Segeln im Sonnenwind
Oberstufenschüler, einer der großen Macker auf dem Campus. Oder ein Buchhändler, oder wo auch immer. Mama, die Dealer einer Gegend werden immer wieder mal hochgenommen, aber das bewirkt überhaupt nichts. Die Woche drauf ist ein neuer da. Nach dem, was ich gehört habe, funktioniert das überall so.«
Ich seufzte. »Das macht mich ganz fertig, Donald. Ich hole dir eine Decke.«
»Mama, wieso kann ich nicht in meinem Bett schlafen?«
»Weil du eigentlich gar nicht hier sein dürftest. Selbst die Übernachtung auf der Couch gestehe ich dir nur deshalb zu, weil ich es nicht für sicher halte, dich ohne einen Happen Essen und ein paar Stunden Schlaf wieder auf die Straße zu schicken.«
Ich legte mich wieder ins Bett, konnte aber nicht schlafen. Nach etwa einer Stunde stand ich auf und tat etwas, was längst überfällig war – ich durchsuchte das Hausmädchenzimmer.
Und entdeckte den Vorrat. Das Zeug steckte am Fußende des Bettes zwischen der Matratze und dem Bezug. Ich fühlte mich versucht, eine winzige Probe davon zu kosten, denn ich hatte aufgrund meiner biochemischen Kenntnisse eine gewisse Vorstellung davon, wie Kokain schmecken mußte, aber entweder war ich zu vernünftig oder zu ängstlich dazu. Es gibt Straßendrogen, die schon in der geringsten Dosierung gefährlich sind. Ich nahm alles mit nach oben und verschloß es zusammen mit dem »Gras« und dem Zigarettenpapier, dem Spiegel und der Rasierklinge in einer Truhe, die ich in meinem Schlafzimmer aufbewahrte.
Sie haben gewonnen, ich habe verloren. Sie waren mir einfach überlegen.
Ich holte Priscilla wieder nach Hause. Sie war geheilt, aber so mürrisch wie eh und je. Zwei Gesundheitsbeamte kamen zu Besuch, kaum daß wir die Mäntel ausgezogen hatten (Jims Idee, mit meiner Zustimmung). Sie erkundigten sich freundlich und höflich nach Priscillas »Kontakten« – bei wem sie sich angesteckt haben könnte und wen sie selbst möglicherweise angesteckt hatte.
»Was für eine Infektion? Ich bin nicht krank, ich war es nie. Ich wurde aufgrund einer Verschwörung gegen meinen Willen festgehalten! Ich werde jemanden verklagen!«
»Miss Smith, wir verfügen über Kopien Ihrer Laborergebnisse und Ihrer Krankengeschichte. Hier, sehen Sie mal.«
Priscilla fegte die Unterlagen zur Seite. »Alles Lügen! Ohne Anwalt sage ich kein Wort mehr!«
An dieser Stelle machte ich einen weiteren Fehler. »Aber Priscilla, ich bin Anwältin, wie du weißt. Die Fragen, die an dich gerichtet werden, sind vernünftig, denn es geht um die Gesundheit vieler Menschen.«
Noch nie hatte mich jemand so voller Verachtung angesehen. »Du bist nicht meine Anwältin. Du gehörst zu denen, die ich verklagen werde. Wie diese beiden Typen da, wenn sie nicht aufhören, mich zu quälen.« Sie wandte uns den Rücken zu und ging nach oben.
Ich entschuldigte mich bei den beiden Beamten. »Tut mir leid, Mr. Wren und Mrs. Lantry, aber wie Sie sehen, kann ich bei ihr nichts ausrichten. Ich fürchte, Sie werden sie unter Eid in den Zeugenstand rufen müssen, um überhaupt etwas aus ihr herauszubekommen.«
Mr. Wren schüttelte den Kopf. »Das würde nicht funktionieren. Es ginge überhaupt nicht, da sie gegen keinerlei Gesetze verstoßen hat. Wir verfügen auch über keinerlei Anhaltspunkte darüber, daß jemand anderes es getan hätte. Und eine Jugendliche mit dieser Einstellung würde sich einfach auf den Fünften Verfassungszusatz berufen und den Mund halten.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob sie den Fünften Verfassungszusatz kennt.«
»Darauf können Sie wetten, Mrs. Johnson. Die Kids sind heutzutage sehr gerissen und allesamt brauchbare Winkeladvokaten, selbst in einer wohlhabenden Gegend wie dieser. Stellen Sie mal eins davon in den Zeugenstand – schon brüllt er nach einem Anwalt, und die ACLU besorgt ihm auch einen. Die Typen halten das Recht eines Teenagers, die Aussage zu verweigern, für wichtiger als das Recht eines anderen auf den Schutz vor Infektion und Sterilität.«
»Das ist ja lächerlich!«
»Das sind die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, Mrs. Johnson. Falls jemand nicht freiwillig mit uns kooperiert, können wir ihn nicht dazu zwingen.«
»Na ja, ich kann vielleicht doch etwas unternehmen. Ich kann mit ihrem Rektor sprechen und ihm klarmachen, daß Geschlechtskrankheiten auf seiner Schule die Runde machen.«
»Das würde nichts nützen, Mrs. Johnson. Sie würden nur feststellen, wie vorsichtig er wird, sich keine Klage aufzuhalsen.«
Ich dachte darüber
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