Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
gekommen sind, Herr Notar«, sagte sie.
    Â»Gerne«, lächelte er freundlich zurück. »Aber den ›Notar‹ können Sie sich sparen. Waren wir nicht schon mal bei Friedhelm und Karin?«
    Â»Sie haben recht … Friedhelm.«
    Â»Im Übrigen wissen Sie, dass Sie immer auf mich zählen können. Kaffee? Oder wollen wir eine Kleinigkeit essen? Es ist schließlich fast Mittag«, fügte er mit einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr hinzu.
    Â»Kaffee reicht. Ich will Ihnen nicht mehr Zeit stehlen als nötig.«
    Friedhelm Sonntag gab der Bedienung ein Zeichen und bestellte das Gewünschte. Dann wandte er sich wieder Karin zu. »Ich bitte Sie, Sie stehlen mir keine Zeit. Im Gegenteil, Sie wissen, wie sehr ich jede Minute mit Ihnen schätze.«
    Karin war ihm dankbar, dass er nicht das abgeschmackte »Eine Hand wäscht die andere« benutzte, obwohl gerade er allen Grund dazu gehabt hätte. Vor einem halben Jahr hatten sie bei einer Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zufällig nebeneinander gesessen. Danach waren sie sich noch das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen, doch nie war da mehr als ein flüchtiges »Hallo« und »Wie geht’s« gewesen. Dann, vor vier Wochen, war sie bei Recherchen zu einem Betrugsfall auf seinen Namen gestoßen. Sie hatte ihn angerufen und ihn auf einige bislang unbekannte Begleitumstände des Falls aufmerksam gemacht, die sein Notariat tangierten – wie sich herausstellte, gerade noch rechtzeitig, um größeren Schaden von einem seiner Mandanten und möglicherweise von ihm selbst abzuwenden.
    Der Kaffee kam. Die Bedienung hatte einen kleinen Keks neben die Tasse gelegt und Karin beschloss, er müsse für heute als Mittagessen reichen.
    Â»Also, wo drückt der Schuh?«, fragte Sonntag gespannt, nachdem er Milch und Zucker achtlos beiseite geschoben hatte.
    Â»Sie haben doch sicher von dem Mord an den beiden Obdachlosen gehört?«
    Â»Nein, tut mir leid. Ich hatte die letzten Tage in Hamburg zu tun, bin erst gestern Abend wieder zurückgekommen. Klären Sie mich auf?«
    Sie erzählte ihm, was sie wusste und schloss mit Göbbels’ Hinweis auf die ominöse Erbschaft, die die beiden Penner angeblich gemacht hatten. »Sollte das zutreffen, würde es dem Fall eine völlig neue Perspektive geben … Sie verstehen, was ich damit sagen will?«
    Es schien, als wären Karins Worte auf fruchtbaren Boden gefallen. Nachdenklich kraulte der Notar seinen Bart. Schließlich hob er den Kopf und lächelte matt: »Was wollen Sie nun von mir hören, meine Liebe?«
    Â»Was wird’s schon sein? Ich muss wissen, ob die beiden tatsächlich jemanden beerbt haben, und wenn ja: wen und wie viel. Das ist alles.«
    Â»Das ist viel!« Als ließe er sich ihr Ansinnen durch den Kopf gehen, beschäftigte er sich sekundenlang mit seiner Tasse, ehe er ihr offen ins Gesicht blickte: »Also gut, offene Frage, offene Antwort: Ich kann Ihnen dazu nichts sagen. Leider!«
    Â»Sie können nicht oder Sie dürfen nicht, Friedhelm?«
    Â»Wenn Sie mich so direkt fragen: Ich darf nicht – und ich will es auch nicht! Es verstößt gegen sämtliche Prinzipien meines Berufsstandes und ganz nebenbei auch gegen einen Sack voll Paragrafen, wenn ich Interna unseres Notariats ausplauderte. So gern ich Ihnen helfen würde, Karin, aber Sie verlangen zu viel!«
    Trotz der abschlägigen Antwort jubilierte Karin innerlich. Gleich beim ersten Versuch hatte sie einen Volltreffer gelandet. Sie würde Friedhelm über kurz oder lang weichkochen, da war sie sich sicher.
    * * *
    Die Tür hing etwas windschief in den Angeln. Wolf drückte sie vollends auf. Das feine, durchdringende Quietschen hätte einem alten Spukschloss alle Ehre gemacht. Noch auffälliger war allerdings der Nachhall, den das Geräusch erzeugte – als wäre der dahinterliegende Raum ein gigantischer Resonanzkörper. Für einen Moment kamen Wolf Zweifel, ob ihr Mann tatsächlich durch diese Tür verschwunden war. Wäre ihnen dieses Geräusch nicht aufgefallen?
    Egal, jetzt mussten sie erst mal diese Sache hier zu Ende bringen. Entschlossen machte er einen Schritt in den Raum hinein – und blieb wie angewurzelt stehen. Jo und Preuss mussten sich regelrecht an ihm vorbeischlängeln, bevor auch sie verblüfft innehielten. In der Tat war

Weitere Kostenlose Bücher