Sehen Sie, so stirbt man also
Klinik gebracht – in die psychiatrische Abteilung.
Trotz allem versöhnten sie sich noch einmal und zogen zusammen Ende 1953 in eine Suite im Sheraton Hotel in Boston. O’Neill hatte schon länger an Tuberkulose gelitten, das erste Mal 1912. Nun war auch noch eine Lungenentzündung hinzugekommen, und er war komplett bettlägerig. Der einzige Lichtblick in dieser Zeit war, dass seine Tochter Oona (aus seiner zweiten Ehe) einen Sohn zur Welt brachte, den sie nach dem Vater Eugene nannte. Insgesamt schenkte sie ihrem Mann, Charlie Chaplin, acht Kinder. O’Neill erholte sich jedoch nicht wieder. Mehrmals sagte er zu Carlotta, er würde am liebsten aus dem Fenster in den Charles River springen, um seinem Leben ein Ende zu machen. Das tat er allerdings dann doch nicht; er starb am 27. November 1953 im Hotelzimmer und wurde in privatem Rahmen auf dem Forest Hills Cemetery in Boston beigesetzt.
Die letzten Worte
Eugene O’Neills Biograf Louis Sheaffer, der viele Angehörige und Freunde O’Neills kennengelernt hat, gibt dessen letzte Worte wieder, die der Schriftsteller zu seiner Frau Carlotta sagte: „Ich wusste es, ich wusste es. In einem Hotelzimmer geboren und, verdammt nochmal, in einem Hotelzimmer gestorben.“ Recht hatte er. Er war in einem Hotelzimmer zur Welt gekommen, genauer gesagt: im Barrett Hotel in New York City an der Ecke 43. Straße und Broadway. Sein Vater war Schauspieler, und so war die Familie ständig auf Reisen und lebte aus dem Koffer, meistens in Hotels. Als Eugene zur Welt kam, war die Geburt so schmerzvoll, dass der Arzt seiner Mutter Morphium geben musste. Später wurde sie abhängig von dem Betäubungsmittel und der Sohn machte sich deshalb sein Leben lang Vorwürfe. Seine Erinnerungen an die Kindheit hatte er lange unterdrückt. Erst in seinem bekanntesten Stück, „Long Day’s Journey into Night“, arbeitete er sie mit Mitte fünfzig auf. Letzteres, |104| so verfügte er, dürfe erst 25 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden, aber Carlotta hielt sich nicht daran.
In einem Hotelzimmer geboren zu werden und zu sterben, diesem Gedanken haftet etwas leicht Verruchtes an. Handlungsreisende, Prostituierte, „fahrendes Volk“ lebt in Hotelzimmern, wie eben auch O’Neills Vater. Aber wenn in einem solchen Zimmer ein Leben den Anfang nimmt und auch dort wieder endet, so ist das schon etwas ganz Besonderes. Warum er und seine Frau gegen Ende seines Lebens in die Hotelsuite zogen, ist nicht ganz klar. Vielleicht wollte Carlotta es einfach vermeiden, Hausarbeit verrichten zu müssen, wenn ihr Mann schon bettlägerig war.
O’Neill und die Religion
Von Hause aus war O’Neill irischer Katholik, aber er selbst hatte immer ein schwieriges Verhältnis zum Glauben gehabt. Schon als Teenager hatte er durchgesetzt, dass seine Eltern ihn vom katholischen Internat, das er besuchte, abmeldeten und auf eine konfessionell nicht gebundene Schule schickten. Die Auseinandersetzung mit Glaube und Religion ist ein wichtiger Bestandteil seiner Stücke. Auch als er spürte, dass sein Leben sich dem Ende näherte, wollte er keinen geistlichen Beistand. Zwei Monate vor seinem Tod sagte er zu seiner Frau: „Wenn ich sterben sollte, lass keinen Priester oder Pastor oder Kapitän der Heilsarmee in meine Nähe. Lass mich mit Würde sterben. Halte alles so einfach und kurz wie möglich. Kein Getue, keinen Mann Gottes. Wenn es einen Gott gibt, werde ich ihn sehen und wir werden uns unterhalten.“
Über 20 Jahre nach seinem Tod ließ der Bürgermeister von New York, Abe Beame, eine Gedenktafel an dem Häuserblock anbringen, wo das Hotel gestanden hatte, in dem O’Neill geboren worden war. Das hatte er zumindest vorgehabt. Als der Dramatiker Tennessee Williams jedoch den Ort besuchte, wo sein berühmter Kollege das Licht der Welt erblickt hatte, suchte er vergebens: Das Schild war an der falschen Häuserecke angebracht worden, am anderen Ende des Häuserblocks.
Heute befindet sich dort übrigens ein Starbucks-Café. Das Gebäude des Sheraton Hotel, in dem er starb, heißt heute Shelton Hall und gehört zur Boston University. Schon mehrere Generationen von Studenten erzählen sich, dass in dem Bau und natürlich insbesondere in dem Zimmer, in dem er starb, O’Neills Geist umgeht.
|105| Dylan Thomas
„Ich hatte gerade achtzehn Whiskey ohne Eis; ich denke mal, das ist der Rekord.“
Wahrheitsgehalt: 0 %
Voller Name: Dylan Marlais Thomas
Tätigkeit: Schriftsteller
Gestorben: 9. November 1953 in
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