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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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einziehen und nachts wach werden, weil ein Verrückter einen Schlüssel ins Schloss steckt und reingestürmt kommt?«
    »Nein, nein.«
    »Dass ich innerhalb eines Tages irgendwo einziehe und wieder ausziehe, ist mir zum ersten Mal passiert«, sagte Moa Ringmar.
    »Ich werde mit diesem Lindsten reden«, sagte Ringmar.
    »Ich hab noch nicht bezahlt.«
    »Ich werde trotzdem mit ihm reden.«
    »Hat er was Ungesetzliches getan?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Ringmar, »noch nicht.«
    Johanna Osvald rief an, als Winter sich einen doppelten Espresso vorbereitete, um konzentriert denken zu können. Das war besser und billiger als Amphetamin. Im Wohnzimmer blies Coltrane Compassion zusammen mit einem anderen großen Tenorsaxophonisten, Pharoah Sanders. Das war Musik für wilde Gedanken, asymmetrische Töne für den eigenen Kopf. Coltranes Instrument wanderte wie ein unseliger Geist in schwarzweißen Träumen durch leere Säle. Elsa hatte sich daran gewöhnt, bei Jazz der extrem freien Form einzuschlafen. Winter fragte sich, was das für Auswirkungen haben könnte.
    Was ihn besonders beim Jazz anzog, war der individuelle Ausdruck der Musik. Das Beste am Jazz war, dass er den Musikern Möglichkeit gab, sie selber zu sein. Das war Musik, die in erster Linie für Expression stand, für einen unmittelbaren Ausdruck. Keine Übersetzung. Es ging um Improvisation, aber nicht auf verantwortungslose Art. Im Gegenteil. Bei der Improvisation bekam der Musiker eine Verantwortung, und das Ergebnis setzte sich aus Fähigkeit, eigenen Mitteln und Erfahrung zusammen. Emotioneller Erfahrung. Es war Musik für Gefühle, aus Gefühlen.
    Angela war rausgegangen, um nachzudenken, die Avenyn hin und zurück.
    »Er ist es«, sagte Johanna Osvald im Hörer. »Es ist mein Vater.«
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte Winter.
    »Ich bin gut aufgehoben«, sagte sie förmlich. Das war ein etwas merkwürdiger Kommentar. Vielleicht stand sie unter Schock. In ihrer Stimme war etwas Scharfes. »Dieser Polizist Craig war mir bei allem behilflich.«
    »Brauchst du nichts?«, fragte Winter.
    »Ni... nichts, wo ihr mir helfen könntet«, sagte sie, und er hatte den Eindruck, dass sie anfing zu weinen. Es klang so, aber es konnte auch die Leitung sein.
    Da bin ich nicht so sicher, dachte Winter. Vielleicht können wir helfen. Vielleicht dann, wenn es darauf ankommt, eine Antwort zu finden.
    »Hast du mit einem Arzt über deinen Vater gesprochen?«
    »Ja.«
    Er wartete darauf, dass sie mehr sagte, aber sie verstummte.
    »Was . hat er gesagt?«
    »Dass es ein Herzanfall war, der . ihn getötet hat. Er war stark unterkühlt.« Winter hörte sie atmen. »Hier oben ist es kalt. Ich war eine Minute draußen, um nachdenken zu können, und es war kalt und rau.«
    »Wollen sie noch mehr ... Untersuchungen vornehmen?«, fragte Winter. Er wollte das Wort Obduktion nicht benutzen. Sie wusste ohnehin, was er meinte.
    »Wenn es nötig ist«, sagte sie. »Wenn es nötig ist, um die Ursache . festzustellen . können sie so viele Untersuchungen machen, wie sie.« Sie verstummte. »Was ist das denn für ein schrecklicher Lärm im Hintergrund?«, fragte sie.
    »Wo?«
    »Bei dir. Was ist das für ein Krach?«
    »Einen Augenblick«, sagte Winter, ging ins Wohnzimmer und schaltete mitten in Consequences ab. »Das war eine CD«, sagte er in den Hörer, als er zurückkam.
    Sie kommentierte es nicht.
    »Also . was machst du jetzt?«, fragte er.
    »Ja . morgen gehe ich wieder zu diesem Arzt, und dann gibt es einen Haufen Papierkram zu erledigen, und ich hoffe, dass ich so bald wie möglich mit meinem Vater nach Hause fliegen kann.«
    »Ta.«
    »Er muss doch nach Hause«, sagte sie. »Natürlich.«
    Es pfiff in der Verbindung, als ob ein Wind durch die Leitung blies, der über die Nordsee von Inverness über Aberdeen bis nach Göteborg wehte. Aberdeen und Göteborg liegen auf der Karte exakt auf einem Breitengrad. Oder waren es Donsö und Aberdeen?
    »Ich habe eben mit Erik gesprochen«, sagte sie.
    »Wo ist er?«, fragte Winter.
    »Draußen auf dem Meer«, sagte sie. »Sie sind auf dem Weg nach Hanstholm mit ihrem Fang.« Er hörte, wie sie sich die Nase putzte. »Er fährt dann gleich nach Hause. Dann ist er dort, wenn ich . wir . kommen.«
    »Gut«, sagte Winter.
    »Ich glaube, hier oben ist etwas passiert«, sagte sie plötzlich und schnell. »Etwas, das . es ausgelöst hat. Etwas . Entsetzliches.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Winter.
    »Etwas, das mit . Großvater

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