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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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meinen Lebensunterhalt doch nicht durch ein paar Krüge schlechten Biers in Gefahr bringen.«
    »Wieso hast du den Sturm dann nicht gespürt?«
    »Keine Ahnung, Barak. Vielleicht ist es kein natürlicher Sturm. Irgendein Zauberer könnte ihn beschworen haben. Ich weiß nicht, ob mein Bein auf so was reagieren würde.«
    »Eine praktische Ausrede, Drolag«, sagte Barak abfällig. »Jedesmal, wenn irgend jemand was nicht erklären kann, schiebt er es auf Magie.«
    »Das muß ich mir nicht gefallen lassen, Barak«, brauste Drolag auf. »Ich verdiene mir meine Heuer, aber ich bin nicht verantwortlich für übernatürliche Kräfte.«
    »Geh hinunter, Drolag«, brummte Barak. »Sprich ein ernstes Wort mit deinem Bein und schau, ob es sich nicht eine bessere Ausrede einfallen lassen kann.«
    Drolag stapfte vor sich hinbrummelnd das krängende Deck hinunter.
    Barak war finsterster Laune. Alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Kurz nachdem er und seine Freunde Agachaks unangenehmes Ableben mitangesehen hatten, war die Seevogel über ein Hindernis unter Wasser gestreift und eine Naht war aufgesprungen.
    Nur durch anstrengendstes Ösen waren sie flußab noch bis Dal Zerba gekommen, wo sie das Schiff mühsam auf eine Bank zum Kalfa-tern hatten ziehen können. Die Ausbesserungen hatten sie zwei Wochen gekostet, und nun hielt sie auch noch dieser Sturm aus dem Nichts auf. Unrak kam den Niedergang herauf, dicht gefolgt vom stumpfgesichtigen König der Thulls. Der Wind zauste Unraks leuchtend rotes Haar, während er sich umschaute. »Sieht gar nicht so aus, als würde es nachlassen, oder, Vater?«
    »Jedenfalls nicht spürbar.«
    »Hettar möchte mit dir reden.«
    »Ich muß diesen störrischen Kahn steuern.«
    »Der Maat kann einstweilen übernehmen, Vater. Er braucht bloß den Bug im Wind zu halten. Hettar hat diese Karte studiert und be-fürchtet, daß wir uns in Gefahr befinden.«
    »Durch den Sturm? Lächerlich!«
    »Ist der Boden der Seevogel fest genug, daß ihm Felszacken nichts anhaben können?«
    »Wir befinden uns in tiefem Wasser!«
    »Nicht mehr lange, fürchte ich. Komm mit hinunter, Vater. Hettar kann es dir zeigen.«
    Brummelnd überließ Barak das Ruder seinem ersten Maat und folgte seinem Sohn zum Niedergang. Nathel, der König der Thulls, schlurfte uninteressiert hinter ihnen her. Nathel war etwas älter als Unrak, aber er folgte Baraks rothaarigem Sohn wie ein herrenloses Hündchen. Unrak behandelte den ungebetenen Begleiter allerdings nicht allzu liebenswürdig.
    »Worum geht's, Hettar?« erkundigte sich Barak heftig, als er die enge Kabine betrat.

»Komm rüber und sieh es dir selbst an«, entgegnete der hochgewachsene Algarier.
    Barak stapfte zu dem am Boden befestigten Tisch und betrachtete die Karte.
    »Wir haben Dal Zeth gestern verlassen, richtig?«
    »Ja. Und wir wären schon viel weiter, wenn jemand darauf geachtet hätte, was unter der Wasseroberfläche lag. Ich glaube, ich werde mir den vorknüpfen, der an jenem Tag Bugwache hatte, und ihn kielholen lassen.«
    »Was ist kielholen?« fragte Nathel Unrak.
    »Etwas sehr Unangenehmes«, antwortete der rothaarige Junge.
    »Dann ist es mir lieber, du erklärst es mir nicht. Unangenehmes mag ich nicht.«
    »Was immer Ihr wünscht, Eure Majestät.« Ein paar Manieren hatte Unrak durchaus.
    »Warum nennst du mich nicht einfach Nathel und duzt mich?«
    fragte der Thull traurig. »Ich bin ja gar nicht wirklich König. Mutter trifft alle Entscheidungen.«
    »Wie du möchtest, Nathel«, erwiderte Unrak jetzt fast mitleidig.
    »Wie weit, glaubst du, sind wir seit gestern gekommen?« fragte Hettar Barak.
    »Etwa zwanzig Seemeilen. Wir mußten gestern abend beiliegen, weil wir uns in fremdem Gewässer befinden.«
    »Dann sind wir jetzt etwa hier, oder?« Hettar deutete auf ein ominöses Zeichen auf der Karte.
    »Wir sind nicht einmal in der Nähe dieses Riffs, Hettar. Wir drehten südostwärts, als wir die Flußmündung verließen.«
    »Aber wir sind nicht südostwärts gesegelt, Barak. Offenbar ist da eine Strömung, die die Westküste von Mallorea herunterkommt, und sie ist ziemlich stark. Ich habe sie ein paarmal überprüft. Dein Bug deutet zwar südostwärts, aber die Seevogel ist durch diese Strö-
    mung die ganze Zeit seitwärts, fast gerade südwärts getrieben.«
    »Seit wann bist du so ein Segelfachmann?«
    »Das muß ich gar nicht sein, Barak. Nimm einen Stecken und wirf ihn über die Steuerbordseite. In wenigen Minuten wird dein Schiff ihn

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