Segel aus Stein
zusammenhängt.« »Ja, das Gefühl habe ich auch.«
Er erzählte ihr nicht von seinem Besuch bei den alten Geschwistern Algotsson.
Angela kam mit roten Wangen und Feuchtigkeit in den Haaren zurück. Sie roch nach blauem Herbstabend und salzigem Wind, schwarzem Lehm und Benzinabgasen, was alles zusammengenommen das Parfüm dieser Stadt ausmachte. Es war ein blauer Abend. Der Vasaplatsen war eine blaue Adresse. Kind of blue.
»Ich hab nachgedacht«, sagte sie und nahm ihren Schal ab.
»Und was sagst du?« »Tja.«
»Ist das eine Zusammenfassung?«
»Ich weiß nicht, ob wir das mit Elsa regeln können. Ob sie will. Ob es funktioniert.«
Sie hatten darüber gesprochen, Elsa einige Tage bei Lotta zu lassen. Seine Schwester hatte ständig gebettelt. Bim und Kristina hatten gebettelt. Vielleicht ließ es sich einrichten. Er und Angela hatten in diesen vier Jahren schon öfter etwas ohne Elsa unternommen, und dann war Elsa bei Lotta Winter gewesen. Es hatte funktioniert. Elsa hatte keine Großeltern in Göteborg, aber Tante Lotta gab es und die Kusinen Bim und Kristina.
»Wir sind noch nie allein im Ausland gewesen«, sagte Angela, »ohne Elsa.«
»Wir können ja verschiedene Flüge nehmen.«
»Das ist doch keine Sache, über die man Witze machen kann!«
Vielleicht war das gar kein Witz, dachte er.
»Aber was ist mit Siv? Sie wartet doch auf uns«, fuhr sie fort.
»Nueva Andalucia gibt es immer und sie auch«, sagte Winter.
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Sie kann ja immer noch eines Tages hierher zurückkommen«, sagte Winter.
»Das hab ich nicht gemeint«, sagte Angela. Ihm kam es vor, als habe sich ihre Stimme verändert.
»Weißt du etwas, was ich nicht weiß?« Er schob seinen Stuhl einige Zentimeter zurück. »Wobei ich jetzt die Ärztin Hofman frage.«
»Nichts Ernstes, soweit ich verstanden habe«, sagte Angela.
»Habt ihr Geheimnisse vor mir?«
»Sie ist ein wenig müde, Erik. Ich bin sicher, das ist alles.«
»Müde? Müde wovon?«
»Sie ist ja nicht mehr die Jüngste«, sagte Angela. »Ich glaub nicht, dass es gut ist, ein halbes Jahr lang bei 40 Grad Wärme zu leben«, sagte er.
»Das ist nur eine Frage des Trinkens«, sagte Angela, »man muss genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.«
»Damit sind wir beim nächsten Risikofaktor«, sagte er.
»Ich meine Wasser«, sagte Angela und hob die Augenbrauen, lächelte aber leicht.
»Ich meine Gin«, sagte er.
»Gin und Tonic«, sagte Angela, »vergiss das Wasser nicht. Aber im Ernst, Erik, du weißt, dass sie kaum noch trinkt, seit dein Vater gestorben ist.«
»Und ihr Konsum vorher?«
»Das war so schlimm auch wieder nicht«, antwortete Angela.
»Vielleicht sollten wir sie bitten, eine Weile nach Schweden zu kommen«, sagte Winter.
»Vielleicht jetzt«, sagte Angela.
»Du meinst jetzt, wenn wir nach Schottland fahren?«
»Ja. Aber wir müssen erst mit Lotta reden. Und vielleicht hält Siv das für keine gute Idee. Und mit Elsa müssen wir auch sprechen.«
Angela kam aus dem Badezimmer. Winter starrte gegen die Decke überm Bett. Er hatte sich halb ausgezogen.
»Du hast noch nie Steves Frau getroffen«, sagte er.
»Was sagt sie denn überhaupt zu der Idee?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Winter. »Warum sollte sie etwas dagegen haben?«
»Aus demselben Grund, den du eben erwähnt hast, nur andersrum.«
»Hmh.«
»Wir werden uns doch wohl ziemlich . selbst überlassen sein, fürchte ich. Wir kennen einander nicht. Wenn ihr beiden, Steve und du, diese merkwürdige Sache untersucht.«
»Höchstens einige Tage«, sagte Winter. »Vielleicht auch gar nicht.«
»Wo werden wir wohnen? Zu Hause auf Steves Bauernhof?«
»Nein, bloß nicht. In Inverness gibt es gute Hotels. Dafür hab ich Steves Wort.«
»Ich möchte mir erst einige anschauen, bevor wir uns entscheiden.«
»Natürlich.« Winter drehte sich zu ihr um. »Und Steves Schwester arbeitet ja auch in Inverness, als Rechtsanwältin.«
»Die freut sich bestimmt mächtig, sich um uns kümmern zu dürfen. Welcome to my world.«
»Genau.«
»Erik, das kann nicht nur nach deinen Bedingungen gehen.«
»Ich versuche doch nur, das Positive am Ganzen zu sehen. Wir unternehmen zusammen etwas, und Steve und ich fahren vielleicht für eine Weile weg, um . ja, ich weiß es auch nicht. Aber plötzlich hatte ich das Gefühl, wir könnten . ja, uns wieder treffen, uns alle treffen. Es schien so gut zu passen.«
»Kennst du seine Frau, Sarah?«
»Nein.«
»Wie alt ist sie?«
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