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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Zug nach Jefferson City umstiegen. Ich hätte eifersüchtig sein können – auf Audreys Reise, nicht die Goldmedaille –, hätte da nicht schon festgestanden, daß ich nach Chicago gehen würde (was jedoch eine andere Geschichte ist).
    Zu Hause wurde Audrey von einer Blaskapelle begrüßt, derselben, die auch auf dem County-Volksfest spielte und die nun unzeitgemäß mobilisiert worden war, um »Thebes' liebste Tochter, Audrey Adele Johnson« (wie es auf einem großen Spruchband hieß) zu ehren. Audrey weinte. Ich ebenfalls.
    Ich erinnere mich noch besonders gut an einen heißen Julinachmittag – »Zyklonwetter«, entschied Vater, und es nimmt nicht Wunder, daß tatsächlich drei Tornados an diesem Tag zuschlugen, einer sogar ganz in der Nähe unseres Hauses.
    Wir waren jedoch in Sicherheit. Vater hatte uns in den Sturmkeller kommandiert, sobald der Himmel dunkel geworden war, und Mutter mit äußerster Sorgfalt die Treppe hinuntergeführt, da sie wieder einmal schwanger war – ich denke, das muß mein Schwesterchen Beth gewesen sein. Wir hockten drei Stunden lang da unten im Licht einer Scheunenlaterne, tranken Limonade und futterten Mutters Zuckerplätzchen, die dick, mehlig und sättigend waren.
    Vater stand oben auf der Treppe und hielt die Schrägtür geöffnet, bis ein Stück von der Scheune der Ritters vorbeikam.
    Woraufhin Mutter ihm gegenüber laut wurde (das einzige Mal in Gegenwart von uns Kindern, wenn ich mich recht entsinne). »Doktor! Kommen Sie sofort herunter! Ich bin nicht geneigt, zur Witwe zu werden, nur weil Sie sich selbst beweisen möchten, daß Sie allem und jedem standhalten können!«
    Vater schloß sofort die Tür hinter sich und kam herunter. »Madam«, sagte er, »Ihre Logik ist wie stets unwiderlegbar.«
    Zusammen mit jungen Leuten unseres Alters unternahmen wir Ausflüge mit dem Heuwagen, gewöhnlich von recht toleranten Aufsichtspersonen begleitet. Es gab Schlittschuhparties auf dem Marais des Cygnes, Sonntagsschulpicknicks, Eiscremeabende der Kirche und so weiter und so fort. Glückliche Zeiten resultieren nicht aus irgendwelchen tollen Geräten, sondern aus dem »als Mann und Frau erschuf Er sie«, aus Gesundheit und aus Lebenslust.
    Die strenge Disziplin, nach der wir uns zu richten hatten, war weder beschwerlich noch unvernünftig. Nichts daran diente allein dem öden Zweck, ganz einfach nur Regeln zu haben. Und außerhalb dieser notwendigen Bestimmungen waren wir frei wie die Vögel.
    Die älteren Kinder halfen bei der Betreuung der jüngeren, und die Aufgaben waren genau festgelegt. Vom Alter von sechs Jahren an erhielt einfach jeder von uns Verantwortung übertragen, die schriftlich niedergelegt war und deren Erfüllung kontrolliert wurde – und in späteren Jahren leitete ich die eigene Brut, die größer war als die von Mutter, nach diesen Regeln. Es waren vernünftige Regeln; sie hatten bei Mutter funktioniert, und sie würden auch bei mir funktionieren.
    Oh, natürlich entsprachen meine Regeln nicht exakt denen von Mutter, da wir nicht unter exakt denselben Umständen lebten. Eine Hauptaufgabe meiner Brüder bestand zum Beispiel darin, Holz zu fällen und zu hacken. Meine Söhne hackten kein Holz, da unser Heim in Kansas City durch einen Kohlenofen geheizt wurde. Sie versorgten jedoch den Ofen, füllten den Kohlenkasten nach (die Kohle wurde bis an die Straße geliefert. Dann folgte die Knochenarbeit, sie eimerweise zu einer Rutsche zu befördern, die bis zum Kohlenkasten führte), säuberten die Anlage von Asche, schleppten diese die Kellertreppe hinauf und nach draußen.
    Es gab noch weitere Unterschiede. Meine Jungs brauchten kein Badewasser zu schleppen; in Kansas City hatten wir fließend Wasser. Und so weiter. – Meine Söhne arbeiteten so hart wie meine Brüder, aber auf anderen Gebieten. Ein Haus in der Stadt mit Elektrizität und Gas und Kohlenofen erforderte einfach nicht die Plackerei, die mit einem Landhaus in den Lustigen Neunzigern einhergegangen war. Das Haus, in dem ich aufwuchs, hatte kein fließend Wasser, keine sanitären Anlagen, keine Zentralheizung. Beleuchtet wurde es mit Hilfe von Kohlen- und Öllampen und Kerzen, sowohl selbstgemachten wie im Laden gekauften; und beheizt wurde es durch Holzöfen: ein großer Füllofen im Wohnzimmer und kleinere Öfen in der Praxis und den übrigen Räumen. Im oberen Stockwerk gab es keine, aber Gitteröffnungen in der Decke gewährten der erwärmten Luft den Durchlaß dorthin.
    Wir hatten eines der größten

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