Segeln im Sonnenwind
mal nicht«, sagte ich. »Sind hier alle Puritaner, außer zu diesem Fest?«
»Mir ist nicht klar, was Sie mit ›Puritanern‹ meinen, Maureen. Es fällt mir auch schwer, Ihrer Frau-von-den-Sternen-Geschichte zu folgen, falls es denn bloß eine Geschichte ist…«
»Es ist keine! Dagmar, ich habe mich wirklich verirrt! Ich befinde mich nicht auf meinem Heimatplaneten und weiß nichts über die hiesigen Zustände.«
»Okay, ich tue mal so, als würde ich Ihnen das glauben. An dreihundertvierundsechzig Tagen im Jahr – in Schaltjahren an dreihundertfünfundsechzig – ist alles entweder vorgeschrieben oder verboten. Der Oberste Bischof nennt das die ›Goldene Regel‹ – Gottes Plan. An Carolitas Festtag ist jedoch von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang schier alles erlaubt. Carolita ist die Schutzheilige der Straßensänger, Huren, Zigeuner, Vagabunden, Schauspieler, einfach all jener, die außerhalb der Stadtmauern leben müssen. An ihrem Tag dürfen daher… Boß! Sie werden doch nicht in dem Aufzug nach draußen gehen!«
»Und warum nicht?«
Dagmar gab würgende Laute von sich. Ich drehte mich um und entdeckte den Grund für dieses ganze Theater: Der Doktor war nackt aus der Dusche gekommen und stellte den erstaunlichsten Phallus zur Schau, den ich jemals gesehen hatte – steil ragte er aus dunkelbraunen Locken hervor und war mindestens zwölf Zoll lang und fast so dick wie mein Handgelenk. Er krümmte sich ein Stück weit zum haarigen Bauch des Doktors zurück.
Das Ding atmete im selben Rhythmus wie sein Besitzer und wuchs mit jedem Atemzug um einen Zoll an. Ich betrachtete es mit der entsetzten Faszination eines Vogels, der sich einer Schlange gegenübersieht, und meine Brustwarzen wurden hart. Nehmt das weg! Nehmt einen Knüppel und schlagt es tot!
»Boß, bringen Sie dieses alberne Spielzeug wieder zu Sears Roebuck und verlangen Sie Ihr Geld zurück! Oder – oder ich spüle es einfach das Klo hinunter, jawohl!«
»Wenn Sie das machen, bezahlen Sie auch den Klempner! Schauen Sie mal, Dagmar, ich möchte so nach Hause gehen, und ich möchte, daß Sie einen Schnappschuß von Zenobias Gesicht machen, wenn ihr Blick darauf fällt. Dann nehme ich es wieder ab, es sei denn, Zenobia möchte, daß ich es auch auf der Orgie des Bürgermeisters trage. Ziehen Sie jetzt Ihr Kostüm an; wir müssen noch Daffy und seinen Assistenten abholen, seinen Liebhaber, auch wenn er das Gegenteil behauptet.«
»Schande über Sie, Boß!«
»Ist es wirklich schon so spät? Maureen, wenn ich Sie eben richtig verstanden habe, haben Sie heute noch nichts gegessen. Speisen Sie doch mit uns zu Abend, dann diskutieren wir darüber, was wir später mit Ihnen anstellen. Meine Frau ist die beste Köchin in der Stadt, nicht wahr, Dagmar?«
»Korrekt, Boß. Und damit hatten Sie diese Woche schon zweimal recht.«
»Was war das andere Mal? Haben Sie etwas gefunden, was unsere Cinderella anziehen könnte?«
»Das ist ein Problem, Boß. Hier haben wir nur Overalls zur Verfügung, die alle auf meine Proportionen zugeschnitten sind. Bei Maureen würden sie das eine zu sehr betonen, das andere zu sehr verdecken.« (Sie meinte damit, daß ich wie eine Birne geformt bin, sie mehr wie Stangensellerie.)
Dr. Ridpath musterte erst mich und dann sie und entschied, daß sie wohl recht hatte. »Maureen, wir werden mal schauen, ob meine Frau vielleicht etwas für Sie hat. Und bis wir zu Hause sind, spielt es keine Rolle, was Sie anhaben; wir nehmen ein Robotaxi. Pixel! Zeit zum Abendessen, Junge!«
»Jezzzt? Wow! «
Und so aßen wir bei den Ridpaths zu Abend. Zenobia Ridpath ist wirklich eine gute Köchin. Pixel und ich fanden sie sympathisch, und sie fand Pixel sympathisch und behandelte mich zuvorkommend und herzlich. Sie ist eine würdevolle, schöne Matrone um die fünfundvierzig. Ihr vorzeitig weiß gewordenes Haar trägt sie blau getönt. Nichts an ihrem Gesichtsausdruck veränderte sich, als sie die mechanische Monstrosität erblickte, die ihr Mann zur Schau stellte. »Wofür hältst du das, Zen?« fragte er.
»Endlich!« antwortete sie. »Das hast du mir vor vielen Jahren schon als Hochzeitsgeschenk versprochen! Na ja, lieber spät als nie – glaube ich.« Sie bückte sich und nahm das Ding genauer in Augenschein. »Warum steht nur ›Made in Japan‹ darauf?« Sie richtete sich auf und lächelte uns an. »Hallo Dagmar, schön, Sie zu sehen! Frohes Festival!«
»Ich wünsche eine Rekordernte!«
»Und große Babies! Mrs. Johnson, wie
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