Seherin von Kell
gelesen?«
»Ich habe mich ein paarmal durchgekämpft. Mein Altangarakanisch ist leider nicht so gut.«
»Ihr versteht Altangarakanisch?« fragte Zakath überrascht. »In Mallorea ist es eine verbotene Sprache. Ich vermute, daß Torak so einiges änderte und nicht wollte, daß es jemand bemerkte.«
»Ich habe sie gelernt, ehe es zu dem Verbot kam. Worauf willst du hinaus, Beldin?«
»Erinnerst du dich an den Abschnitt ziemlich am Anfang – inmitten all dieser geschwollenen Prahlerei –, als Torak erwähnt, daß er zu den Höhen von Korim hinaufstieg, um mit UL über die Erschaffung der Welt zu reden?«
»Vage.«
»Jedenfalls wollte UL nichts damit zu tun haben, also wandte ihm Torak den Rücken, stieg hinunter, sammelte die Angarakaner und führte sie nach Korim zurück. Er sagte ihnen, wozu er sie bestimmt hatte, woraufhin sie sich, auf typisch angarakanische Weise, vor ihm auf den Boden warfen und anfingen, einander als Opfer abzu-schlachten. In dem Abschnitt steht das Wort ›Halagachak‹, das Tempel oder so was Ähnliches bedeutet. Ich dachte immer, daß Torak bildlich sprach, doch das tat er gar nicht. Dieser Berg ist der Tempel. Der Altar da oben bestätigt es, und auf diesen Terrassen standen die Angarakaner und schauten zu, wie die Grolims ihrem Gott Menschenopfer brachten. Wenn ich mich nicht täusche, ist dies auch der Ort, wo Torak mit seinem Vater redete. Egal, was ihr vom alten Brandgesicht haltet, dies hier ist eine der heiligsten Stätten auf Erden.«
»Ihr sprecht von Toraks Vater.« Zakath blickte Beldin ein wenig verwirrt an. »Ich wußte gar nicht, daß die Götter Väter hatten.«
»Aber das weiß doch jeder!« sagte Ce'Nedra ein wenig von oben herab.
»Ich wußte es nicht.«
»UL ist ihr Vater«, sagte sie betont lässig.
»Ist er denn nicht der Gott der Ulgoner?«
»Nicht ganz aus freien Stücken«, sagte Belgarath. »Der erste Gorim hat ihm mehr oder weniger zugesetzt, bis er sich einverstanden er-klärt hat.«
»Wie kann man einem Gott zusetzen?«
»Mit Vorsicht«, antwortete Beldin. »Mit allergrößter Vorsicht.«
»Ich habe UL persönlich kennengelernt«, warf Ce'Nedra ungebeten ein. »Er mag mich.«
»Sie kann manchmal recht aufreizend sein, nicht wahr?« sagte Zakath zu Garion.
»Es ist dir also nicht entgangen?«
»Ihr braucht mich nicht zu mögen.« Sie warf die Locken zurück.
»Keiner von euch. Solange die Götter ein Mädchen mögen, ist es in Ordnung.«
Da bekam Garion ein wenig Hoffnung. Wenn Ce'Nedra bereit
war, mit ihnen zu albern, glaubte sie bestimmt nicht wirklich, daß ihr Ableben so kurz bevorstand, wie sie behauptet hatte. Aber er wünschte sich nach wie vor, er könne ihr irgendwie das Messer ab-nehmen.
»Hast du während deiner faszinierenden Erkundung auch die Höhle gefunden?« fragte Belgarath Silk. »Ich dachte eigentlich, daß du dich deshalb im Nebel herumschleichst.«
»Die Höhle? Oh, die ist an der Nordseite, und davor liegt eine Art Amphitheater. Sie ist fast genau in der Mitte dieser Wand. Ich habe sie gleich am Anfang entdeckt.«
Belgarath funkelte ihn an.
»Es ist jedoch eigentlich keine Höhle«, fügte Silk hinzu. »Im Berg-inneren mag ja eine sein, aber der Eingang ist eher wie eine breite Türöffnung. Zu beiden Seiten sind Säulen und über dem Türsturz blickt einem ein bekanntes Gesicht entgegen.«
»Toraks?« fragte Garion mit einem flauen Gefühl im Magen.
»Du hast es erraten.«
»Sollten wir dann nicht lieber losgehen?« fragte Durnik. »Wenn Zandramas bereits auf der Insel ist…« Er spreizte die Hände.
»Na und?« Beldin zuckte mit den Schultern.
Alle starrten den kleinen Buckeligen an.
»Zandramas kann die Höhle nicht betreten, ehe wir dort sind, richtig?« wandte er sich an Cyradis.
»Das kann sie nicht«, bestätigte sie. »Es ist verboten.«
»Gut, dann lassen wir sie warten. Ich bin sicher, sie genießt die Vorfreude. Hat jemand daran gedacht, etwas zum Essen mitzubrin-gen? Es bleibt mir hier ja nichts übrig, als eine Möwe zu sein, aber niemand kann von mir verlangen, daß ich rohen Fisch esse.«
22
Siewarteten fast eine Stunde, bis Beldin meinte, daß Zandramas inzwischen richtig kribbelig sein müßte. Garion und Zakath hatten den Aufschub genutzt und ihre Panzer angelegt. »Ich sehe mich um«, sagte der Zwerg schließlich. Langsam verwandelte er sich wieder in eine Möwe und segelte in den Nebel. Als er zurückkehrte, kicherte er boshaft. »Noch nie habe ich eine Frau so fluchen gehört.
Sie
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