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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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brach ab. Vater setzte sein Pokergesicht auf.
    Ich blickte vom einen zum anderen. »Oh, ihr Lieblinge! Ich habe meine Pläne euch beiden erzählt, aber jeweils verschwiegen, daß der andere auch Bescheid weiß. Ja, Nancy, ich hatte da draußen die Absicht, Sergeant Theodore den schönsten Kriegerabschied zu bereiten, den zu bieten ich imstande bin; nur stellte sich dann heraus, daß sich Woo-drow hinten im Wagen versteckt hatte.«
    »Oh, wie furchtbar!«
    »Das dachte ich auch. Also verschwanden wir schnellstens von dort, besuchten den Electric Park und fanden zu keinem Zeitpunkt die nötige Privatsphäre.«
    »Arme Mama!« Nancy beugte sich über Vater hinweg, packte meinen Kopf und gab mütterliche Laute von sich, wie ich es all die Jahre über für sie getan hatte, wenn sie Trost brauchte.
    Dann richtete sie sich wieder auf. »Mama, du solltest es gleich nachholen!«
    »Hier? In einem Haus voller Kinder? Kommt nicht in Frage!«
    »Ich passe auf! Opa, findest du nicht auch, daß sie es tun sollte?«
    Vater schwieg. Ich wiederholte: »Nein, Liebes. Zu riskant!«
    »Mama, du traust dich hier im Haus vielleicht nicht, aber auf mich trifft das ganz bestimmt nicht zu! Opa weiß, daß ich schwanger bin, nicht wahr? Sonst würde ich ja auch nicht heiraten. Und ich weiß genau, was Jonathan dazu sagen würde.« Sie traf Anstalten, sich zu erheben. »Ich gehe gleich nach unten und verschaffe Onkel Ted einen Kriegerabschied. Morgen erzähle ich es Jonathan. Mama, ich habe eine Nachricht von Jonathan für dich. Ich teile sie dir mit, wenn ich wieder heraufkomme.«
    Schwach und hoffnungslos sagte ich: »Bleib nicht zu lange. Die Jungs stehen um halb fünf auf. Laß dich nicht von ihnen erwischen.«
    »Ich bin vorsichtig. Tschüs.«
    Vater hielt sie auf. »Nancy, setz dich wieder hin! Du mischst dich in die Vorrechte deiner Mutter ein.«
    »Aber Opa…«
    »Sei still. Maureen wird nach unten gehen und zu Ende bringen, was sie begonnen hat. Sie sollte es wirklich tun. Tochter, ich werde Wache schieben, und Nancy kann mir dabei helfen, wenn sie möchte. Halte dich aber möglichst an den eigenen Ratschlag und bleib nicht zu lange! Solltest du um drei nicht wieder hier oben sein, klopfe ich an die Tür.«
    »Mama, wieso gehen wir nicht beide?« fragte Nancy eifrig. »Ich bin sicher, daß das Onkel Ted gefallen würde!«
    »Da wette ich drauf«, warf Vater grimmig ein, »aber dieses Vergnügen wird er heute nacht nicht kriegen. Wenn du ihm den Soldatenabschied gewähren möchtest, Nancy, dann nur zu, aber nicht heute und nicht, ehe du dich mit Jonathan besprochen hast. Jetzt ab ins Bett, Liebling. Maureen, hinunter mit dir zu Ted!«
    Ich küßte ihn und traf Anstalten zu gehen. »Geh jetzt, Nancy«, sagte Vater. »Ich übernehme die erste Wache.«
    Sie zog eine Schnute. »Nein, Opa, ich bleibe hier und belästige dich.«
    Ich verschwand durch die Schlafveranda und mein eigenes Zimmer und ging barfuß und nur in ein Handtuch gewickelt nach unten. Ich hielt mich nicht damit auf abzuwarten, ob Vater Nancy hinauswarf. Falls sie das erreicht hatte, was mir in doppelt so vielen Jahren nicht gelungen war, nämlich Vater zu zähmen, dann wollte ich es gar nicht wissen. Nicht im Moment. Ich dachte lieber an Theodore, und das mit solchem Erfolg, daß ich beim Öffnen der Tür zu meinem Nähzimmer schon so bereit war, wie es ein weibliches Tier nur sein kann.
    So leise ich auch war, er hörte mich trotzdem und hielt mich schon umklammert, noch ehe ich die Tür wieder geschlossen hatte. Ich erwiderte die Umarmung, befreite mich von dem Handtuch und schlang ihm anschließend erneut die Arme um den Hals. Endlich, endlich lag ich nackt in seinen Armen!
    Dieser Vorfall führte nach dem Picknick am Mittwoch abend unvermeidlich zu unserer Diskussion auf der Schaukel. Ich lauschte zunächst einem Gespräch zwischen Vater und Theodore, während die Kinder ringsherum Krocket spielten. Auf Brians Bitte hin hatte Theodore seine Aussagen über die Fruchtbarkeitsschwankungen beim weiblichen Homo sapiens wiederholt.
    Die Diskussion verlagerte sich von der Fortpflanzung zur Geburtshilfe. Fremdwörter sprudelten ihnen nur so von den Lippen, als es zu einer Auseinandersetzung über die beste Methode kam, mit einer bestimmten Komplikation fertig zu werden. Je mehr die Meinungen auseinandergingen, desto höflicher wurden die Kontrahenten. Ich hatte zu diesem Thema nichts beizusteuern, da ich auch heute noch Komplikationen bei der Geburt nur aus Büchern kenne.

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