Sehen Sie, so stirbt man also
silberfarbenen Porsche 550 Spyder ein (von denen insgesamt nur 90 gebaut wurden). Eigentlich wartete er gerade auf die Auslieferung seines bereits bestellten Lotus Mk-X und brauchte schnell ein Auto, um an einem weiteren Straßenrennen teilzunehmen. Doch er behielt den Speedster.
Am 30. September 1955 war James Dean mit seinem Mechaniker, dem Deutschen Rolf Wütherich, in der Abenddämmerung nördlich von Los Angeles auf der U. S. Route 466 in Richtung Westen unterwegs, um an einem Autorennen im Städtchen Salinas teilzunehmen. Auf einmal fuhr ein entgegenkommender 1950er Ford Custom Tudor direkt vor ihnen auf ihre Fahrbahn, um in die abzweigende State Route 41 einzubiegen. Am Steuer saß Donald Turnupseed, ein 23-Jähriger Student.
|110| Die Autos kollidierten nahezu frontal. Deans Kopf prallte mit dem Kühlergrill des Ford zusammen, er brach sich das Genick und erlitt schwere innere Verletzungen. Wütherich wurde aus dem Wagen geschleudert, erlitt einen Kieferbruch und brach sich beide Beine. Turnupseed erlitt einen Schock. Wütherich und Dean wurden ins Paso Robles War Memorial Hospital gebracht, wo man bei der Einlieferung um 17.59 Uhr nur noch den Tod des jungen Schauspielers feststellen konnte. Er war etwa 10 Minuten nach dem Unfall gestorben.
Der Stoff, aus dem Legenden sind
In den Wochen vor James Deans Unfalltod gab es zwei Ereignisse, die maßgeblich zur Legendenbildung beitrugen, da sie geradezu prophetisch auf den späteren Unfall hinzudeuten scheinen. Am 17. September drehte Warner Brothers im Auftrag des National Safety Council einen kurzen Clip fürs Fernsehen, in dem es ums sichere Autofahren ging. Vor allem sollte über die Gefahren des Rasens aufgeklärt werden. Dazu interviewte man Dean am Set von „Giants“. Der sagte u. a.: „Früher bin ich auch oft zu schnell gefahren und bin unnötige Risiken eingegangen. Aber seit ich an Autorennen teilenehme, bin ich im Straßenverkehr viel vorsichtiger geworden.“ Er schloss mit den Worten: „Denk dran, fahr vorsichtig; das Leben, das du rettest, könnte meines sein.“ Dies war eine improvisierte Abwandlung des populären Slogans: „Das Leben, das du rettest, könnte dein eigenes sein.“ („The life you save may be your own.“)
Eine knappe Woche später traf James Dean Schauspielerlegende Alec Guinness vor einem Restaurant. Er zeigte ihm stolz sein Auto, den silbernen Porsche Speedster, und Guinness sagte: „Wenn Sie in das Auto einsteigen, werden Sie nächste Woche um diese Zeit bereits darin gestorben sein.“ Sieben Tage später war James Dean tot.
Später kam heraus, dass James Dean zum Zeitpunkt des Unfalls ganz regulär 55 Meilen pro Stunde gefahren war – entgegen des Gerüchts, er sei mit stark überhöhter Geschwindigkeit gefahren. Aber es scheint, als habe er trotz der einsetzenden Dunkelheit das Licht nicht eingeschaltet. Der Fahrer des Ford beharrte darauf, den Porsche nicht gesehen zu haben, und bei dem bald folgenden Gerichtsprozess wurde er freigesprochen.
Sowohl „Rebel Without a Cause“ als auch „Giant“ kamen erst nach James Deans tragischem Tod ins Kino. „Rebel“ erhielt 1956 drei Oscar-Nominierungen, „Giant“ erhielt sogar zehn Nominierungen und gewann den Oscar als bester Film. James Dean selbst war für beide Filme als bester Hauptdarsteller für den Oscar nominiert, gewann zwei Golden Globes und 1957 den Goldenen Otto der „BRAVO“.
|111| Die letzten Worte
Seine letzten Worte sprach James Dean zu seinem Beifahrer, der ihn gemahnte, langsamer zu fahren, als er sah, dass der besagte Ford vor ihnen in die Straße einbiegen wollte: „Der Typ muss anhalten. Er wird uns schon sehen.“ An der Echtheit dieser Worte braucht man nicht zu zweifeln, zumal sie nicht gerade spektakulär oder tiefsinnig sind. Dennoch scheinen sie etwas zu transportieren, das Teil von James Deans Vermächtnis ist – eine Unbekümmertheit und optimistische Unbeschwertheit, die auszudrücken scheint: „Es wird schon alles gutgehen.“ Ein ganz und gar jugendlicher Standpunkt also, vielleicht auch Leichtsinn, wie sie auch die Figur verkörpert, als die James Dean der Nachwelt überliefert ist: als ewig 24-Jähriger, als impulsiver junger Mann, der einer ganzen Generation von Jugendlichen als Identifikationsfigur diente, die gegen die überkommenden gesellschaftlichen Regeln und das muffige Klima der fünfziger Jahre aufbegehrte.
|112| Thomas Mann
„Gebt mir meine Brille.“
Wahrheitsgehalt: 100 %
Voller Name: Paul Thomas
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