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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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kam ihm ein Gedanke, der ihn er-schaudern ließ. Könnte es sein, daß es Cyradis war, die sie heute verlieren würden? Sie hatte für ihre Aufgabe alles geopfert. Gewiß konnten die beiden Prophezeiungen doch nicht so grausam sein, auch noch das Leben dieses zierlichen Mädchens zu fordern.
    Belgarath war natürlich unverändert und unveränderbar. Er trug noch die beiden verschiedenen Stiefel, das geflickte Beinkleid und den rostfarbenen Kittel wie damals, als er auf Faldors Hof aufge-taucht war und sich als Geschichtenerzähler Wolf ausgegeben hatte.
    Der einzige Unterschied bestand darin, daß der alte Mann keinen Bierkrug in der freien Hand hielt. Beim Abendessen hatte er sich beinahe abwesend einen Krug mit dem schäumenden Bier gefüllt.
    Fast ebenso abwesend hatte ihm Poledra diesen aus der Hand genommen und aus einem Bullauge geleert. Garion befürchtete, daß Belgaraths Trinkerei ein ziemlich abruptes Ende gefunden hatte. Er dachte, daß es recht erfrischend sein mochte, ein längeres Gespräch mit seinem Großvater zu führen, wenn der alte Mann einmal völlig nüchtern war.
    Sie aßen ihr Frühstück schweigsam, denn es gab nichts mehr zu besprechen. Ce'Nedra fütterte pflichtbewußt den Welpen, dann blickte sie Garion wehmütig an. »Sorg gut für ihn«, bat sie.
    Jedes Wort wäre sinnlos. Sie war so völlig überzeugt, sie würde diesen Tag nicht überleben, daß man es ihr einfach nicht ausreden konnte. »Vielleicht schenkst du ihn Geran«, fügte sie hinzu. »Jeder Junge sollte einen Hund haben, um für ihn zu sorgen, es wird unseren Sohn Verantwortung lehren.«
    »Ich habe nie einen Hund gehabt.«
    »Das war aber nicht nett von Euch, Tante Pol.« Unbewußt – oder auch nicht – benutzte Ce'Nedra diese Anrede.
    »Er hätte keine Zeit gehabt, sich um ihn zu kümmern, Ce'Nedra«, erwiderte Polgara. »Unser Garion hatte ein ausgefülltes Leben.«
    »Hoffen wir, daß ich ein bißchen mehr Zeit habe, wenn das alles vorüber ist«, sagte Garion.
    Nach dem Frühstück trat Kapitän Kresca mit einer Karte in der Hand ein. »Sie ist leider nicht sehr genau«, entschuldigte er sich.
    »Wie ich schon gestern sagte, konnte ich um den abgestumpften Gipfel herum nie richtig loten. Wir können uns dem Strand bis auf etwa hundert Meter nähern, dann müssen wir das Beiboot nehmen.
    Dieser Nebel wird alles noch erschweren, fürchte ich.«
    »Gibt es an der Ostseite dieses Berges einen Strand?« fragte ihn Belgarath.
    »Einen sehr schmalen«, antwortete Kresca. »Aber die Nipptide wird ein wenig mehr davon freilegen, nehme ich an.«
    »Gut. Wir möchten ein paar Dinge mit an Land nehmen.« Belgarath deutete auf die zwei schweren Segeltuchsäcke, die Garions und Zakaths Panzer enthielten.
    »Ich werde sie von ein paar Männern ins Boot laden lassen.«
    »Wann können wir aufbrechen?« fragte Ce'Nedra ungeduldig.
    »In etwa zwanzig Minuten, kleine Dame.«
    »Erst?«
    Er nickte. »Außer Ihr kennt eine Möglichkeit, die Sonne früher auf-gehen zu lassen.«
    Ce'Nedra blickte rasch zu Belgarath.
    Er schüttelte mit tadelnder Miene den Kopf.
    »Käpt'n«, bat Poledra, »würdet Ihr dafür sorgen, daß sich jemand um unseren vierbeinigen Freund kümmert? Er ist noch nicht sehr gut erzogen, und wir möchten nicht, daß er zur unrechten Zeit zu heulen anfängt.«
    »Selbstverständlich, meine Dame.« Kresca hatte offenbar nicht genug Zeit an Land verbracht, um einen Wolf zu erkennen, wenn er einen sah.
    Die Seeleute hißten die Anker und setzten sich an die Riemen. Jeweils nach zwei Schlägen hielten sie inne, während ein Mann im Bug das Lot auswarf.
    »Es geht zwar langsam«, sagte Silk leise, während sie alle an Deck standen, »aber dafür lautlos. Wir wissen nicht, wer sich auf dem Riff aufhält, und ich möchte sie lieber nicht auf uns aufmerksam machen.«
    »Es wird seichter, Käpt'n«, meldete der Lotgast so leise wie nur möglich. Die offensichtlich kriegerischen Vorbereitungen Garions und seiner Freunde hatten die Notwendigkeit, unbemerkt zu bleiben, besser als Worte deutlich gemacht. Wieder warf der Seemann die Lotleine aus. Schier endlos schien das Schiff über dem Lotblei dahinzugleiten, dann meldete der Mann an der Leine: »Es wird zunehmend seichter, Käpt'n. Hier sind es nur noch zwei Faden.«
    »Riemen streichen!« befahl Kapitän Kresca leise. »Weiter können wir nicht«, erklärte er seinen Passagieren. Dann wandte er sich an seinen ersten Maat. »Sobald wir mit dem Beiboot in sicherer Entfernung sind,

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