Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
seitlich hinauf. Weitere Türen gab es nicht, sah man einmal von einer Luke direkt unterhalb des Eingangs ab. Vermutlich hatte sie vor Urzeiten als Zugang zu den Kellerräumen gedient. Misstrauisch rüttelte Preuss an der stabilen Holztür, doch sie rührte sich nicht.
    Die über die Freitreppe zugängliche Eingangstür hingegen war nur angelehnt. Kein Zweifel, durch sie musste ihr Mann verschwunden sein. Und wenn er sich dort drinnen auch noch so klein machte, es würde ihm nichts nützen – vorausgesetzt, das Haus verfügte über keinen Hinterausgang.
    Â»Wir gehen rein!«, bestimmte Wolf. Als er die ersten Stufen hinaufstieg, ließ ihn ein Zuruf Jos innehalten. Unwillig drehte er sich um.
    Jo hatte eine Hand hinter das rechte Ohr gelegt und lauschte angestrengt. »Hört ihr das? Was kann das sein?«, fragte sie und hob die Brauen.
    Während Wolf nach kurzem Lauschen mit den Schultern zuckte und Anstalten machte, weiterzugehen, gab Preuss ihr unversehens recht: »Stimmt, jetzt hör ich’s auch. Klingt ein bisschen nach … nach Kloster, würde ich sagen … so ‘ne Art gregorianischer Gesang. Vermutlich hat jemand eine CD eingelegt …«
    Â»â€¦Â oder es balgen sich ein paar liebestolle Katzen«, fuhr Wolf dazwischen. »Was soll das? Jetzt lasst uns da reingehen!« Entschlossen trabte er die Treppe hoch, Jo und Preuss folgten.
    * * *
    Monika Bächle feilte hingebungsvoll an ihren Fingernägeln, als plötzlich jemand die Tür aufriss. Eilig ließ sie die Nagelfeile in eine Schublade fallen und hob den Kopf.
    Â»Ist er drin?«, fragte Karin Winter und marschierte, ohne eine Antwort abzuwarten, auf Matuscheks Büro zu.
    Vergeblich versuchte Monika, sich ihr in den Weg zu stellen. »Jörg hat mich angewiesen, bis Mittag niemanden durchzulassen.«
    Â»Jörg?«, fragte Karin spöttisch über die Schulter zurück.
    Â»Herr Matuschek arbeitet am Leitartikel für die morgige Ausgabe …«
    Â»Lass gut sein, Schätzchen, ich bin auch gleich wieder weg.« Ohne sich weiter um die Proteste der Sekretärin zu kümmern, betrat Karin Matuscheks Büro und schloss die Tür hinter sich.
    Unwillig hob der Chefredakteur den Kopf. »Du willst dich sicher für deinen Abgang bei der Redaktionskonferenz entschuldigen. Ich nehme an, es gab einen triftigen Grund, also sei dir verziehen.« Ohne weiter auf sie zu achten, wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
    Karin ignorierte den kühlen Unterton und hielt ihm ein Blatt Papier vor den Bildschirm. Nach einem flüchtigen Blick darauf schob Matuschek das Blatt beiseite. »Was soll das?«, brummte er.
    Â»Fällt dir nichts auf? Auf dem Tisch zum Beispiel?«
    Offensichtlich neugierig geworden nahm Matuschek das Blatt in die Hand und sah sich das Bild darauf genauer an. Angewidert schüttelte er den Kopf: »Ist ja eklig! Darf ich fragen, von wem das leckere Arrangement stammt?«
    Â»Frag mich was Leichteres! Fotografiert wurde es jedenfalls in meiner Wohnung.«
    Â»In deiner Wohnung? Wie soll ich das verstehen?«
    Â»Sieh dir mal die Rückseite an.«
    Matuschek drehte das Blatt um und las die Textzeile. Dann forderte er Karin auf, Platz zu nehmen, plötzlich schien seine Arbeit nicht mehr wichtig.
    Â»Keine Zeit«, wehrte sie ab. »Wenn alles gut geht, erfahr ich noch vor der Mittagspause Näheres über die ominöse Erbschaft der beiden ermordeten Penner. Ich hab dir doch von Göbbels’ Hinweis auf diesen Sonntag erzählt, den Notar. Mit dem werde ich mich gleich treffen. Drück mir die Daumen. Bis später dann, ich halte dich auf dem Laufenden.« Unter der Tür drehte sie sich noch einmal um: »Wenn die denken, sie könnten mich mit solchen Mätzchen einschüchtern, dann haben sie sich geschnitten.«
    Ehe Matuschek antworten konnte, war sie draußen.
    Wenig später betrat Karin Winter das Café Mokkas in der Münsterstraße. Suchend sah sie sich um. An einem der hinteren Tische erhob sich ein älterer Mann und winkte ihr zu. Er war auf dezente Weise elegant gekleidet, wenn auch mit einem Touch ins Konservative. Sein Gesicht zierte ein silberdurchwirkter Kinnbart, den er beständig mit der rechten Hand kraulte.
    Karin begrüßte ihn mit einem Lächeln. Sie stellte ihre Umhängetasche auf einen Stuhl und ließ sich daneben nieder. »Danke, dass Sie

Weitere Kostenlose Bücher