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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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gipfelte. Alle Hoffnungen auf eine Entwicklung der menschlichen Rasse zum Positiven hin musste er als gescheitert ansehen. Am 13. August 1946 starb er in seinem Londoner Haus. Wells hatte lange Jahre an Diabetes gelitten; die Ursache seines Todes aber wurde von seiner Familie unter Verschluss gehalten. Es gab Stimmen, die vermuteten, er habe sich das Leben genommen.
    Die letzten Worte
    „Gehen Sie weg. Mir geht’s gut.“ Dies sind die letzten Worte, die H. G. Wells von sich gab, zu einer Krankenschwester, die sich in seinem Haus um ihn kümmerte. Ablehnung und Abweisung sprechen aus ihnen, wie es bei letzten Worten selten der Fall ist. Doch dies hat seinen Grund: Am Ende seines Lebens war Wells vollkommen desillusioniert. Er musste einsehen, dass all seine Bemühungen (über 60 Romane und Erzählungen, ebenso viele Sachbücher, zahllose Essays und Artikel) umsonst gewesen waren. Vor allem Hiroshima und Nagasaki hatten ihn schwer getroffen. Die Menschheit verfügte nunmehr über die Technologie, sich selbst vollständig auszulöschen, und er war sich sicher, dass sie das irgendwann auch tun würde. Gegen Ende seines Lebens sagte er einmal, er wolle, dass auf seinem Grabstein steht: „Ich habe es euch doch gesagt, ihr verdammten Narren.“
    Immerhin sind einige seiner Ideen und Hoffnungen (wenn auch nicht die größten) später doch noch wahr geworden: So sprach er sich Ende der dreißiger Jahre in einer Reihe von Essays dafür aus, eine ständig wachsende Enzyklopädie des Wissens der gesamten Menschheit anzulegen, zu der jedermann Zugang haben müsse. Dank Wikipedia ist dieser Traum zumindest ansatzweise Wirklichkeit geworden. Und vielleicht wird die Vernetzung der Welt über das Internet doch irgendwann so etwas wie ein Ersatz für den „Weltstaat“ sein, in dem alle an einem Strang ziehen und es keine Kriege mehr gibt. Die Gefahr, dass die Erde in einem nuklearen Krieg zerstört wird, ist heute immerhin nicht mehr so groß wie noch Anfang der achtziger Jahre.

|102| Eugene O’Neill
„In einem Hotelzimmer geboren und, verdammt nochmal, in einem Hotelzimmer gestorben.“
    Wahrheitsgehalt: 90 %
    Voller Name: Eugene Gladstone O’Neill
    Tätigkeit: Dramatiker
    Gestorben: 27. November 1953 in Boston
    Im Alter von: 65 Jahren
    Todesursache: Lungenentzündung
    Letzte Worte im Original: „Born in a hotel room, and God damn it, died in a hotel room.“
    Quelle: Carlotta O’Neill
    Zitiert nach: Louis Sheaffer: O’Neill. Son and Playwright, New York 1968, S. 465 f.
     
    Der Sohn irischer Auswanderer wurde zu einem der wichtigsten Dramatiker der USA. Viermal erhielten seine Werke den Pulitzerpreis, und 1936 wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen für (so das Komitee) „die Kraft, Ehrlichkeit und die tiefgehenden Emotionen seiner dramatischen Werke“. Diese Ehrlichkeit spricht auch aus seinen letzten Worten.
    Wie starb er?
    Mitte der vierziger Jahre begann Eugene O’Neills langes Leiden. Er entwickelte (eventuell durch Alkoholismus begünstigt) eine neurologische Fehlfunktion, deren Symptome ähnlich der Parkinson-Krankheit waren. Sie ist rückblickend als zerebelläre Abiotrophie diagnostiziert worden. Oft zitterten seine Hände so stark, dass er keinen Stift mehr in die Hand nehmen konnte. Dabei hatte er seine großen Theaterstücke wie „Beyond the Horizon“ (1920) oder „Long Day’s Journey into Night“ (1942) alle mit der Hand geschrieben. Er versuchte es mit Diktieren, aber es nützte nichts. Nicht nur seine gesundheitlichen Probleme, auch seine familiären wurden so groß, dass er kein weiteres Werk mehr zustande brachte.
    Dreimal war er verheiratet; seine dritte Ehe hielt am längsten, aber nach 20 Jahren hatte er sich mit seiner Frau Carlotta auseinandergelebt und zerstritten. |103| 1950, nachdem O’Neills Sohn, ein Professor für Altertumswissenschaft, Selbstmord begangen hatte, trennten sie sich. Scheiden ließen sie sich aber nie. In den folgenden drei Jahren versuchten sie immer wieder, sich zu versöhnen, doch ihre Treffen endeten meist im Streit. Einmal, im Winter, rannte er nach einem solchen Streit im Zorn aus dem Haus, fiel hin und brach sich das Bein. Carlotta sah es, lachte ihn aus und ließ ihn auf dem Gehsteig liegen. Er verlor das Bewusstsein und kam erst im Krankenhaus wieder zu sich. Ein Passant hatte einen Arzt gerufen. Dann hörte er, seine Frau sei später auf der Straße aufgegriffen worden. Sie habe sinnlos vor sich hin geredet und man habe sie zur Untersuchung in dieselbe

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