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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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nach Preuss’ Geschmack zu langsam reagierte, packte er ihn einfach am Kragen und zog ihn vollends aus dem Wagen.
    Ãœber die Rechtmäßigkeit seines Tuns machte er sich in diesem Augenblick keine Gedanken. Schon saß er selbst hinter dem Steuer und drückte das Gaspedal durch. Aus den Augenwinkeln hatte er gerade noch mitbekommen, dass der Suzukifahrer an der Einmündung zur Hauptstraße nach rechts abgebogen war, also den direkten Weg nach Überlingen genommen hatte.
    Â»Na warte, Bürschchen, dich krieg ich!«, rief er und kitzelte das Letzte aus dem Wagen, einem Dreier- BMW älterer Bauart, heraus. Die Fahrbahn nicht aus den Augen lassend, holte er sein Handy aus der Jackentasche. Während er mit einer Hand am Steuer einen gemächlich dahinzuckelnden Volvo überholte, dessen Wohnanhänger bei jedem Schlagloch einen Luftsprung machte, drückte er mit der andern eine Kurzwahltaste. Wolf meldete sich.
    Â»Unser Mann hat zugeschlagen!«, stieß Preuss hervor. »Sammet und Vögelein sind vorübergehend außer Gefecht. Bin leider etwas zu spät eingetroffen, habe aber die Verfolgung aufgenommen. Der Täter hat die Aufkircher Straße Richtung Innenstadt genommen. Fährt eine rote Suzuki, Kennzeichen unbekannt.«
    Â»Augenblick«, unterbrach ihn Wolf und gab die Information weiter. Schon war er wieder da. »Personenbeschreibung?« Preuss schilderte ihm das wenige, was er wusste.
    Â»Verstanden! Bleib dran«, wies Wolf ihn an. »Wir machen vor dem Franziskanertor die Straße dicht. Sobald du das Stauende erreichst, steigst du aus und läufst nach vorne. Wir kommen von der Stadtseite, so nehmen wir ihn in die Zange. Gebe Gott, dass wir ihn schnappen, bevor er die Altstadt erreicht und irgendwo abtaucht. Ende.«
    Nach einem waghalsigen Überholmanöver konnte Preuss den BMW gerade noch abfangen, ehe er die enge Durchfahrt durch das Aufkircher Tor anpeilte und volle Pulle hindurchbretterte – um gleich danach mit aller Macht auf die Bremse zu steigen. Die Straße, nun beiderseits von hübschen Fachwerkhäusern gesäumt, wurde an dieser Stelle übergangslos eng. Behäbig zuckelnde Autos behinderten das Weiterkommen und der Abstand zur Suzuki wuchs bedenklich. Wenige hundert Meter voraus ragte bereits das Franziskanertor auf, an Überholen war jetzt nicht mehr zu denken.
    Am Stauende brachte Preuss den BMW zum Stehen. Weiter vorne drängte sich der Fahrer der roten Suzuki an den dicht stehenden Fahrzeugen vorbei, wich schließlich, nachdem ihm das nicht schnell genug ging, auf den Gehsteig aus, ohne auch nur im Geringsten auf die zahlreichen Fußgänger Rücksicht zu nehmen, von denen sich einige erst im letzten Augenblick mit einem gewagten Sprung in Sicherheit bringen konnten.
    Mechanisch riss Preuss die Tür auf, sprang hinaus und folgte dem Flüchtenden zu Fuß. Laufen, auch über lange Strecken, war ihm noch nie schwergefallen, nicht umsonst hatte er während seiner Ausbildung als vielversprechendes süddeutsches Mittelstreckentalent gegolten. Und dennoch, hier hätte er keinen Blumentopf gewonnen, dafür war der Vorsprung des Motorradfahrers einfach zu groß. Gänzlich unerwartet kam ihm jedoch gleich darauf das Glück in Gestalt eines Lieferwagens zu Hilfe. Offenbar hatte dessen Fahrer bei dem zähen Stop-and-go-Verkehr die Geduld verloren und war gerade dabei, sich mit seinem Fünfeinhalbtonner aus einer der Seitengassen in die stadteinwärts führende Hauptstraße zu drücken, wodurch er den Gehsteig hermetisch abriegelte. Dem Suzukifahrer blieb gar nichts anderes übrig, als seine Maschine hinzuwerfen und die Beine in die Hand zu nehmen.
    Im Laufen drückte Preuss erneut die Kurzwahltaste. »Das mit dem Stau hat geklappt, der Flüchtende ist jetzt zu Fuß unterwegs«, keuchte er, »läuft die Aufkircher Straße entlang, direkt auf das Franziskanertor zu. Entfernung zum Tor etwa hundertfünfzig Meter. Wo sind Sie?«
    Â»Stehen direkt am Tor. Wir laufen ihm entgegen.«
    Â»Verstanden.«
    Preuss legte noch einen Zahn zu, doch seine Augen suchten die füllige Gestalt des Flüchtenden vergeblich – er schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Sonderbar, dachte Preuss, das Telefonat hatte ihn nicht länger als ein paar Sekunden abgelenkt. Sollte der Kerl in dieser kurzen Zeit ein Schlupfloch gefunden haben? Und wenn ja – wo könnte

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