Segeln im Sonnenwind
Sinn Ihres Einwurfes nicht zu erkennen. Sie haben mir die Wahrheit erzählt, wie Sie sie kennen, als Sie mir von Ihrem Zuhause in der Zukunft berichteten. Ebenso lieben Sie, so wie Sie es behaupten, Maureen. Da ich Maureen ebenfalls liebe, hoffe ich, auch etwas von dieser Liebe abzubekommen. Wenn Sie mich jetzt bitte aufstehen ließen… Vielen Dank, Sir, es war mir ein echtes Vergnügen!«
Kurz danach trat ein erster zeitlicher Engpaß auf. Eleanors Hochzeitskleid mußte zur Näherin, um dort für Nancy angepaßt zu werden, und gleichzeitig mußten wir uns bei der Stadt um eine Sondergenehmigung bemühen, da unsere beiden Hauptpersonen noch nicht das erforderliche Alter erreicht hatten.
Theodore wandte ein: »Wozu brauchen wir eine Näherin? Eleanor, steht in dem Schrank da drüben nicht eine Singer-Nähmaschine? Und wozu brauchen wir Nancy? Mama Maureen, sagtest du nicht, ihr könntet dieselben Sachen tragen?«
Ich bestätigte das. »Ich benötige nur an Schenkeln und Brust einen Zoll mehr. Aber Lazarus, wir können es nicht wagen, Hand an Eleanors Kleid zu legen – warte mal ab, bis du es siehst!«
Obwohl Eleanor größer und kräftiger gebaut war als ich, kam ihr Hochzeitskleid meinen Maßen recht nahe, da es bereits einmal für ihre Tochter Ruth, drei Zoll kleiner als ihre Mutter, gekürzt worden war. Es handelte sich um ein prachtvolles Kleid aus weißem Satin, üppig mit Zuchtperlen besetzt. Dazu gehörten ein belgischer Spitzenschleier und eine drei Meter lange Schleppe. Die ursprünglichen Fledermausärmel und der Derrièreschnitt waren bereits der Änderung für Ruth zum Opfer gefallen.
Kein Geld in der Welt konnte ein Hochzeitskleid von solcher Qualität in den wenigen Stunden produzieren, in denen wir es brauchten. Meine Nancy hatte richtig Glück, daß ihre Tante El bereit war, es ihr zu leihen.
Eleanor holte das Prachtstück. Theodore bewunderte es, wirkte aber keineswegs eingeschüchtert. »Eleanor, passen wir es an Mama Maureen an, dann bleibt noch Platz für etwas Unterkleidung bei Nancy. Wie sieht es mit einem Korsett aus? Mit Büstenhalter oder Schlüpfer?«
»Ich habe Nancy nie ein Korsett angelegt«, sagte ich, »und sie wird auch nicht von selbst damit anfangen.«
»Gut für Nancy!« pflichtete Eleanor mir bei. »Ich wünschte, ich hätte auch nie eines getragen. Mo, Nancy benötigt keinen Büstenhalter. Was ist mit einem Schlüpfer? Der kann leicht Falten werfen, wenn das Kleid so gut sitzt, wie es sollte.«
»Kein Schlüpfer«, bestimmte ich.
»Jede alte Schachtel wird das sofort bemerken«, wandte Eleanor zweifelnd ein.
Ich machte deutlich, wie wenig ich mich dafür interessierte, was alte Schachteln dachten. »Ich ziehe ihr runde Strumpfbänder an. Sie kann zu Strumpfhaltern wechseln, wenn sie sich nachher umzieht.«
»Sie kann dann auch ein Höschen anziehen«, setzte Theodore hinzu.
Ich war erstaunt. »Aber Theodore, du überraschst mich! Was soll eine Braut denn mit einem Höschen?«
»Ich meine eines der winzigsten, dünnsten Damenhöschen, die heute auf dem Markt sind, keine Pumphose. Jonny kann es ausziehen, sobald er an dieser Stelle angekommen ist. Symbolische Entjungferung, ein alter heidnischer Ritus. Sie weiß dann, daß sie verheiratet ist.«
El und ich kicherten. »Ich darf nicht vergessen, das Nancy zu erzählen«, sagte ich.
»Und ich rede mit Jonathan, damit er daraus eine richtige Zeremonie macht. Eleanor, packen wir Maureen mal dort auf den niedrigen Tisch und stecken Nadeln in sie hinein. Mama Maureen, bist du überall sauber und trocken? Ich habe vor, dieses Kleid von innen nach außen zu wenden, und an Satin erkennt man einfach alles.«
Während der nächsten fünfundzwanzig Minuten war Theodore sehr beschäftigt, während ich stillhielt und Eleanor ihn laufend mit Nadeln versorgte. »Lazarus, wo hast du Damenschneiderei gelernt?« wollte sie wissen.
»In Paris, in etwa hundert Jahren.«
»Ich wünschte, ich hätte nicht gefragt. Stammst du auch von mir ab oder nur von Maureen?«
»Wäre nicht schlecht, aber leider ist das nicht der Fall. Ich bin allerdings mit dreien deiner Nachkommen verheiratet – Tamara, Ishtar und Hamadryad. Außerdem bin ich Co-Gatte eines weiteren deiner Sprößlinge, Ira Weatheral. Wahrscheinlich gibt es noch mehr Verbindungen, aber wie Maureen schon sagte, habe ich in den Archiven nur nach meinen direkten Vorfahren gesucht. Ich habe nicht damit gerechnet, dir zu begegnen, El-vom-schönen-Bauch. So, fast fertig. Soll ich
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