Segel der Zeit
Luftmassen herangewälzt, vermischt mit Wolken und Wassertropfen in allen GröÃen. Stürme dieser Dichte waren selten, aber gelegentlich kamen sie vor. Die riesige Wolke würde allmählich weiterziehen, die Tröpfchen würden kleiner und seltener werden. SchlieÃlich würde wieder die Normalität einkehren. So hatte er das Geschehen der letzten Stunden eingeschätzt.
Doch das war nur eine Flaute gewesen. Ein Teil des Sturmes war durch irgendetwas angehalten worden, und nun hatte der nachfolgende Teil aufgeholt. Riesige Tropfen waren aufeinandergetroffen, verschmolzen und noch gröÃer geworden. Und immer neues Wasser drängte nach.
Das ging so lange, bis sich das Verhältnis umkehrte: Was Chaison nun auf Songly zukommen sah, war nicht Wasser in Luft in unzähligen Formen, sondern waren Luftlöcher und Lufttaschen in Wasser.
Er packte Darius am Arm. »Noch hat uns die Hauptmasse der Flut nicht erreicht. Siehst du? Nur ein paar Arme haben das Rad getroffen und unrund geschlagen.«
Darius schüttelte sich. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich auf Chaisons Worte zu konzentrieren. Er schielte an der Wölbung des Rades empor, dann nickte er. »Schon
richtig â aber es wird nicht lange dauern, bis diese riesige Wasserwand auftrifft, und dann wird der eingeklemmte Teil langsamer â¦Â«
⦠Und die Teile dahinter würden sich hineinbohren, während die davor sich losrissen. Die Schwerkraft würde katastrophal abfallen, lange bevor die Triebwerke das Rad zum Stillstand bringen konnten.
Eine taktisch perfekte Situation. Das Chaos wäre so groÃ, dass ihre Flucht gesichert wäre â wenn sie sich in den nächsten Minuten auf den Weg machten. Das war die Ansicht des Strategen Chaison.
Dem Menschen Chaison bot sich ein anderes Bild: verwirrte Bürger, die hilflos umherirrten und denen niemand zu Hilfe kam. Weit und breit niemand mit Kommandoerfahrung, niemand, der wusste, was zu tun war. Wenn es für Chaison und seine Begleiter bei ihrer Flucht auf Sekunden ankam, dann galt das noch viel mehr, wenn es darum ging, um das Leben von Songlys Bevölkerung zu retten.
Chaison zögerte â und verwünschte sich selbst dafür. Ein echter Gentleman sähe hier kein Dilemma.
Ohne Rücksicht auf die tobenden Schmerzen in seinen Beinen und seinem Rücken drängte er sich durch die Menge, bis er den Rigger Sanson entdeckte, der seine schwangere Frau und seinen kleinen Sohn auf die StraÃe trieb. »Wer leitet die Evakuierung?«, rief er, als er sie erreichte.
Sanson schüttelte den Kopf. »Dafür ist ausschlieÃlich die Regierung zuständig. Ich glaube ⦠Ich glaube, es ist jemand von den Politikern. Aber solche Einzelheiten verrät man uns einfachen Arbeitern nicht. Aus Sicherheitsgründen. «
Chaison schüttelte empört den Kopf. Selbst wenn die Bürokratie nicht korrupt war â der nächste Beamte, der den Plan kannte, befand sich wahrscheinlich zwei Kilometer weiter oben an der Wölbung des Rades.
»Sanson, wir müssen die Rigger zusammentrommeln«, Chaison zeigte nach oben. »Die Anlegestellen befinden sich an der Achse. Alle Boote â¦Â«
Der Rigger schüttelte den Kopf »Wir können nicht die gesamte Bevölkerung nach oben bringen!«
»Wir müssen die Boote herunterschaffen. Wir müssen sie losschneiden und abfieren. Das müssen die Rigger tun. Die Schwerkraft ist so niedrig, dass es möglich sein müsste, sie weich auf der StraÃe zu landen. Dann schafft die Leute hinein.«
Sanson warf seiner Frau einen unschlüssigen Blick zu. Sie lächelte. »Wir kommen schon zurecht«, sagte sie. »Kümmere du dich darum .«
Antaea, Darius und Richard hatten Chaison eingeholt. »Was tun Sie hier?«, wollte Darius wissen. »Wir müssen weg.« Chaison schüttelte den Kopf; Darius und Antaea sahen ihn empört an, doch zu seiner Ãberraschung lächelte Richard Reiss.
»Ich glaube, unser Admiral hat soeben einen Kampf gegen seine Ehre verloren«, sagte der Botschafter. »Was denken Sie, Sir?«
»Ich denke, dass jemand die Verantwortung für diese Menschen übernehmen muss.« Er beschrieb seinen Evakuierungsplan. Antaea zog die Stirn in Falten, aber Darius nickte widerwillig.
»Dann los!« Sie liefen weiter, um nach den anderen Riggern und sonstigen fähigen Helfern zu suchen. Richard trieb einige der Jungen
Weitere Kostenlose Bücher