Segeln im Sonnenwind
sich aus dem Spanglischen ab, das sich im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts als Handels- und Technikersprache in Nord- und Südamerika etabliert hatte. Man hatte dafür die Schnittmenge des englischen und spanischen Wortschatzes und die lateinamerikanische Grammatik genommen – etwas vereinfacht, um dem englischsprachigen Benutzer dieser Lingua franca entgegenzukommen.
Später erzählte mir Lazarus, Spanglisch wäre bereits zur Zeit des Weltraumsicherungsgesetzes als Verkehrssprache für Raumpiloten festgelegt worden, als alle lizensierten Piloten noch Beschäftigte von Spaceways Ltd. oder einer anderen Harriman-Tochterfirma waren. Er sagte ebenfalls, Galacta wäre selbst heute noch als Version des Spanglischen zu erkennen, wenn auch mit stark erweitertem Wortschatz. Die Entwicklung ähnelte der des Lateinischen, das die römische Kirche über Jahrtausende hinweg bewahrt und erweitert hatte. Beide Sprachen wurden einem Bedürfnis gerecht, das sie lebendig hielt und sogar ihr Wachstum förderte.
»Ich hatte mir schon immer gewünscht, in einer von Max-field Parrish erdachten Welt zu leben – und jetzt ist dieser Wunsch Wirklichkeit geworden!« Mit diesen Worten eröffnete ich in der Frühphase meiner Verjüngung ein Tagebuch, in dem ich meine Gedanken zu ordnen versuchte, um somit den erlebten Kulturschock besser zu verkraften.
Maxfield Parrish war in meiner Herkunftszeit und -welt (1870-1966) ein romantischer Künstler gewesen, der mit einer realistischen Technik Bilder von einer Welt malte, die schöner war als alles, was man jemals gesehen hatte – eine Welt voller Türme, die bis zu den Wolken aufragen, voller hinreißender Mädchen und atemberaubender Berggipfel. Falls Maxfield Parrish dem geneigten Leser kein Begriff ist, sollte er das Museum der Technischen Hochschule von Boondock besuchen und sich an der dortigen M.P.-Sammlung ergötzen. Es handelt sich um Raubkopien, die ein Zeitkorps-Agent in Museen des zwanzigsten Jahrhunderts an der nordamerikanischen Ostküste angefertigt hat, bezahlt vom Senior Lazarus Long – ein Geschenk Lazarus' an seine Mutter anläßlich ihres 125. Geburtstages und ihrer beider silbernen Hochzeit.
Ja, mein unartiger Sohn Woodrow heiratete mich, gedrängt von seinen anderen Ehefrauen und Mitehemännern, die vorher auch mich dazu überredet hatten.
Damals (im Galaktischen Jahr 4324) verfügte die Long-Familie über sieben erwachsene Mitglieder am Ort, Ira Weatheral (verantwortlich für das bißchen an Regierung, was es in Boondock gab), Galahad, Justin Foote, Hama-dryad (Iras Tochter, die offenkundig einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte), Tamara, Ishtar und Minvera – letztere eine schlanke, langhaarige Brünette, die mehr als zwei Jahrhunderte lang ein Verwaltungscomputer gewesen war, ehe Ishtar ihr dabei geholfen hatte, mit Hilfe einer Klontechnologie Fleisch zu werden.
Galahad und Tamara wurden ausgewählt, um mir den Heiratsvorschlag zu unterbreiten.
Ich selbst hatte gar keine Pläne in dieser Richtung. Schon einmal hatte ich das Versprechen »bis daß der Tod uns scheidet« abgelegt, aber wie sich gezeigt hatte, war es dann doch schneller gegangen. Es machte mich rundum glücklich, in Boondock zu leben und wieder jung zu sein, und ich freute mich riesig darauf, wieder in Theodores Armen zu liegen. Aber heiraten? Warum Gelübde ablegen, die in der Regel doch wieder gebrochen werden?
»Mama Maureen«, sagte Galahad, »diese Gelübde werden nicht gebrochen. Hier verspricht man sich einfach gegenseitig, seinen Anteil an der Fürsorge für die Kinder zu übernehmen – sie zu ernähren und zu verhauen und zu lieben und auszubilden, was immer auch nötig sein wird. Vertraue mir. Heirate jetzt erst mal uns und kläre die Sache mit Lazarus später. Wir lieben ihn, aber wir kennen ihn auch. In einem Notfall ist Lazarus der schnellste Schütze der Galaxis, aber wird er auch nur mit dem kleinsten sozialen Problem konfrontiert, macht er ein Riesentheater darum und versucht, es von allen Seiten zu betrachten, um die perfekte Lösung zu finden. Die einzige Möglichkeit, ihn in einer solchen Sache siegreich zu schlagen, besteht darin, ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen. In ein paar Wochen kommt er wieder nach Hause; Ishtar kennt den genauen Zeitpunkt. Wenn er dann feststellen muß, daß du bereits in die Familie eingeheiratet hast und schwanger bist, wird er einfach den Mund halten und dich selbst heiraten. Falls du ihn haben möchtest.«
»Wenn ich euch alle
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