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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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zusammen, die er kennengelernt
hatte, und gab ihnen den Auftrag, den Plan nach beiden Richtungen auf dem Rad zu verbreiten. »Und wenn die Bullen euch aufhalten wollen, tretet ihr sie gegen die Schienbeine«, setzte er hinzu. »Ihre Meinung zählt gerade jetzt nicht.«
    Das Habitat würde bald von etwas verschlungen werden, das man nur als Schaum bezeichnen konnte. Es hatte Ähnlichkeit mit einer dicken, sprudelnden Wassermasse, nur waren die Bläschen zwischen zehn und tausend Metern groß, und der Wasserfilm dazwischen war ebenso dick. Das Ganze war durchsetzt von kleineren Tröpfchen, Filamenten und Wolken und zunehmend auch von Trümmern. Chaison beobachtete, wie ein ausgewachsener Baum kaum mehr als fünf Meter entfernt an zwei Riggern vorbeisegelte, die an Seilen emporkletterten. Die Szene wurde immer wieder von grellen Blitzen erhellt, die krachend durch die schwarzen Löcher in der Flut fuhren.
    Während sie darauf warteten, dass die Rigger die Boote abfierten, teilten Chaison und Ergez sowie Antaea und Ergez’ Männer die Bevölkerung in Gruppen auf. Jede Gruppe sollte ein Boot nehmen. Bald zeigte sich, dass es bei weitem nicht genügend Schiffe geben würde, um die vielen Tausend Menschen zu evakuieren, die hier lebten. Einige würden in ihren Häusern bleiben müssen; viele waren ohnehin nicht bereit, sie zu verlassen. Chaison rief ihnen zu, sie sollten Türen und Fenster abdichten, um im Fall einer Überschwemmung das Wasser draußen zu halten. »Sie müssen warten, bis Ruhe einkehrt, bevor Sie hinausschwimmen können. Die Strömungen sind so stark, dass Sie fünf Meter von einer Lufttasche entfernt ertrinken könnten.«

    Nach einer Weile legte ihm Sanson eine Hand auf den Arm und rief etwas. Der Rigger zeigte ihm ein kleines in Wachspapier verpacktes Bündel. »Was?« Chaison hielt sich eine Hand ans Ohr.
    Â»Zum Dank für Ihre Hilfe«, rief Sanson. »Einführungsschreiben ! An die richtigen Leute …« Er drückte Chaison das Päckchen in die Hand und eilte weiter.
    Während einer kurzen Atempause blieb Antaea neben Chaison stehen. Alle anderen waren unterwegs, um ihren Teil des Planes auszuführen. »Was hat Ergez mit deinem Bike gemacht?«, fragte er. Sie nickte.
    Â»Es steht noch in seiner Werkstatt. Die hat eine Bodenklappe. Wir können starten …« Sie wollte in Richtung Ergez-Villa gehen.
    Â»Warte! Wir sind hier noch nicht fertig.«
    Sie sah ihn fest an. Die leise Ironie, die immer aus ihren Zügen sprach, wirkte in diesem Moment eher wie Arroganz – oder wie Verachtung. Dann verzog sie die Lippen zu einem halben Lächeln, das spöttisches Mitleid ausdrückte, trat an Chaison heran und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du hast es geschafft – die Rigger kennen den Plan, sie werden selbstständig weitermachen. Ich weiß, du bist es nicht gewöhnt, ein Kommando abzugeben, aber diesmal geht es nicht anders.«
    Er presste die Lippen zusammen, um sie nicht anzubrüllen. Ein paar Minuten lang war er wieder der Admiral gewesen, der einen wichtigen Einsatz koordinierte. Männer hatten sich beeilt, um seine Befehle zu befolgen, und Menschenleben standen auf dem Spiel.
    Aber Antaea hatte Recht. Er war nicht auf einem Schiff. Die Bevölkerung war bereits dabei, sich selbst zu retten. Es wurde Zeit, dass er ihrem Beispiel folgte.

    Â»Na schön«, sagte er, »lass uns Darius und Richard suchen und …«
    Sie stürzte sich auf ihn.
    Bei der geringen Schwerkraft fielen sie nur langsam, aber immer noch so schnell, dass ihn der Schwerthieb verfehlte. Chaison landete auf dem Rücken und schaute verdutzt nach oben. Kestrel beugte sich über ihn, einen irren Blick in den Augen. Ein Blitz umrahmte sein zerzaustes Haar.
    Â»War auch das Teil des Plans?«, wollte Kestrel wissen und hob abermals sein Schwert. Chaison rollte sich zur Seite, der zweite Hieb verfehlte ihn nur knapp.
    Er spürte mehr, als er es sah, wie Kestrel von Antaea mit einem Tritt zu Fall gebracht wurde. Dann kam er selbst wieder auf die Beine und zog sein Schwert. Weitere Schatten lösten sich aus dem Gedränge der Flüchtenden : Bullen, die Slipstreams Seneschall zu Hilfe kommen wollten.
    Chaison schnitt eine Grimasse. »Ich weiß nicht, was du dir dabei denkst, Antonin. Auf jeden Fall machst du mich gefährlicher, als ich tatsächlich bin.«
    Kestrel lachte nur

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