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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Berufung und meinen grauen Haaren das medizinische Latein benutzen wirst. Es ist dir allerdings gestattet, das umgangssprachliche Synonym leise zu flüstern, wenn es dir Spaß macht.«
    »Irgendwie tut es das, aber ich bin noch nicht schlau daraus geworden, warum. Nummer vier…«
    »Einen Moment! Ergänze zu Nummer drei: Du sollst keine Infinitive trennen oder Partizipien herumhängen lassen. Du sollst Solözismen vermeiden. Du sollst die noble englische Sprache ehren, die Sprache von Shakespeare, Milton und Poe. Das wird dir dein ganzes Leben lang von Nutzen sein. Und schreib dir ganz besonders eins hinter die Ohren, Maureen: Falls ich je wieder höre, wie du ›anders wie‹ sagst, dann haue ich dir einen unabgeschwächten Ablativus absolutus rechts und links um die Ohren!«
    »Vater, das war aus Versehen! Ich wollte nur…«
    »Faule Ausreden. Mach jetzt mit Nummer vier weiter.«
    »Das Vierte Gebot: Geh sonntags zur Kirche. Lächle und sei freundlich, aber sei auch nicht übertrieben kriecherisch und scheinheilig. Laß deine Kinder, falls und sobald du welche hast, nicht sonntags vor dem Haus spielen oder zuviel Krach auf dem Hof machen. Unterstütze die Kirche aktiv und mit Geld, aber nicht zu auffällig.«
    »Maureen, das hast du schön gesagt. Du wirst noch die Frau eines Predigers werden!«
    »O Gott, Vater, dann schon lieber eine Hure!«
    »Beides schließt sich nicht unbedingt aus. Continuez, ma chère enfant. «
    » Mais oui, mon cher papa. Ehre Vater und Mutter, so daß alle es sehen können, aber sobald du von zu Hause fortgehst, lebe dein eigenes Leben. Laß dich von ihnen nicht an einem Nasenring führen. Mon papa, so hast du es selbst einmal ausgedrückt, aber es gefällt mir nicht besonders. Ich ehre dich wirklich, weil ich es möchte. Und ich habe auch nichts gegen Mutter; wir singen halt einfach nicht in derselben Tonlage. Aber ich bin ihr dankbar.«
    »Vermeide Dankbarkeit, meine Liebe; davon kann man Sodbrennen bekommen. Wenn du geheiratet hast und ich tot bin, wirst du dann Adele einladen, bei euch zu wohnen?«
    »Uh…« Ich wußte nicht recht, was ich sagen sollte.
    »Denk darüber nach. Denk gründlich darüber nach, und das möglichst im voraus… denn jede Antwort, die du hastig gibst, solange mein Grab noch frisch ist, wird sicherlich falsch sein. Nächster Punkt.«
    »Du sollst keinen Mord begehen. ›Mord‹ bedeutet hier, jemanden unrechtmäßig zu töten. Andere Fälle treten in den unterschiedlichsten Schattierungen auf, von denen jede einzeln analysiert werden muß. Über diese Sache bin ich mir noch nicht ganz im klaren, Vater.«
    »Ich mir auch nicht. Vergiß nur nie, daß jemand, der Fleisch ißt, sich auf demselben moralischen Niveau befindet wie der Fleischer.«
    »Ja, Sir. Du sollst nicht ehebrechen. Das bedeutet, werde nicht schwanger, ziehe dir keine Geschlechtskrankheiten zu, biete den Leuten keinen Anlaß, dich auch nur zu verdächtigen, und vor allem auch dem Ehepartner nicht; es würde ihn höchst unglücklich machen, und er könnte sich von dir scheiden lassen. Vater, ich glaube nicht, daß Ehebruch mich je verlocken könnte. Wenn Gott gewollt hätte, daß eine Frau mehrere Männer hat, dann hätte er für mehr Männer gesorgt und nicht nur für gerade so viele, daß man gerade mal klarkommt.«
    »Wenn wer es gewollt hätte? Ich habe den Namen nicht verstanden.«
    »Ich sagte ›Gott‹, aber du weißt schon, was ich meine.«
    »Das tue ich wirklich. Du spazierst in den Gefilden der Theologie herum. Da hätte ich es schon lieber, wenn du Laudanum nimmst. Maureen, wenn jemand von ›Gottes‹ Willen oder ›Gottes‹ Absichten spricht oder von den Absichten der Natur, falls er sich fürchtet, ›Gott‹ zu sagen, dann weiß ich immer gleich, daß er mir etwas weismachen möchte. In manchen Fällen auch sich selbst, wie du es gerade getan hast. Ein moralisches Gesetz aus der Tatsache ableiten zu wollen, daß es ungefähr so viele Männer wie Frauen gibt, bedeutet das gleiche, wie zuviel Suppe aus einer Auster zu machen. Das ist so windig wie ›Post hoc, propter hoc‹ .
    Was deine Überzeugung, du würdest dich nicht versucht fühlen, anbetrifft… Wen haben wir denn da? Kaum trok-ken hinter den Ohren, und seit der ersten Monatsblutung gerade mal ein Jahr vergangen… und schon glaubst du, alles über die Gefahren der Sexualität zu wissen! Wie es alle Mädchen deines Alters seit Anbeginn der Geschichte taten. Nur zu! Spring ruhig mit geschlossenen Augen über den Zaun.

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