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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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New York
    Im Alter von: 39 Jahren
    Todesursache: Lungenentzündung
    Letzte Worte im Original: „I’ve had 18 straight whiskeys, I think that’s the record.“
    Quelle: Besucher der White Horse Tavern (?)
     
    Dylan Thomas ist als „versoffenes Genie“ bekannt geworden, seine Alkoholexzesse waren legendär, seine Geldprobleme aber auch. Anders als seine angeblichen letzten Worte es vermuten lassen, ist der Schriftsteller jedoch nicht an einer Leberzirrhose gestorben.
    Wie starb er?
    „Ein Alkoholiker ist jemand, den du nicht magst, der genauso viel trinkt wie du“, hat Dylan Thomas einmal gesagt. Der walisische Schriftsteller war bis zum Lebensende alkoholkrank. „Dylan Thomas – Dichter mit Treibstoff Alkohol“ heißt eine Dokumentation von Arte von 2010, deren Titel berechtigt scheint. Seine junge Familie ging allzu oft leer aus, weil er das wenige Geld, das er zu Lebzeiten mit seinen schriftstellerischen Bemühungen verdiente, in den Kneipen ließ.
    Ende Oktober 1953 kam der 39-Jährige nach New York, um bei der öffentlichen Aufführung seines Hörspiels „Und Milk Wood“ mitzuwirken. In New York bewunderte man ihn vor allem für seine öffentlichen Auftritte und Lesungen. Sein sonorer Bariton und sein leichter walisischer Akzent wurden allenthalben bewundert, Zeitungen schrieben, seit Charles Dickens habe kein so guter Rezitator mehr die Stadt besucht. Wie bei seinen vorherigen |106| New-York-Besuchen stieg er im Chelsea Hotel ab, das später bekannt wurde, weil dort Sid Vicious von den Sex Pistols starb.
    Als er in New York angekommen war, hatten seine Bekannten gleich bemerkt, dass es ihm nicht gut ging. Er benutzte immer wieder einen Inhalator, er schien Probleme mit dem Herzen zu haben, und hin und wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Als er am Morgen der geplanten zwei Aufführungen noch kränker aussah als zuvor, schickte man ihn zu einem Arzt, der ihm jedoch nur ein Aufputschmittel gab. Die Aufführungen stand Thomas noch durch, dann brach er zusammen.
    Er hatte sich eine schlechte Zeit ausgesucht, um nach New York zu kommen: Der Smog in der Stadt war im November 1953 so schlimm, dass in jenem Monat über 200 Einwohner starben, die meisten mit bestehenden chronischen oder akuten Atemwegserkrankungen. Am Abend des 3. November ging Thomas das letzte Mal in einen Pub. Am folgenden Tag hatte er eine Verabredung, diese sagte er am Morgen telefonisch ab und blieb im Hotel. Sein Zustand verschlimmerte sich immer mehr: In der Nacht zum 5. November konnte er kaum mehr atmen, und dann fiel er ins Koma. Morgens um 2 Uhr wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Dort diagnostizierten die Ärzte eine schwere beidseitige Bronchitis und eine Lungenentzündung. Seine Leber war erstaunlich gesund. Die Ärzte konnten jedoch nichts mehr für ihn tun. Dylan Thomas starb am 9. November im St. Vincent’s Hospital Manhattan.
    Die letzten Worte
    Es ist eigentlich schade: Dylan Thomas’ letzte Worte sind in jedem zweiten Zitatenschatz zu finden, aber seine wirklichen letzten Worte waren sie nicht. Am Abend des 3. November, als er, soviel man weiß, das letzte Mal Whiskey trank, sagte er zu den in der White Horse Tavern Anwesenden, bevor er ging: „Ich hatte gerade achtzehn Whiskey ohne Eis; ich denke mal, das ist der Rekord.“ Diese Worte sind so prägnant, dass sie sich schnell herumsprachen und heute nicht mehr klar ist, wer wem zum ersten Mal davon erzählt hat. Da man allerdings weiß, dass er am 4. November telefoniert hat und auch am 5. November immer jemand bei ihm war, ist sicher, dass die berühmte Sentenz nicht seine letzten Worte waren. Vielleicht seine letzten von Bedeutung. Übrigens stimmten sie wohl nicht einmal: Der Barmann des Pubs in Greenwich Village gab später an, Thomas habe „nur“ neun Whiskey getrunken.
    |107| Der Alkoholismus gehörte schon zu seinen Lebzeiten zum Bild, das sich die Öffentlichkeit von Dylan Thomas machte. Bei seinen beliebten öffentlichen Auftritten hatte er zudem großes Lampenfieber, das er dann wiederum mit Alkohol betäubte. So hatten Veranstalter regelmäßig Angst, dass er noch vor Beginn eines Auftritts kollabieren würde. Heute kennt man seinen Namen und seinen zweifelhaften Ruf im Allgemeinen mehr als seine Werke, was wirklich schade ist.
    Und der Tod wird nicht siegen
    Und der Tod wird nicht siegen.
    Tote Männer, nackt, werden eins
    Mit dem Mann im Wind und dem Mond im Westen;
    Wenn ihre Knochen schon bleich sind und auf einmal fort,
    Haben sie Sterne an

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