Segeln im Sonnenwind
Highway allerdings…«
»Der was?«
»Der D. D. Harriman Prairie Highway von Kansas City nach Denver wird sich mit hundert Meilen pro Stunde fortbewegen und zur Entwicklung einer dreißig Meilen breiten Strangstadt von Old Muddy bis zu den Rocky Mountains führen. Er wird die Bevölkerung von Kansas in nur zehn Jahren von ihren gegenwärtig zwei Millionen auf zwanzig Millionen anwachsen lassen – und jedem endlose Möglichkeiten bieten, der weiß, was geschehen wird.«
»Maureen, du machst mir Angst!«
»Ich mache mir selbst Angst, George. Es ist selten angenehm, vorher schon zu wissen, was geschehen wird.« Ich entschied, Nägel mit Köpfen zu machen. »Die Rollstraßen werden mit hohem Tempo weiter ausgebaut werden, so schnell, wie Sonnenenergieplatten für ihren Betrieb hergestellt werden können – die Ostküste entlang, dann entlang der Route Sixty-six, dann von San Diego nach Sacramento und darüber hinaus. Die ganze Sache wirkt sich auch insofern positiv aus, als die Sonnenenergieplatten auf den Dächern der Strangstädte eine Depression abwehren, sobald das Paradise-Kraftwerk stillgelegt und in den Orbit verlagert wird.«
George schwieg so lange, daß ich schon glaubte, er wäre eingeschlafen. Schließlich sagte er: »Habe ich dich richtig verstanden? Das große Atomkraftwerk in Paradise, Arizona, wird in eine Erdumlaufbahn verlagert werden? Wie? Und warum?«
»Durch den Einsatz von Raumschiffen, die auf der Technik der heutigen Gleitraketen beruhen, jedoch mit einem in Paradise entwickelten Fluchttreibstoff betrieben werden. Aber George – George, das darf auf keinen Fall geschehen! Sicher, der Paradise-Meiler muß stillgelegt werden; er ist aufgrund von Konstruktionsmängeln furchtbar gefährlich – etwa wie eine Dampfmaschine ohne Ausgleichsventil.« (Ich konnte immer noch Sergeant Theodores geliebte Stimme hören: »Man war zu eifrig mit dem Bau und machte deshalb Fehler; das Ding gleicht einer Dampfmaschine ohne Ausgleichsventil.«) »Er muß abgeschaltet werden, darf aber nicht im Orbit neu entstehen. Man wird sichere Atomkraftwerke entwickeln; wir benötigen das in Paradise gar nicht. In der Zwischenzeit können die Sonnenplatten die Lücke in der Energieversorgung füllen.«
»Falls der Paradise-Meiler gefährlich ist – und ich weiß, daß sich manche Leute entsprechende Sorgen machen –, würde die Verlagerung in den Orbit das Problem doch lösen.«
»Ja, George, aus diesem Grund wird das Projekt auch in Angriff genommen werden. In der Erdumlaufbahn ist es für die Stadt Paradise und den Staat Arizona nicht mehr gefährlich – aber wie steht es mit den Leuten, die da oben mitfahren? Sie kommen doch um.«
Wieder trat eine lange Pause ein. »Ich denke, es müßte möglich sein, einen ferngesteuerten Meiler zu entwickeln, ähnlich einer Frachtrakete. Ich muß Ferguson danach fragen.«
»Ich hoffe, daß du recht hast, denn du wirst nach deiner Rückkehr nach Kansas City und der Öffnung meines sechsten Umschlages feststellen, daß laut meiner Prophezeiung der Paradise-Meiler in den Orbit verlagert werden und dort schließlich explodieren wird. Mitsamt der Mannschaft. Keine Überlebenden. Auch das Versorgungsschiff wird vernichtet werden. George, wir dürfen das nicht zulassen! Du und Mr. Harriman, ihr müßt es verhindern! Liebling, ich verspreche dir eins: Wenn es sich als möglich erweist, das Eintreten dieser Prophezeiung zu verhindern, werde ich nie wieder etwas vorhersagen!«
»Ich kann dir nichts versprechen, Maureen. Sicher, Delos und ich sind Direktoren des Energiesyndikats, aber wir halten sowohl in Anteilen als auch im Vorstand nur eine Minderheitenposition. Das Energiesyndikat repräsentiert praktisch das gesamte unternehmerische Kapital in den Vereinigten Staaten; sogar das Sherman-Anti-Trust-Gesetz wurde ausgesetzt, um auf diesem Wege den Bau des Paradise-Meilers zu ermöglichen. Mmm, ein gewisser Daniel Dixon leitet für gewöhnlich die Mehrheit. Ein harter Brocken. Ich kann ihn nicht sonderlich gut leiden.«
»Ich habe von ihm gehört, bin ihm aber noch nie begegnet. George, könnte man ihn vielleicht verführen?«
»Maureen!«
»George, um zu verhindern, daß über fünfzig Menschen bei einem Industrieunfall ums Leben kommen, bin ich sogar noch zu viel mehr bereit, als nur meinen alten Körper zur Bestechung einzusetzen. Ist Dixon für weibliche Reize empfänglich? Wenn ich nicht selbst die Frau bin, auf die er anspringt, kann ich sie vielleicht irgendwo
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