Segeln im Sonnenwind
heirate, gilt das dann nicht automatisch auch für Lazarus?«
»Nicht unbedingt. Sowohl Hamadryad als auch Ira gehörten schon zur Gründungsgruppe der Familie, aber es dauerte etliche Jahre, bis Ira einräumte, daß es keinen Grund gab, seine Tochter nicht auch zu heiraten… Hamadryad hatte einfach lächelnd abgewartet, bis er soweit war. Wir hielten eine spezielle Hochzeitszeremonie nur für die beiden ab, und was für ein Spaß das war! Mama Maureen, wir sind wirklich flexibel; die einzige Konstante bei unseren Arrangements ist die, daß jeder für die Zukunft unserer Kinder geradesteht. Woher wir die Kinder jeweils haben, danach fragt schon keiner mehr – schließlich äußern sich manche von uns nicht gerne darüber.«
Tamara warf ein, daß Ishtar es sei, die auf solche Dinge achte. (Galahad macht gerne Witze. Tamara ihrerseits weiß gar nicht, wie das geht, aber sie liebt einfach jedermann.) Und so tauschte ich noch am selben Tag das Ehegelöbnis mit allen aus. Wir standen in der Mitte des schönen Atriumgartens ihrer Familie ( unserer Familie!) – und wir weinten und lachten, und alle berührten mich, und Ira schniefte und Tamara lächelte, während ihr Tränen die Wangen hinabliefen, und wir alle sagten gemeinsam »Ich will!«, und die anderen küßten mich, und ich wußte, daß sie mir gehörten und ich ihnen gehörte, für immer und ewig, Amen.
Ich wurde sofort schwanger, denn Ira und Ishtar hatten es gemeinsam so eingerichtet, daß die Hochzeit und meine Ovulation auf denselben Zeitpunkt fielen. Ich fragte Ishtar später nach dem Vater, und sie antwortete: »Mama Mau-reen, es ist von allen deinen Ehemännern; du brauchst es nicht genau zu wissen. Wenn du nach vier oder fünf weiteren Kindern immer noch neugierig bist, finde ich den Vater heraus.« Ich stellte die Frage nie wieder.
So ergab es sich, daß ich bei Theodores Rückkehr schwanger war, und es war mir nur recht so. Ich wußte aus Erfahrung, daß er mich herzlicher und mit weniger Zurückhaltung begrüßen würde, wenn er wußte, daß wir es nur aus Liebe und zum Vergnügen miteinander treiben würden, nicht des Nachwuchses wegen.
So war es dann auch, und es geschah im Rahmen einer Party, bei der Theodore gleich zu Beginn ohnmächtig wurde. Hilda Mae, die Leiterin der Einsatzgruppe, die mich gerettet hatte, hatte das Ganze als Überraschungsfete für Theodore organisiert und präsentierte mich in einem Kostüm von hohem Symbolwert für ihn, (hohe Stöckelschuhe, lange, durchsichtige Strumpfhose und grüne Strumpfbänder), und das zu einem Zeitpunkt, als er noch glaubte, ich befände mich weiterhin zwei Jahrtausende früher in Albuquerque und müßte erst noch gerettet werden.
Hilda hatte ihn eigentlich gar nicht so erschrecken wollen. Sie liebt ihn wirklich, und später heiratete sie ihn und uns alle, gemeinsam mit ihrer kompletten Familie. In ihrem Elfenkörper wohnt keinerlei Niedertracht. Sie fing Theodore auf (oder versuchte es zumindest), und er tat sich nicht weh, und die Party wurde noch eine der besten seit dem Brand von Rom. Hilda Mae verfügt über zahlreiche Talente, im Bett und außerhalb, aber sie ist unter anderem eine der beste Partyveranstalterinnen aller Welten.
Ein paar Jahre später amtierte Hilda als Generaldirektorin der größten Party aller Zeiten und Welten, nämlich des ersten Jahrhundertkonvents der Interuniversellen Gesellschaft für Eschatologischen Pantheistischen Multiples-Ego-Solipsismus. Gäste aus Dutzenden von Universen nahmen daran teil. Die Party war wundervoll, und die wenigen Leute, die bei den Spielen umkamen, zogen direkt in Walhalla ein – ich habe es selbst gesehen. Durch diese Party wuchs unsere Familie um etliche weitere Männer und Frauen. Zu erwähnen wären da besonders Hazel Stone alias Gwen Novak, die mir so lieb ist wie Tamara, und Dr. Jubal Harshaw, derjenige meiner Ehemänner, an den ich mich wende, wenn ich mal wirklich Rat und Hilfe brauche.
An ihn wandte ich mich auch viele Jahre später, als ich herausfand, daß mir etwas fehlte – trotz aller Wunder von Boondock und Tertius, trotz der Liebe und des Glücks in den Reihen der Familie Long, trotz der Befriedigung, die ich im Studium der wirklich fortschrittlichen Behandlungsmethoden auf Tertius und Secundus fand, trotz der Tatsache, daß ich endlich im besten aller Berufe ausgebildet wurde, dem des Verjüngers.
Nie hatte ich meinen Vater vergessen, und der Schmerz über seinen Verlust blieb mein steter Begleiter.
Der geneigte
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