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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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ohnmächtig, weil ich mich nicht mehr erinnern kann, was dann geschah.
    Ich erwachte in einem Bett, neben Pixel und einer Leiche.

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
    PIXEL DER RETTER
    Die Tatsache, daß ich neben einer Katze und einer Leiche im Grand Hotel Augustus aufwachte, führte mich in ein regelrechtes Chaos und schließlich in die Praxis von Dr. Eric Ridpath, dem Hotelarzt, wo ich auch seiner Helferin Dagmar Dobbs begegnete – ein Mädel, das sofort Pixels Sympathie errang. Dagmar untersuchte mich gynäkologisch und erzählte mir dabei, daß noch am selben Abend die Fiesta de Santa Carolita beginnen würde.
    Wie ich schon ausführlich erläutert habe, handelt es sich bei ›Santa Carolita‹ um meine Tochter Carol, geboren 1902 gregorianischer Zeitrechnung auf der ersten Erde, Zeitlinie zwei, Chiffre Leslie LeCroix.
    Lazarus Long hatte die Tradition von Carols Tag am 26. Juni 1918 als eine Art Ritual zur Feier ihres Heran-wachsens vom Mädchen zur Frau ins Leben gerufen, und auf Tertius erfuhr ich, welchen Entwicklungsgang dieser Tag über die Jahrhunderte hinweg auf vielen Planeten genommen hatte. Normalerweise beging man den Tag einfach nur aus Spaß an der Sache, so wie die Japaner Weihnachten feierten – als säkulares Fest ohne Bezug zur Religion.
    Vielerorts jedoch wurde aus der Fiesta ein für bestimmte Theokratien bedeutender Feiertag – ein Überdruckventil, ein Tag hemmungsloser Exzesse, der Sünde ohne Bestrafung, der Saturnalien.
    Dr. Ridpath und Dagmar nahmen die Ergebnisse meiner Untersuchung in Augenschein und verkündeten, ich wäre gesund und hätte lediglich den Verstand verloren, was anscheinend keiner von beiden für besonders wichtig hielt. »Erklären Sie ihr alles, Dag«, sagte Dr. Ridpath. »Ich werde duschen und mich bereitmachen.«
    »Was haben Sie vor, Maureen?« fragte Dagmar. »Doc sagt, Ihr ganzer Besitz bestünde aus diesem Handtuch, das Sie als Kleidung benutzen, sowie dieser orangefarbenen Katze. Pixel! Schluß damit! Der heutige Abend ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt, zur Polizei zu gehen und nach dem Armenasyl zu fragen; auch die Cops ziehen ihre Klamotten aus und machen bei der Fiesta mit.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Wenn Sie heute abend auf die Straße hinausgehen, wird es für Sie schlimmer als in einer Löwengrube. Vielleicht gefällt es Ihnen ja – bei vielen ist das so. Bei mir zum Beispiel. Heute nacht wird ein Mädel entweder eingesperrt oder flachgelegt. Sie können hierbleiben und auf der Couch schlafen. Suchen Sie sich eine Decke. Pixel! Runter da!«
    »Komm her, Pixel.« Ich streckte beide Hände aus, und er sprang mir in die Arme. »Und was ist mit der Heilsarmee?«
    »Der was?«
    Ich erklärte es ihr, aber sie schüttelte nur den Kopf. »Nie davon gehört. Hört sich nach einem Ihrer Tagträume an, Liebes. So was ist nie von der Kirche Eurer Wahl autorisiert worden.«
    »Welcher Wahl?«
    »Wie? Ihrer Wahl, meiner Wahl, jedermanns Wahl. Natürlich bezieht sich das auf die Kirche des Großen Befruchters – welche denn sonst?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dagmar, das Ganze verwirrt mich immer mehr. Wo ich herkomme, herrscht völlige religiöse Freiheit.«
    »Genau wie hier, Süße, und behaupten Sie niemals einem Proktor gegenüber etwas anderes!« Auf einmal lächelte sie wie eine böse Hexe. »Auch wenn man am frühen Morgen nach dem Saint-Carols-Fest immer wieder einige tote Proktoren und Priester findet; ich bin nicht die einzige Witwe mit einem langen Gedächtnis!«
    Ich mußte ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben. »Sie sind eine Witwe? Das tut mir leid!«
    »Ich rede zuviel. Ist gar nicht so tragisch, Schatz. Ehen werden im Himmel geschlossen, wie jeder weiß, und als mein Priester den Mann aussuchte, den der Himmel für mich vorgesehen hatte, habe ich nicht gemeckert. Delmer – mein Seelengefährte – verlor jedoch am Ende die Gunst des Thrones und wurde ein wenig zurechtgeschnitten. Ich weinte ein bißchen, wie es sich gehört, aber auch wiederum nicht allzu viel. Wie ich gehört habe, ist er jetzt Meßdiener und einer der besten männlichen Sopranisten. Das Traurige an der Sache ist nur, daß ich nicht wieder heiraten darf, da er nur zurechtgeschnitten wurde und nicht tot ist.« Sie machte ein düsteres Gesicht.
    Dann zuckte sie die Achseln und lächelte. »Deshalb ist der Abend Santa Carolitas auch so wichtig für mich – wenn man bedenkt, wie scharf wir das ganze übrige Jahr hindurch überwacht werden.«
    »Ich verstehe wieder

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