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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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sah, mühsam beherrscht, hinaus auf den See, auf die ein- und auslaufenden Fähren, auf die nahe Mainau und das Konstanzer Ufer, auf die zahllosen Lichterketten drüben auf der schweizerischen Seite, bis er – endlich – hinter seinem Rücken das näherkommende »platsch, platsch, platsch« nasser Füße vernahm.
    Der Rothaarige zwang sich, nicht herumzufahren; das hätte noch gefehlt, dass ein fremder Badegast sich zu ihm gesellte. Doch seine Befürchtung erwies sich als unbegründet. Hatte es der gnädige Herr also doch noch einrichten können! Erleichtert atmete er auf. Offensichtlich war die Verspätung nicht, wie befürchtet, auf unvorhergesehene Ereignisse zurückzuführen.
    Aus den Augenwinkeln musterte er die stattliche Figur des Igelmanns bis hinab zu den knappen Badeshorts, die den nicht zu übersehenden Bauchansatz eher betonten, als dass sie ihn verdeckten.
    Ohne sich auch nur im Geringsten um ihn zu kümmern, schwang sich der Dicke überraschend leichtfüßig ins Becken, wo er sofort in den sprudelnden Fluten versank. Schon fürchtete der Rothaarige, den Igelmann als Wasserleiche bergen zu müssen, als dieser überraschend doch noch auftauchte und sich unter heftigem Prusten wie ein nasser Hund zu schütteln begann. Danach klammerte er sich mit beiden Händen an die Haltestange und ließ sich von einem kräftigen Wasserstrahl den Bauch massieren. Endlich drehte er sich um.
    Â»Zwanzig Uhr war ausgemacht«, knurrte der Rothaarige vorwurfsvoll. »Vergessen?«
    Â»Entschuldige, aber ich hab auf dich auch schon warten müssen. Vergessen? Diese konspirativen Treffs sind ohnehin ziemlich hirnrissig«, kam es aufgebracht zurück. »Wieso können wir uns nicht wie ganz normale Leute zu Hause besprechen?«
    Â»Diese Frage stellst du jetzt nicht im Ernst, oder? Dann könnten wir unsere Pläne ja gleich im ›Seekurier‹ veröffentlichen! Du weißt so gut wie ich, dass wir nicht das geringste Risiko eingehen dürfen. Nicht bei dem, was wir vorhaben! Zu Hause haben die Wände Ohren: Ein unbedachtes Wort – von einem der Brüder oder Schwestern zufällig aufgeschnappt –, und alles fliegt auf. Willst du das?« Als der Angesprochene nur schweigend mit den Füßen strampelte, fasste der Rothaarige das als Zustimmung auf. »Na also!«
    Mit einem schnellen Blick versicherte er sich, dass keine ungebetenen Zuhörer in der Nähe waren, ehe er fortfuhr: »Die Polizei versucht, uns ins Handwerk zu pfuschen.«
    Â»Wieso … was ist passiert?«
    Â»Morgen früh erscheinen im ›Seekurier‹ unsere Konterfeis samt Personenbeschreibung.«
    Die Augen des Dicken weiteten sich. »Was soll das heißen? Wie kommst du darauf?«
    Â»Hab vor einer Stunde einen Anruf erhalten«, erläuterte der Rothaarige. Übergangslos glitt ein Lächeln über sein Gesicht, sein Zorn schien bereits wieder verraucht. »Keine Angst, es handelt sich um Phantombilder, von den Bullen nach Zeugenaussagen angefertigt. Die Ähnlichkeit mit uns soll allerdings sehr zu wünschen übrig lassen; genau genommen hätten die beiden Typen auf den Bildern mit uns nicht das Geringste zu tun.«
    Nachdenklich kaute der Igelmann auf seiner Unterlippe. Plötzlich fuhr er hoch. »Augenblick mal: Wieso eigentlich zwei Typen? Wie können die von dir ein Phantombild fertigen, du bist doch den Bullen noch gar nicht aufgefallen?«
    Â»Nun, das ist der zweite Punkt, über den ich mit dir sprechen wollte. Offensichtlich ist mir gestern Abend jemand gefolgt.« Detailliert schilderte er den Zwischenfall in dem ÜRC -Bootshaus.
    Â»Verdammte Scheiße! Und du hast keine Ahnung, mit wem du zusammengerasselt bist?«, hakte der Igelmann nach.
    Â»Könnte die junge Polizistin gewesen sein, die Kollegin von diesem Wolf. Ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher. Weiß der Henker, wie sie mir auf die Spur gekommen ist …«
    Â»Nein, ich meine den anderen. Den, der sie herausgehauen hat«, unterbrach ihn der Igelmann.
    Â»Darüber zerbrech ich mir schon die ganze Zeit den Kopf. Tut mir leid, ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Â»Klingt nicht gerade beruhigend.«
    Â»Trotzdem – kein Grund, sich deswegen gleich in die Hose zu machen. Unsere Maskierung war perfekt, niemand kann uns erkannt haben. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts

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