Segnet die Tiere
Zeitpunkt Aufstellung: Tuvok,
Chakotay und Lieutenant Carey. Sie nahmen Haltung an, als Transporterenergie summte und die schlanke, hochgewachsene Gestalt des Obersten Rats von Vandorra materialisierte.
Kolias nickte knapp und trat vor. Freude funkelte in seinen goldenen Augen. »Welch prächtige Gesellschaft, Captain. Ist dies ein besonderer Anlaß?«
Janeway näherte sich dem Sardalianer. »Nun, ich halte dies für eine sehr wichtige Zeremonie«, erwiderte sie.
»Gewissermaßen für ein Ritual.«
»Ein Ritual? Von welcher Art?«
Janeways Lippen zitterten kurz, aber es gelang ihr, das Lächeln zu unterdrücken. »Der Unschuld, könnte man sagen.«
Oder vielleicht auch nicht.
»Sie sprechen in faszinierenden Rätseln, Captain Janeway.«
»Ich hoffe nicht«, entgegnete die Kommandantin
wahrheitsgemäß.
Kolias drehte den Kopf, sah erst nach rechts und dann nach links. »Wo sind meine Begleiter?«
Janeway wandte sich an Chakotay. »Commander?«
»Es kam zu energetischen Fluktuationen, Captain«,
behauptete der Erste Offizier. »Aber wir sollten dieses Problem bald gelöst haben. Bestimmt dauert es nicht lange, bis auch die anderen Personen an Bord gebeamt werden können.«
»Ich schlage vor, wir gehen zum Empfang«, sagte Janeway.
»Ihre Begleiter können uns folgen, sobald sie eingetroffen sind.«
»Nun gut.« Würdevoll ließ sich Kolias zum Holodeck führen.
Für diese besondere Gelegenheit war es so programmiert worden, daß es sich wie ein riesiges Theater darbot. Vorhänge aus rotem Samt schmückten die Logen. Im Mittelgang standen Platzanweiser in roten Kostümen und mit Zylindern. Weiter vorn erstreckte sich eine große Bühne mit dem Proszenium, dessen goldene Wölbungen glänzten. Natürlich war auch der Bühnenvorhang rot.
Janeway deutete zu einem großen, mit hoher Rückenlehne ausgestatteten zinnoberroten Sessel in der ersten Reihe. »Bitte nehmen Sie Platz, Oberster Rat.«
Kolias nickte, sank auf die mit Quasten verzierten Kissen und seufzte voller Wohlbehagen.
Auf ein Zeichen von Janeway hin setzten sich die
Führungsoffiziere der Voyager neben den Sardalianer.
Es wurde dunkel im Saal.
Leise, melodische Musik erklang.
Ein geschmeidige, geisterhafte Gestalt kam aus den Schatten.
Es handelte sich um eine junge Frau, um eine begnadete Tänzerin, die auf den einzelnen Tönen der Melodie zu
schweben schien, mehrere Pirouetten drehte und mit
wehendem lavendelfarbenem Haar übers Parkett wirbelte. Ein Bühnenspiegel erfaßte jede einzelne Bewegung, wodurch der Eindruck entstand, daß Zwillinge tanzten.
Was den musikalischen Aspekt des Holodeck-Programms
betraf, hatte sich Janeway für Delibes’ Coppelia entschieden.
Sie zweifelte kaum daran, daß diese besondere Wahl nur sie selbst amüsierte. Allerdings wölbte Tuvok eine Braue, und für einige wenige Sekunden ließ sich in seinem Gesicht ein Ausdruck erkennen, den Janeway gut kannte: Eine solche Miene trug der Vulkanier immer dann zur Schau, wenn er glaubte, daß Menschen humorvolle Aktivitäten entfalteten.
Vielleicht verstand er nicht alle Hintergründe, doch in seinen dunklen Augen schimmerte so etwas wie Mitgefühl.
Hab Geduld, alter Freund, dachte Janeway. Jetzt dauert’s nicht mehr lange, bis die Falle für unseren Gast zuschnappt.
Erneut glitt die junge Frau an ihnen vorbei, und ihr Gewand wogte in einer Brise, die sie durch ihre eigenen Bewegungen schuf.
Kolias stand auf und starrte verblüfft.
Janeway beobachtete ihn.
Sein Mund bewegte sich, so als wollte er etwas sagen, aber er brachte keinen Laut hervor – zumindest keinen, den die Kommandantin hören konnte.
Sie vollführte eine knappe Geste, und die Musik verklang abrupt.
Die Tänzerin näherte sich, blieb vor Kolias stehen und fragte mit dünner Stimme: »Vater? Bist du das, Vater?«
»Marima«, brachte er hervor, und es klang erstickt. »Aber du bist doch auf dem Meer verschollen. Wie ist das möglich?«
Sofort war Janeway an seiner Seite. Diese Gelegenheit wollte sie sich nicht entgehen lassen. »Auf dem Meer verschollen?
Woher wissen Sie das, Kolias? Wo befindet sich Ihre Tochter?
Und wo sind die vermißten Besatzungsmitglieder? Waren sie bei Marima, als sie verschwand?«
Das dreidimensionale Bild der jungen Frau verblaßte. Als es wieder hell wurde, verschwand es wie ein Glühwürmchen im Morgengrauen.
»Marima?« Kolias streckte die Hände aus, aber sie tasteten nur durch leere Luft. »Wo ist sie? Was haben Sie mit ihr gemacht?«
»Sie war
Weitere Kostenlose Bücher