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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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nach, und die Anwältin in mir mußte einräumen, daß ich dem Rektor wirklich nichts zu erzählen hatte, wenn Priscilla die Zusammenarbeit verweigerte. Sollte er vielleicht alle älteren Jungen der Schule »am kurzen Arm untersuchen« (Brians Armeeslang für diesen Vorgang)? Hunderte von Eltern würden sich noch am selben Tag auf ihn stürzen.
    »Wie sieht es bei Drogen aus?«
    »Was soll damit sein, Mrs. Johnson?«
    »Befaßt sich das Gesundheitsamt mit Drogen?«
    »Zum Teil, aber nicht oft. Drogen fallen gewöhnlich in den Zuständigkeitsbereich der Polizei.«
    Ich erzählte ihnen von meinen Entdeckungen. »Was soll ich unternehmen?«
    »Gibt Ihre Tochter zu, daß diese Gegenstände ihr gehören?«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit ihr darüber zu sprechen.«
    »Falls sie es nicht zugibt, könnte es ausgesprochen schwierig werden, ihr nachzuweisen, daß das Cannabis und das Pulver, bei dem es sich möglicherweise um Kokain handelt, ihr gehören und nicht Ihnen selbst. Ich weiß, daß Sie Anwältin sind, aber vielleicht sollten Sie lieber einen auf solche Fälle spezialisierten Anwalt aufsuchen. Es gibt doch diesbezüglich ein altes Sprichwort, nicht wahr?«
    (»Wer sein eigener Anwalt ist, hat einen Dummkopf zum Mandanten.«) »Wohl wahr! In Ordnung, ich hole zunächst Rat ein.«
    Wenig später tauchte Donald auf. Ich hatte ihn am Samstag morgen nicht auf der Couch vorgefunden und war davon ausgegangen, daß er längst wieder auf dem Weg nach Grinnell war. Die Geschwindigkeit, mit der er wieder auf der Bildfläche erschien, ließ vermuten, daß er sich in der Nähe herumgetrieben hatte, um auf Priscillas Heimkehr zu warten. Eine fundierte Spekulation und trotzdem falsch. Vielmehr hatte er herausgefunden, in welchem Krankenhaus sie gelegen hatte, und sich dann über ihre Entlassung unterrichten lassen. Jedenfalls erschien er wieder bei mir.
    Die Türglocke läutete.
    Ich betätigte die Gegensprechanlage. »Wer da?«
    »Ich bin's, Mama. Donald.«
    »Was treibst du hier?«
    »Ich möchte Priss sehen.«
    »Das geht nicht.«
    »Ich werde sie sehen, selbst wenn ich dazu die Tür eintreten müßte!«
    Ich alarmierte die Argus Patrol per Knopfdruck. »Donald, ich erlaube dir nicht, dieses Haus zu betreten!«
    »Versuche nur, mich aufzuhalten!« Er fing an, gegen die Tür zu treten.
    Priscilla kam die Treppe heruntergelaufen und wollte die Tür öffnen. Ich packte sie und rang mit ihr, und wir beide stürzten zu Boden.
    Ich bin keine Kämpferin, aber glücklicherweise verfügte auch Priscilla über keine entsprechende Ausbildung. Brian hatte mich nur eins gelehrt: »Wenn du es mal tun mußt, dann schnell und ohne zu zögern.«
    Als sie sich aufrappelte, hieb ich ihr in den Magen – nein, auf den Solarplexus. Sie fiel zu Boden und schnappte nach Luft.
    Von draußen hörte ich: »Mrs. Johnson, hier ist Argus!«
    »Schnappen Sie ihn und bringen Sie ihn weg. Ich rufe später an.«
    »Wen sollen wir schnappen?«
    »Nun…« Priscilla versuchte erneut aufzustehen. Ich schlug noch einmal auf dieselbe Stelle, und sie ging wieder zu Boden. »Könnten Sie für zwanzig oder dreißig Minuten in der Nähe bleiben? Er kommt vielleicht zurück!«
    »Sicherlich. Wir bleiben, solange Sie uns brauchen. Ich melde mich wieder.«
    »Danke, Rick. Sie sind doch Rick, oder?«
    »Ja, ich bin es, Ma'am.«
    Ich drehte mich um, packte meine Tochter an den Haaren, zog ihren Kopf hoch und knurrte sie an: »Kriech nach oben in dein Zimmer und bleib dort! Sollte ich noch einen Mucks von dir hören, verpasse ich dir erneut eine!«
    Sie gehorchte aufs Wort und kroch schluchzend die Treppe hinauf. Ich überzeugte mich davon, daß alle Türen und Fenster im Erdgeschoß verschlossen waren, und rief in Dallas an.
    Ich erklärte Brian in allen traurigen Einzelheiten, was seit unserem letzten Gespräch passiert war. »Brian, ich werde mit den beiden nicht fertig. Du mußt sie holen kommen!«
    »Ich möchte nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Ich war erleichtert, als sie wegliefen. Ein Geschenk des Himmels!«
    »Brian, es sind deine Kinder, und du hast die Vormundschaft!«
    »Die ich dir nur zu gerne übergebe.«
    »Das kannst du nicht; dazu braucht man einen Gerichtsbeschluß. Brian, da ich mit ihnen nicht fertig werde und du sie nicht abholen möchtest, kann ich sie nur verhaften lassen…«
    »Aufgrund welcher Anschuldigung? Daß sie frech zu dir waren?«
    »Nein. Aufgrund einer Straftat. Inzest. Drogenmißbrauch. Drogenbesitz. Weglaufen von ihrem

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