie mir nichts anhaben, und das wissen Sie.«
Er hatte noch nicht richtig ausgesprochen, als Neidling zu kreischen begann: »Recht so, zeigâs Ihnen, mach sie fertig!« Verzweifelt versuchte er, sich loszureiÃen. Zu Wolfs Erstaunen verzog Loske keine Miene â als wäre sein Komplize Luft für ihn.
»Ich werde Ihnen sagen, wie ich hier rauskomme«, fuhr Loske unbeirrt fort. »Sie, Herr Wolf, stellen mir einen Ihrer Wagen hier vors Haus. Und dann werde ich mir jemand aus Ihrem Team aussuchen, der mich begleitet ⦠zum Beispiel Ihre hübsche Kollegin da.« Er deutete auf Jo. »Legen Sie ihr Handschellen an, und dann schicken Sie sie zu mir rüber, aber ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf.« Mit jedem Wort wurde seine Stimme schärfer.
»Warum jemand aus dem zweiten Glied, Loske?«, warf Wolf hastig ein, »warum nicht ich? Ich könnte für Sie viel nützlicher sein â¦Â«
»Quatschen Sie nicht rum, Wolf. Machen Sie einfach, was ich Ihnen sage.«
Als Wolf noch immer zögerte, wurde Loske plötzlich laut: »Wirdâs bald oder brauchen Sie eine schriftliche Einladung? Ich glaube, Ihnen ist noch immer nicht klar, was hier eigentlich abläuft. Nur zur Erinnerung: Da unten in diesem verdammten See liegt genug Arsen, um den gesamten GroÃraum Stuttgart zu vergiften. Es kostet mich nur einen winzigen Druck auf diese Taste hier, um das Zeug freizusetzen, und niemand kann etwas dagegen tun â absolut niemand! Also bewegen Sie gefälligst Ihren gottverdammten Hintern und legen Sie Ihrer Kollegin die Handschellen an. Sollten Sie um ihre Gesundheit fürchten: Ich versichere Ihnen, Sie bekommen sie wohlbehalten zurück â mitsamt Ihrem ScheiÃauto.«
Da Wolf noch immer keine Anstalten machte, Loskes Aufforderung Folge zu leisten, ergriff Jo nun selbst die Initiative. Sie streckte dem neben ihr stehenden Kollegen beide Hände hin. Nach einem schnellen Seitenblick auf Wolf legte dieser ihr die Handschellen an. Ohne Furcht zu zeigen, ging Jo zu Loske hinüber. »Zufrieden?«, fragte sie ihn.
»Und jetzt den Wagen«, verlangte Loske.
»Steht direkt am Eingang«, gab Wolf Bescheid. »Hier, der Schlüssel.« In hohem Bogen warf er ihn Loske zu. Der machte jedoch keine Anstalten, ihn aufzufangen. Stattdessen schlich sich ein schmales Lächeln auf sein Gesicht.
»Nun enttäuschen Sie mich aber, Herr Wolf. Sie haben doch nicht angenommen, dass ich auf diesen Trick hereinfalle? Ts, ts, ts â¦Â« Mit einem Rippenstoà forderte er Jo auf, den Schlüssel aufzuheben.
Abermals ertönte Neidlings Stimme. »Wie lange sollen die mich hier noch festhalten �«
»Halt die Klappe«, brachte Loske ihn brüsk zum Schweigen. »Jetzt alle da rüber«, befahl er scharf und winkte mit dem Handy die Polizisten in eine Ecke des Zimmers. Er gebrauchte das Gerät wie eine Waffe, was es in gewisser Weise ja auch war.
»So, und jetzt noch einmal langsam zum Mitschreiben, Herr Wolf: Morgen früh um sechs Uhr ist das Kreditkartenkonto wie gefordert gefüllt, richten Sie das gefälligst den Herren von der BWVG aus. Und kommen Sie mir ja nicht mit der läppischen Ausrede, die Bank könne an einem Sonntag nicht buchen.« Belustigt kichernd fügte er hinzu: »Würde keinen sonderlich guten Eindruck auf die Ãffentlichkeit machen, wenn der Laden wegen lumpiger zehn Millionen die Hälfte seiner Kunden verliert, und zwar für immer.«
»Was hast du vor?«, begehrte Neidling noch einmal auf. »Wieso befiehlst du ihnen nicht, mich freizulassen? Wir sind doch Partner ⦠oder etwa nicht?« Seine Stimme war zunehmend schriller geworden, er schien mit seinen Nerven am Ende.
Spöttisch sah Loske zu ihm hinüber. »Du überschätzt deine Rolle, Dicker. Du warst mir nützlich, ja. Mehr aber auch nicht.« Er wandte sich an Vögelein, der Neidling am Arm festhielt. »Passen Sie gut auf ihn auf, Sie werden ihn noch brauchen. Irgendwer muss Ihnen ja später die Zusammenhänge erklären. Ich bin sicher, mein âºPartnerâ¹ wird diese Rolle gern übernehmen. Und nun ciao , meine Herren!
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